Tracks der Woche #22/19 Gianni Mae, Die Höchste Eisenbahn, Bdotissa & 7AM, Sebastian & Gallant, IDER

Gianni Mae – Kung Fu

Egoismus muss nicht immer schlecht sein – vor allem wenn du ihn nutzt, um dein eigenes Ding zu machen und dich nicht von negativen Vibes und Diskriminierung einschüchtern lässt. So in etwa könnte man die Botschaft zusammenfassen, die in vielen Tracks von Gianni Mae mitschwingt. Diese Haltung kommt nicht von irgendwoher, denn Sexismus in der deutschen Musikindustrie hat die Rapperin schon öfter erleben müssen. Die Lines ihrer Tracks sind immer auf den Punkt und ihre Performance so energetisch wie bei keiner zweiten. Gianni Mae gehört nicht ohne Grund zu den Newcomern, die ihr 2019 unbedingt auf dem Schirm haben solltet. Dass ihre Message live mindestens genauso gut rüberkommt, wird euch sie euch auf dem PULS Open Air persönlich beweisen.

Die Höchste Eisenbahn – Job

Was wie die Low-Fi-Variante eines The Who-Hits aus den 70ern beginnt, stürzt im Eiltempo Richtung Fender-Rhodes-Melodien und Coming-Of-Age-Lyrics. Dass Moritz Krämer mit Die Höchste Eisenbahn einen neuen Song veröffentlicht hat, war nach einer drei Jahre langen Schaffenspause der Band auch – Achtung, unabsichtliches Wortspiel – höchste Zeit. Dass Moritz nur ein paar Wochen nach dem Release seines Solo-Albums „Ich habe einen Vertrag unterschrieben 1 &2“ schon wieder mit seinem anderen musikalischen Projekt nachlegt, damit hätten wohl aber die wenigsten gerechnet. Wie es der Workaholic geschafft hat beides unter einen Hut zu bringen und dazu noch überzeugend abzuliefern, wissen wir auch nicht.

Bdotissa & 7AM – Show Yourself

Seine Lines sind so tight und der Inhalt dermaßen auf den Punkt, dass man Bdostissa auf jeden Fall für einen Native-Speaker hält und seine Tracks automatisch in die Hotspots des amerikanischen Rap-Games packen möchte. Dass Bdotissa aus Atlante, sondern aus dem urbayerischen Augsburg kommt, ändert aber nichts daran, dass er einer der vielversprechendsten Rapper ist, die Deutschland derzeit zu bieten hat. Genau deshalb haben wir Bdotissa auf das diesjährige PULS Open Air geholt, wo er am Donnerstag seinen Auftritt auf Waldbühne bestreiten wird. Abriss garantiert.

Sebastian & Gallant – Run for Me

Ed Banger Records wurde vom ehemaligen Daft Punk Manager Busy P. gegründet und ist unter anderem die Heimat von Justice - und jetzt auch von Sebastian. Von seinen Label-Freunden Justice hat er sich auch einiges in Punkto Sound abgeschaut. Nur tapeziert er damit nicht seine Songs zu, sondern lässt die Klang-Hommage lediglich in kurzen Highlight-Momenten raus – aber auch nur dann, wenn es richtig knallen soll. Dadurch bleibt genug Raum, um seinen Tracks den eigenen Stempel aufzudrücken - und der besteht aus einer wilden Mischung von Soul, Pop- und R’n‘B-Elementen. Mit Gallant hat sich Sebastian passender Weise einen richtigen Brocken in Sachen R’n’B-Vocals ins Studio geholt, dessen Stimme u.a. von Musik-Größen wie Dua Lipa und ZHU gefeiert wird.

IDER – Wu Baby

Die Songs von Megan Markwick und Lily Somerville sind wie ihre Pony-Frisuren: kompakt, auf den Punkt und immer ein Statement. IDER packen in dreieinhalb Minuten die komplexesten Gefühls-Struggles: „Here I go, heaven and hell, I love you both. I don't wanna float, baby, let me drown. Suffocate my lungs with the love I found. Oh, I could be your girlfriend, I could be your girlfriend. I really think that.“ Verpackt in wunderschöne Melodien und stampfende Grooves haben die Songs von IDER alles, was man braucht, um aus der breiten Masse an Pop-Acts herauszustechen. Doch überzeugt euch einfach selbst von IDERs Können bei ihrem Auftritt auf dem diesjährigen PULS Open Air.

Sendung: PULS am 27.05.2019 - ab 10.00 Uhr