Ruhmeshalle Tracy Chapman - Tracy Chapman
Tracy Chapman verbindet Generationen und Geschmäcker. Ihre Songs können Hausfrauen genauso wie Gangsta-Rapper mitsummen. So etwas schaffen nur ganz große Alben. Dabei hat Tracy Chapman ihre Karriere einem Zufall zu verdanken.
Es ist der 11. Juli 1988. Nelson Mandela sitzt seit fünfzehn Jahren im Gefängnis auf Robben Island. Ihm zu Ehren findet im Londoner Wembley-Stadion ein Benefiz-Konzert statt. Stevie Wonder sagt seinen Überraschungs-Auftritt wegen technischer Probleme kurzerhand ab - für ihn springt eine junge Frau in die Bresche. Tracy Chapman.
Mit ihrer Gitarre schlendert sie auf die Bühne, singt das sehnsüchtige Liebeslied "Fast Car" und gewinnt auf einen Schlag Hunderttausende neue Fans.
Dieser Song beschert ihr 1989 einen Grammy in der Kategorie Best Female Pop Vocal Performance. Es geht um eine Ladenkassiererin, die ihren kranken Vater pflegt und vom Leben in der Großstadt träumt. In anderen Songs auf ihrem Debütalbum "Tracy Chapman" erzählt die Sängerin unter anderem von ihrem Nachbarn, der seine Frau nächtelang verprügelt – und von der Polizei, die wie immer zu spät kommt. Wie in dem Song "Behind The Wall".
Moderne Folk-Ikone
Tracy Chapmans Debütalbum erscheint 1988 und gilt seitdem als Meilenstein der linksliberalen, modernen Folk-Bewegung. Obwohl Chapman Rassismus und Perspektivlosigkeit anprangert, hält sie an ihrem Glauben an die Menschlichkeit fest. Die Lösung für alle Probleme, sagt sie, ist die Liebe in all ihren Formen - zum Beispiel wenn eine Frau für ihren Liebhaber ins Gefängnis geht.
In den 90ern wurde Chapman zu einer Art Vorzeige-Künstlerin für die politisch korrekte Mittelklasse. Auch wenn ihre späteren Platten die Dringlichkeit ihres Debüts vermissen ließen, und Boyzone irgendwann sogar "Baby, Can I Hold You Tonight" verunstalteten. Trotzdem bleibt Chapman eine faszinierende Figur: Ihre androgyne Stimme, ihre bewegenden Geschichten, man musste nicht mal Englisch können, um zu verstehen: Das hier ist wichtig.
Musik, die Menschen und Welten verbindet
Tracy Chapman verbindet Welten und Menschen. Ihr Debütalbum steht bei den verschiedensten Personen im Schrank. Hausfrauen, die ansonsten eher Weltmusik hören, aber auch jugendliche Gangsta-Rap-Fans können in Chapmans hyperrealistischen, schonungslos erzählten Geschichten Parallelen zu ihren Lieblingskünstlern finden. Tracy Chapman bringt Leute mit oft völlig verschiedenen Geschmäckern und Backgrounds zusammen. Und das schaffen nur ganz große Alben.