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Plattenkritik Fatoni & Dexter - Yo, Picasso

Da ist das Ding: "Yo, Picasso" ist die erste Kollabo auf Albumlänge von Fatoni und Dexter - also dem Münchner Ausnahmerapper und dem Stuttgarter Produzenten der Stunde. Und damit rasieren die beiden mal eben ganz Rap-Deutschland.

Von: David Würtemberger

Stand: 05.11.2015 | Archiv

Fatoni & Dexter - Yo, Picasso! | Bild: WSP

Fatoni & Dexter geilen uns seit Wochen auf mit Videos und Snippets zu ihrem Kollabo-Album. Über drei Jahre haben sie daran geschraubt, jetzt ist es soweit. "Yo, Picasso" ist da.

Dexter macht seinem Ruf als Producer der Stunde alle Ehre. Allein die liebevolle Sample-Arbeit – zum Niederknien! Scheinbar pushen die Beats auch Fatoni auf ein neues Level. Hashtag Endboss!

Irgendwo zwischen seiner eh schon großartigen EP "C’Mon das geht auch klüger" und "Yo, Picasso" hat Fatoni einen Quantensprung hingelegt und klatscht einem jetzt so viele kranke Flows um die Ohren, dass man sich selbige nur ungläubig reiben kann. Aber nicht nur wie, sondern auch was der Münchner da von sich gibt, flasht alles zwischen Trommelfell und Großhirn.

"Ich hör ein Lied von Mike Skinner und wär lieber Mike Skinner, denn ich liebe Mike Skinner. Und ich hasse Mike Skinner bis in alle Ewigkeit, denn im Vergleich zu Mike werd‘ ich immer mittelmäßig sein."

(Fatoni in 'Mike')

Mittelmäßig? Definitiv nicht. Die Texte auf "Yo, Picasso" haben alles. Beispiele? Gerne.

Nehmen wir doch einfach mal "Kein Tag". Der Song ist der letzte aus einer ganzen Reihe von Vorab-Videos. Fatoni und Dexter stimulieren die Reize nämlich auch auf der optischen Ebene. Und inhaltlich vereinen sie in "Kein Tag" Witz und Depression auf höchster Ebene.

In "Kann nicht reden, ich esse" werden intelligente Texte und Selbstreferenzen galore serviert. Das ist übrigens auch der einzige Albumtrack mit einem Feature.

Und nein: Nicht Juse Ju oder Edgar Wasser kommen zu Wort – Kryptik Joe von Deichkind liefert einen Part, bei dem sich alle Deichkind-Hater im Schweigen üben werden.

Ebenfalls fett vertreten: Sarkasmus und Zynismus. Oder ist das doch nur Ironie? "32 Grad" jedenfalls ist - ganz unabhängig von Einordnungsversuchen - einer der cleversten Kommentare auf die Flüchtlingskrise, den die Musiklandschaft derzeit zu bieten hat. Wer nicht mitdenkt, der kommt nicht mit.

Fatoni rappt sich hartnäckig im Gehirn fest. Selten macht es so Bock, über Songtexte zu philosophieren. Spielt er da in "32 Grad" auf Advanced Chemistry UND Diogenes von Sinope an? So locker und beiläufig wie das alles klingt, kann es doch kein Zufall sein. Oder findet der Typ es einfach geil, Interprationsparanoia zu sähen!? Was zur Hölle denkt der sich!?

"Ich dachte mal, ich sei ein schlechter Mensch, der nur an seine Interessen denkt, aber jetzt hab ich festgestellt, ich hab nicht Schuld, sondern der Rest der Welt!"

(Fatoni in 'Schlechter Mensch')

Die 13 Tracks auf "Yo, Picasso" sind eine perfekt angeordnete Symbiose aus den fantastischen Beats von Dexter und dem Rap von einem Fatoni on fire. C’Mon, das geht auch kürzer? Ok: "Yo, Picasso" ist das beste deutschsprachige Rapalbum des Jahres.


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