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Ruhmeshalle The KLF - The White Room

Man nannte sie Punk-Schock-Terroristen, Musik-Guerilla und Medien-Manipulatoren. Nebenbei haben The KLF mit ihrem Album "The White Room" aber auch einen Klassiker der englischen Acid-House-Ära geschaffen.

Von: Jutta Buck

Stand: 10.07.2013 | Archiv

Plattencover "The White Room" von KLF | Bild: The KLF

Als 1991 diese Hymne aus dem Radio schallt und wenig später absurde Kuttenmänner auf einem Wikingerschiff dazu im Musikfernsehen raven - dachte ich kurzzeitig an Weltuntergang. Was genau soll das denn bitte?

Das hier hat Wumms, dicke Bässe und groovt wie Hölle. The KLF benutzen nicht nur die üblichen Vocals, sondern auch weirde Raps und irre Samples. Das hier ist die Erfindung von Stadium House. Die Erschaffer: Bill Drummond und Jimmy Cauty. Das durchgedrehteste aber auch gewiefteste Duo, das das Popbusiness je gesehen hat.

Gegen das Establishment

The KLF kommen aus dem Punk. Und so ist auch ihr Gedanke: Jeder kann einen Nummer-Eins-Hit haben! Man muss seinen Feind nur kennen, um ihn zu bekämpfen. Und The KLF kennen ihren Gegner - die Musikindustrie. Schließlich haben sich die beiden bei einer Major Plattenfirma kennengelernt. Und dann beschlossen, das Business zu verlassen, um Künstler zu werden. Oder besser gesagt: Um fortan aus Scheiße Gold zu machen.

Das ist natürlich provozierend gemeint, denn die Songs auf ihem vierten Album "The White Room" klingen heute wie damals wahnsinnig gut. Sampeln kannte man bis dahin allenfalls im amerikanischen HipHop; The KLF zitierten nicht nur, sie klauten wie die Raben und schufen daraus etwas aufregend Neues. Wie zum Beispiel auch die Samples von kreischendem Publikum. Heute Standard in großen Ravenummern.

Gewiefte Marketing-Maschinen

Eines ist bei The KLF immer mindestens genauso wichtig wie die Musik: Das Marketing. Egal ob verwirrende Werbeanzeigen, Guerilla-Street-Art, skurrile Top-Of-The-Pops-Auftritte mit dubiosen Kostümen. The KLF waren in den Mitteln ihrer Wahl gerne subversiv. Dabei extrem provokant, aber auch maximal humorig. Bei all dem Wahnsinn muss man wissen: Als The KLF 1991 "The White Room" veröffentlichten, haben sie bereits einen Nummer-Eins-Hit gelandet und der Musikindustrie auch schon die erste dicke Watschn verpasst: In Form ihres Buches THE MANUAL. Ein Ratgeberbuch, in dem sie den stumpfen Weg zum Nummer-Eins-Hit für jedermann anschaulich erklären. Mit Geldzurückgarantie!

Der fulminante Abgang

The KLF wussten aber auch sehr genau um die begrenzte Haltbarkeit im Popbusiness. Nach nur fünf Jahren war Schluss. Bei den Brit Awards 1992 dekonstruierten sie in einer brachialen Performance einen ihrer Hits, dass dem Publikum Hören und Sehen verging. Als Schmankerl obendrauf legten sie dann noch ein totes Schaf vor den Eingang der offiziellen After-Show-Party. Was für ein Abgang!

Was lernen wir daraus: Ohne The KLF wären uns Scooter vermutlich erspart geblieben. Es gäbe ohne sie aber vielleicht auch keine so genialischen Sample-Könige wie  DJ Shadow und sicher schon gar keine Spaß-Surrealisten wie Deichkind.


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