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Ruhmeshalle Ben Folds Five - Whatever And Ever Amen

Ben Folds Five - die wohl einzige Rock-Band ohne Gitarre. Hymnischer Pianopop, der an Billy Joel und Joe Jackson erinnert. Ben Folds Five waren unser Rettungsanker, als plötzlich alle Grunge machten.

Stand: 10.10.2008 | Archiv

Ben Folds | Bild: Frally Hynes

Die Neunziger, das war vor allem Alternative-Rock der Grunge- und Post-Grunge-Ära. Nirvana, Lemonheads, Smashing Pumpkins. Ebenfalls big in den Nineties: Beatles-geschulter Britpop von Oasis und Blur sowie chartstauglicher Gangsta Rap von Tupac und Notorious BIG. Aber dann gab es da noch dieses Trio aus Chapel Hill, North Carolina, und seine Musik klang so ganz anders als das, was das Jahrzehnt sonst zu bieten hatte.

Gebrochenes Herz? Ben Folds Five werden eure neuen Liebhaber

Ben Folds Five - Whatever and ever Amen | Bild: Sony BMG

Ben Folds Five - Whatever And Ever Amen (Cover)

Bass, Drums und allem voran: ein Klavier. Ben Folds Five - die wohl einzige Rock-Band ohne Gitarre. Hymnischer Pianopop, der an Billy Joel, Joe Jackson und den frühen Elton John erinnert, der Schalala macht und trotzdem voll nach vorne geht. Die College-Radios lieben Ben Folds Five und ihren clever-schluffigen Frontmann im Karohemd, der inbrünstig wie kein zweiter von der verlorenen Liebe singt.

Überhaupt ist "Whatever And Ever Amen" das Album für alle verletzten Seelen. Sogar Nick Hornby, High-Fidelity-Autor und Liebeskummer-Fachmann, hat dank Songs wie "Smoke" seine Scheidung überwunden. Das schreibt er zumindest in seinem Buch "31 Songs". Und hey! Wer könnte es ihm verdenken? Momentan sollen Ben Folds und Nick Hornby sogar gemeinsam an einem Album schreiben.

Auch der einzige echte Charthit von Ben Folds Five findet sich unter den zwölf Tracks von „Whatever And Ever Amen". In "Brick" erzählt Folds die Geschichte einer Abtreibung, die ein Teenagerpaar an den Rand seiner Kräfte bringt. Heute weiß man: Er hat seine eigene Geschichte erzählt. Für manche ist Ben Folds immer noch hauptsächlich der Typ, der damals dieses krasse Lied über die Abtreibung gesungen hat. Dabei ist diese Ernsthaftigkeit doch gar nicht typisch Folds.

Nie klang Piano-Pop so nach Rock'n'Roll

Nicht alles klingt melancholisch auf "Whatever And Ever Amen": "Kate" etwa ist mehr als ein Liebeslied, es ist eine Hymne. Der amerikanische "Rolling Stone" schrieb einmal: Das ist ein Schrein für jedes Lied, das je über ein Mädchen verfasst wurde.

Für viele ist "Whatever And Ever Amen", das erste Major-Album von Ben Folds Five, das beste, was er je hervorgebracht hat. Der Rest ist Geschichte: Ein Ben-Folds-Five-Album folgte noch, seither ist er alleine mit seinem Klavier unterwegs. Klaviere übrigens hört man heute wieder häufig im Indiepop. Aber bei Keane, Snow Patrol und Co. klingen sie nie so nach Rock'n'Roll wie bei Ben Folds Five auf "Whatever And Ever Amen".


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