Tracks der Woche #08/18 The Wombats, IAMDBB, Swimming Girls, Juse Ju, Albert Hammond Jr.
Die royalen Tracks der Woche: Vertreter des Indie-Adels, die Queen des gelungenen Auftritts, drei Lords und eine Lady mit Leibchauffeur, ein Prinz ohne Prinzessin und ein König an der Gitarre.
The Wombats – Cheetah Tongue
Es gibt Künstler, die sich alle paar Jahre neu erfinden – die großartige Madonna wird an dieser Stelle gerne als Beispiel genannt. Und dann gibt es Künstler, denen Trends herzlich egal sind und die unbeirrt ihre Schiene fahren. Zu der Sorte gehören The Wombats – und zwar im besten Sinne. Angefangen hat ihre Karriere Mitte der 2000er in der Hochphase des Indie. Aber während so manch andere Indie-Sensation aus dieser Zeit irgendwann stillschweigend abgetreten ist, haben The Wombats auch heute noch einiges in petto. Ein neues Album zum Beispiel, das "Beautiful People Will Ruin Your Life" heißt. Die Single "Cheetah Tongue" trägt die unverwechselbare Handschrift der Band aus Liverpool: Musikalisch hat der Song zwar einen ungewöhnlich psychedelischen Einschlag, seine Dynamik, die außergewöhnliche Stimme von Matthew Murphy und der catchy Refrain machen ihn aber letztlich zu einem typischen Wombats-Track. Zu einem sehr guten, angemerkt.
IAMDDB – Conjuring
Vorhang auf für IAMDDB: Diese Frau weiß nur zu gut, wie man einen gelungenen Auftritt hinlegt und aus Skeptikern in kürzester Zeit Fans macht. IAMDDB ist eine MC aus Manchester, die ihre Musik selbst als "Urban Jazz" bezeichnet. Das heißt im Klartext: Alles ist erlaubt. Und so liefert uns IAMDDB, die eigentlich Diana Debrito heißt, eine smoothe Mischung aus Rap und Gesang, bei der die geliebte 808-Drummachine zum Einsatz kommt. An der ein oder anderen Stelle schimmern auch ihre portugiesischen und angolanischen Wurzeln durch. Wenn IAMDBB in ihrem Video zu „Conjuring“ die synthetischen Beats aufdreht, hüpft und wackelt plötzlich, was gerade noch auf dem Boden kniete. In unter drei Minuten schafft sie es locker, von der anfänglichen Ruhe zum ungezügelten Turn-Up und wieder zurück zu wechseln.
Swimming Girls – Back of your Car
Nix da "Shotgun" – die wahren Genießer sitzen auf der Rückbank. Keine Verantwortung, einfach nur aus dem Fenster starren und treiben lassen. "Back of your Car" ist eine Hymne an dieses Gefühl, das für einen Moment alles wunderbar ist, auch wenn in Wirklichkeit gerade einiges schiefläuft. Damit liefern Swimming Girls Eskapismus-Pop vom feinsten, dem sie mit nostalgischen Gitarrenriffs einen alternativen Hauch einflößen. Die Stimme von Sängerin Vanessa erinnert dabei besonders im Intro ein wenig an eine gut gelaunte Lorde. Auch wenn der Bandname etwas anderes vermuten lässt, handelt es sich bei der Besetzung zu drei Vierteln um Männer. Allerdings kommen alle vier Mitglieder aus Bath, der englischen Stadt, die für ihre römischen Bäder bekannt ist. Daher also die Wasseraffinität. Die Zeiten vom zaghaften Warten am Beckenrand sind jedenfalls vorbei, mit ihrer dritten Single "Back Of Your Car" tauchen Swimming Girls tief ein ins Musikgeschäft.
Juse Ju - Lovesongs
"Ich steh’ doch auch selber nur auf die narzisstischen Mädels mit Drogen- und Psychoproblemen", rappt Juse Ju auf seiner neuen Single "Lovesongs". Der München-Berliner Teilzeit-Battle-MC ist scheinbar mittlerweile emotional so abgestumpft, dass ihm kein Liebeslied dieser Welt mehr etwas geben kann. Und wenn Juse Ju im Video sekundenlang in die Kamera starrt und sich in seinem Gesicht absolut gar nichts tut, glauben wir ihm das auch. Einsam unter Menschen – dazu passt auch der Titel von Juse Jus neuem Album "Shibuya Crossing", benannt nach der wuseligen Kreuzung im Zentrum von Tokio. Ein Sehnsuchtsort für den Rapper, der seine Grundschulzeit in eben jener Stadt verbracht und später Japanologie studiert hat. Aber direkt leidtun muss einem Juse Ju jetzt auch nicht: Mit Fatoni hat er seinen Seelenverwandten eigentlich schon gefunden. Während also alle seine Freunde heiraten, kann er doch einfach weiter Buddy-Features voll ironischer Gesellschaftskritik machen.
Albert Hammond Jr. – Muted Beatings
Man könnte ja meinen, Mitglied bei The Strokes zu sein, ist ein Vollzeit-Job. Aber nicht nur Sänger Julian Casablancas, auch Gitarrist Albert Hammond Jr. führt schon lange ein musikalisches Doppelleben. Letzterer hat gerade seine neue Single "Muted Beatings" inklusive todtraurigem Video mit ihm selbst in der Hauptrolle rausgehauen und dazu auch gleich sein neues Album "Francis Trouble" angekündigt. Darauf verarbeitet der Musiker aus Los Angeles ein düsteres Kapitel seines Lebens: die Totgeburt seines Zwillingsbruders. Ziemlich harter Stoff. Die erste Single "Muted Beatings" ist aber weit weniger deprimierend, als man jetzt vermuten möchte: Die Gitarre schlängelt sich elegant durch den Track, mal spielt sie sich in den Vordergrund – der Kerl ist schließlich ein begnadeter Gitarrist – mal hält sie sich dezent zurück und überlässt dem wirklich ansteckenden Gesang die Bühne.
Sendung: Freundeskreis, 19.02.2018 - ab 10.00 Uhr