Tracks der Woche #38/18 Charlotte Brandi, L’Aupaire, The Blaze, Myd, Edwin
Was die Tracks der Woche aus dem Urlaub mitgebracht haben? Ein neues Solo-Projekt, eine gelungene Coverversion, beeindruckendes Filmmaterial, den ultimativen Touri-Look und einen ordentlichen Rausch.
Charlotte Brandi – Two Rows
Das Berliner Duo Me and My Drummer ist seit Jahren eine feste Größe in der deutschen Indie-Szene. Seit kurzem aber ist es offiziell: Die Band hat sich aufgelöst. Gleichzeitig hat die Sängerin der Band ihre erste Solo-Single mit der passenden Textzeile "You can always, Baby, always give me a call“ veröffentlicht. "Two Rows“ ist aber keineswegs nur ein ganz nettes Trostpflaster. Bereits als Charlotte Brandi noch mit ihrem Drummer unterwegs war, hat die Keyboarderin ihre Liebe zum analogen Klavier wieder neuentdeckt und an eigenen Sachen gearbeitet. Diese Begeisterung springt auf "Two Rows“ über: Das stilvolle Klavier erinnert an Jazz-Clubs mit Schummerlichtbeleuchtung, mehrstimmiger Chorgesang verbreitet etwas Erhabenes, während die Stimme der Sängerin den Track wiederum sanft erdet. Alles deutet darauf hin, dass das anstehende Solo-Album "The Magician“ eine feingeistige und ideenreiche Platte sein wird.
L’Aupaire – Cool Kids
Mit Coverversionen ist das ja so eine Sache, weil Fans vom Original meistens nur schwer zu überzeugen sind. Wer es aber schafft dem Song die eigene Handschrift zu verpassen, kann es mit der eigenen Version oft weiterbringen als die Vorlage. Prominentes Beispiel: Whitney Houston 1992 mit ihrem Remake von Dolly Partons "I Will Always Love You". Der deutsche Musiker L’Aupaire hat sich letztes Jahr mit seinem Cover von "Dancing in the Moonlight“ bereits über 18 Millionen Klicks auf Youtube eingespielt. Jetzt legt er nach: Er interpretiert "Cool Kids“ von Echosmith neu. L’Aupaire entschleunigt und reduziert den Track, packt ihn in ein akustisches Gewand und macht aus einem poppigen Party-Song gefühlvolles Storytelling. Auch seine charakteristische Stimme ist maßgeblich daran beteiligt, dass diese Version so gut funktioniert. "Cool Kids“ zeigt: Auch für ein Cover braucht es Kreativität und musikalisches Verständnis.
The Blaze – Queens
Wenn das Album eines Duos "Dancehall“ heißt, dann erwartet man erstmal beat- und basslastigen Ragga und den für das Genre typischen Sprechgesang, genannt Toasten. Aber nicht bei The Blaze. Das französische Duo, dessen Debütalbum "Dancehall“ gerade erschienen ist, macht entspannten House mit Elektro-Pop-Anleihen und einer tief gepitchten Männerstimme. Aber nicht nur durch ihren prägnanten Sound haben sich die Cousins Jonathan und Guillaume Alric einen Namen gemacht. Während die Videos von vielen MusikerInnnen mittlerweile ziemlich generisch aussehen – coole Urlaubs-Location, Drohnenflug, bisschen Posen, fertig – sind die Musikvideos von The Blaze intime Portraits. Auch zum neuen Track "Queens“ gibt es ein faszinierend-schönes Video: die Einblicke in die Beziehung der zwei Frauen sind dabei so bewegend wie aufwühlend – der Track mit seinem wehmütigen Gesang und den treibenden Beats die perfekte Filmmusik dazu.
Myd – Muchas
Lasst euch von dem Titel des Songs nicht in die Irre führen: "Muchas“ ist keiner dieser Pseudo-Latino-Hits, die jeden Sommer in die Charts geschwemmt werden und vom ‚La Vida Loca‘ schwärmen. Sowieso hat Myd eigentlich wenig mit Spanien am Hut. Der Pariser ist Teil der französischen Elektro-Szene – als Solokünstler, als Beatproduzent für Rapper wie Theophilus London oder Mitglied seiner Band Club Cheval. Auf "Muchas“ prescht der Beat ab der ersten Sekunde gut voran und zieht einen unweigerlich mit. Der Weg durch den 3-minütigen Track ist gespickt mit Synthies und ansteckenden Vocals. Von daher ist "Muchas“ doch gar nicht so weit weg von einem Sommerhit. Der Track wurde aber mit deutlich mehr Köpfchen gemacht als die üblichen Urlaubssoundtracks und läuft nicht Gefahr spätestens beim zweiten Mal hören zu nerven. Außerdem fährt Myd nicht den Style eines Latino-Lovers, sondern mit dünnem Schnurrbart, weißer Cap und blauer Sonnenbrille eher den Touri-Look.
Edwin – Schmäh Olé
Mumble-Rap ist eher schwer verständlich – klar, das liegt in der Natur der Sache. Nachwuchsrapper Edwin macht es uns mit seiner Mischung aus Wiener Dialekt und Anglizismen jetzt nicht unbedingt leichter. Aber ist auch egal, klingt trotzdem verdammt lässig. Und ein paar Zeilen kommen ja doch an, zum Beispiel diese hier: "Oida, was für Kennedy? Bin kein Berliner, nein, ein Wiener. Trink Veltliner und ich scheiß auf euren Hennessey“ – eine Line, die auch von Yung Hurn kommen könnte, der auf "Ok Cool“ dem Wiener Kultwein auch schon eine Zeile gewidmet hat. Mit "Schmäh Olé“ lässt es sich dank rauschiger Trap-Beats und benebelten Lyrics gut durch die Nacht ziehen. Die Single ist die erste Auskopplung von der neuen EP "Bahoe Tape“. Bevor er angefangen hat zu rappen, war Edwin übrigens zusammen mit einem Freund als DJ-Duo unter dem Namen "Junge Römer“ – benannt nach er gleichnamigen Single von Falco – unterwegs. Also mehr Wien geht nicht.
Sendung: Hochfahren, Montag 17.09.2018 ab 7 Uhr