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Ruhmeshalle Love - Forever Changes

Rockfestivals mied er, doch mit seinen Songs inspirierte er Generationen von Musikern. Arthur Lee, Mastermind der Band Love, war einer der tragischsten Figuren der Popgeschichte. Sein Leben ist umrankt von Mythen.

Stand: 18.01.2008 | Archiv

Die Psychedelic-Rockband Love aus Los Angeles | Bild: Warner

"Alone Again Or" ist eines der schönsten Stücke von Arthur Lee und seiner kalifornischen Band Love, und wird später ein kleiner Hit für die Punkrocker von The Damned. "Alone Again Or" erschien im November 1967 auf dem großartigen dritten Love-Album "Forever Changes", einem der besten Rockalben überhaupt. Es ist ein Übergangsalbum, das die Brücke schlägt von den Sommersurf-Sinfonien der Beach Boys und Byrds hin zum pseudo-bösen Charlie-Manson-Trip-Sound der Doors. Wie Velvet Underground im Osten hatten Arthur Lee und Love wenig mit dem Sommer und den Drogen der Liebe zu tun. Ein Großteil der Band war heroinsüchtig, Arthur Lee so heftig dass er nicht glaubte, den Sommer zu überleben. Später wird er sagen, er habe auf "Forever Changes" getextet und gesungen, als wären es die letzten Sätze seines Lebens.

Nachdem er mit einer Surfband einige Stücke aufgenommen und seinem Kumpel Jimi Hendrix einen ersten Job als Studiomusiker besorgt hatte, gründete Artur Lee 1965 eine neue Band und hatte die Chuzpe, ihr den ebenso einfachen wie umwerfenden Namen Love zu geben. 1966 nahm sie Jack Holtzmann als erste Band für sein zuvor folkorientiertes Label Elektra unter Vertrag. Seinem Labelchef steckt er unvorsichtigerweise, er solle sich mal eine junge Band ansehen mit Jim Morrison, einem manisch-depressiven Sänger. The Doors werden bei Elektra das nächste große Ding. Der ganze Rockzirkus ist Arthur Lee allerdings suspekt. Den kennt er nicht, den mag er nicht, er lehnt sogar eine Einladung für das Monterey Pop Festival ab. Während die Doors abräumen, schafft es "Forever Changes", in Amerika 1967 nicht mal in die Top 100. Im Sommer retten Freunde Arthur Lee gerade noch vor einer Überdosis Heroin.

Love is all around

Love - Forever Changes (Cover)

"Maybe The People Would Be The Times Or Between Clark And Hillsdale" ist wie so viele andere Love-Stücke ein düster-beschwingtes Stück mit seltsamen Text. Ein Lied, das später Teenage Fanclub covern sollte. Nach einem weiteren Personalwechsel und dem rauhen R'n'B-Doppelalbum "Out There" lösen sich Love auf, kommen wieder zusammen, trennen sich wieder, verlieren sich und verbringen die Hälfte der 70er und die gesamten 80er Jahre in einem Trancezustand ohne etwas Bemerkenswertes zusammenzuschustern. Dafür erinnern unentwegt andere Bands an Love: The Damned landen mit "Alone Again Or" einen kleinen Hit, Billy Bragg, die Fuzztones, die Ramones und sogar Alice Cooper covern Love. Eine der bezauberndsten Versionen kommt von Mazzy Star.

Das Ende einer Band

Während die Musik von Love im Kultfilm "High Fidelity" landet und "Forever Changes" auf vielen Listen als eines der besten Alben aller Zeiten gehandelt wird, geht es den Bandmitgliedern selbst gar nicht gut. Einer lebt angeblich als Einsiedler in der Wüste Arizonas, zwei wurden bei einem Überfall auf einen Doughnut-Stand erwischt, Brian McLean, dem wir "Alone Again Or" verdanken, ist an einem Heiligabend an gebrochenem Herzen verstorben.

Arthur Lee wird zu unglaublichen zwölf Jahren Gefängnis verknackt, weil er einen Nachbarn mit einem Gewehr bedroht haben soll, der sich über die zu laute Musik beschwert hatte. Sechs davon muss er absitzen, danach genießt er nur kurz, aber umso unvernünftiger seine wieder gewonnene Freiheit: Arthur Lee stirbt am 3. August 2006 an Leukämie. Mit dem dritten Album hat er uns eine unsterbliche Platte geschenkt, die das hat, was nur die besten haben: "Forever Changes" klingt komplett aus der Zeit gefallen und ist dennoch ein unbedingtes Produkt ihrer Zeit.


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