Tracks der Woche #30/18 Fins, Jules Werner, Fil Bo Riva, Mauli, Russo
Die Tracks der Woche haben Vermögen angehäuft: Sie sind reich an Talenten, investieren in ein neues Projekt, besitzen eine goldene Stimme, umgeben sich mit Luxusmarken und bauen ein Haus mit Pool.
Fins - Work Your Magic
Zerzauste Locken, strubbeliger Bart und 80er-Jahre-Brille - das ist ein hervorragender Look, wenn man zeigen will: Ich bin ein sensibler Kerl, der sich selbst nicht zu ernst nimmt. Und diesen Style fährt Andi Fins, der auf der Bühne seinen Vornamen weglässt, absolut gekonnt. Er wirkt wie ein Künstler, der zum Singer-Songwriter geboren ist. Tatsächlich aber war der Wahlberliner, der in Bayern groß geworden ist, lange Zeit der stumme Mann an den Tasten: als Keyboarder bei Clueso und seiner Band Tim Neuhaus & The Cabinet zum Beispiel. Sein Soloprojekt startete er 2012 mit seinem Debütalbum "A Chapter Missing Its Book". Sechs Jahre später kommt jetzt mit "How Will Our Hero Get Out Of This One?" ein neues Kapitel dazu. Die Single "Work Your Magic" ist schon mal ein exzellentes Beispiel für Fins fluffigen Indie-Pop-Sound: verträumter Gesang, charmantes Klavier und wärmendes Sunshine-Feeling.
Jules Werner - Drohne
"Bei uns tut sich gerade nichts. Aber unser Sänger hat heute die erste Single 'Drohne' aus seinem Soloprojekt Jules Werner veröffentlicht", schreibt die Band Hadern Im Sternenhagel ziemlich trocken auf ihrer Facebookseite. Aber ist damit wirklich schon alles gesagt? Wir würden sagen: nein. Denn auch wenn es noch nicht besonders viele Infos und erst einen Song des neuen Projekts gibt, "Drohne" verdient Aufmerksamkeit. Wie auch mit seiner Band bleibt der Münchner bei deutschen Texten. Aber: Während es mit den Kollegen in Richtung Synth-Pop mit der textlichen Dramatik der NDW geht, klingt Jules Werner solo weitaus nüchterner. An einigen Stellen verschwimmt sogar die Grenze zwischen Sprechgesang und Rap. Dazu gibt es im gesungenen Refrain diesen orientalisch angehauchten Beat, der sich gemächlich in die Ohren schlängelt. Wir sind gespannt, wie's weiter geht!
Fil Bo Riva - Time Is Your Gun (Radio Edit)
Fil Bo Riva braucht keine aufwendige Instrumentierung - mit seiner ausdrucksstarken Stimme kann er locker nur zu Akustikgitarre und Klavier singen. Und genau das tut er - zumindest teilweise auf der neuen Single "Time Is Your Gun". Später liefert sich dann die E-Gitarre noch einen Kampf mit dem ekstatischen Gesang des gebürtigen Italieners - ein perfekter Ausdruck der Zerrissenheit, die oft in seinen Songs mitschwingt. Hinter dem Pseudonym Fil Bo Riva steckt übrigens der 24-jährige Filippo Bonamici - Anwärter auf "schönster Nachname im Musikgeschäft"? -, der bereits auf ein paar ausverkaufte Tourneen zurückblicken kann. Fehlt nur noch das erste Album. Dem dürften wir mit "Time Is Your Gun" einen Schritt näher sein.
Mauli - Gucci Gang
"Gucci Gang" ist eigentlich der Track von Lil Pump, in dem der Teenie-Rapper den Markennamen stolze 53 mal erwähnt. Und jetzt kommt Rapper Mauli mit einem Track mit gleichem Namen um die Ecke? Zum Glück ist bei seinem Song der Titel aber nur einer von vielen Querverweisen. Da hätten wir einmal das Video, in dem Mauli auf dem Splash Tüten an die Festivalbesucher verteilt - als Gönner ganz wie Drake in "God’s Plan", nur nicht mit Hundertausenden von Dollar, sondern mit allerlei (nutzlosem) Kram. Zweitens werden im Text in Anlehnung an RIN & Co. ständig Marken gedroppt. Dabei zeigt sich der Berliner affin in alle Richtungen: Fendi und Louis Vuitton werden in einem Atemzug mit Wasa-Knäckebrot und der Zeitschrift Gala genannt. "Gucci Gang" ist Maulis liebevolle Parodie auf die Songs seiner markenbesessenen Kollegen. Dank feinfühligem Autotune-Einsatz und gechilltem Beat gelingt dabei ein Track, den man auch unironisch feiern kann.
Russo - Loudmouth
Schon witzig, dass ausgerechnet in Gegenden, die am Meer liegen, sich die Leute reihenweise Swimmingpools in die Gärten bauen. Andererseits - ist nicht grade der Witz an Luxuskram, dass man sie eigentlich nicht braucht? Auch die kalifornische Band Russo scheint vom diesem dekadenten Lifestyle zu träumen und nennt ihre erste EP "House With A Pool". Im Video zur Single "Loudmouth" wird aber anstatt im Chlorwasser zu plantschen ein Blutbad angerichtet. Zusätzlich sorgt die gelungene Grunge-Ästhetik für 90er-Vibe. Der Refrain gibt sich poppig und hat das Zeug zur Hymne, trotzdem fehlt es dem Track nicht an jugendlicher Unverfrorenheit. Das kommt vermutlich davon, dass Leadsängerin Cailin Russo bereits als Kind das Rockstar-Leben von Vater Scott Russo von Unwritten Law vorbildlich vorgelebt bekommen hat. Und die Tochter hat gut aufgepasst: Nicht nur der Sound ihrer Band, auch ihr Style ist auf den Punkt.
Sendung: Freundeskreis, 23.07.2018 - ab 10.00 Uhr