Jetzt You're Mine Lola Marsh

Info Lola Marsh aus Tel Aviv machen richtig schönen Pop, von dem man fast denken könnte, er sei das Kind von Little Dragon. Dabei hört man die orientalischen Einflüsse sehr gut, wenn man nur die Ohren spitzt. We're yours, Lola Marsh!


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Wandel in der Clubkultur 5 Gründe, warum immer weniger Leute in Großraumdiskos feiern

Die fetten Jahre sind vorbei, zumindest für große Diskos. Während es in den 90ern reichte, einen DJ zu organisieren und eine Lagerhalle mit fetten Boxen auszurüsten, müssen sich Großclubbetreiber heute schon ganz schön ins Zeug legen, um noch Publikum zu bekommen. Fünf Gründe, warum es große Schuppen heute schwerer haben.

Von: Daniel Peter

Stand: 25.04.2016 | Archiv

Große Diskos haben's schwer | Bild: BR

Große Diskos haben es im Moment nicht leicht. Die Konkurrenz von kleinen Clubs oder Bars mit Tanzflächen wird größer. Woran das liegt? "Die Feierkultur hat sich weiterentwickelt", sagt Philipp Ikrath. Der gebürtige Wiener arbeitet beim Jugendkulturinstitut in Wien und Hamburg und beschäftigt sich seit Jahren unter anderem damit, wie sich die Club- und Partyszene verändert. In seinem neuen Buch "Die Hipster" geht er dem Phänomen des Trendsetters und Neo-Spießers, dem Hipster, auf den Grund. Für PULS hat Philipp Ikrath fünf Thesen zum Wandel in der Clubkultur aufgestellt.

1. Musik und Feierkultur zerfallen in immer kleinere Szenen

Dass die großen Diskotheken Probleme bekommen, ihre Hallen zu füllen, hängt damit zusammen, dass die Jugendkultur immer zersplitterter und unübersichtlicher wird. "Die paar wenigen Szenen und Genres, die große Räumlichkeiten brauchen, um sich zu treffen, gibt es heute nicht mehr", sagt Philipp Ikrath. Die großen Strömungen aus den 90ern haben sich in Unterszenen und Unter-Unterszenen zerlegt, von denen jede ihre eigenen, ganz spezifischen Treffpunkte hat. Statt einfach nur zu HipHop feiert man heute zu New School, Old School, Trap oder Deutschrap. "Und jeder dieser Unterszenen gehören naturgemäß viel weniger Leute an, als den großen Massen-Bewegungen wie der Techno- oder Rave-Szene in den 90er Jahren", sagt Ikrath.

2. Feiern ja, aber bitte am Wochenende

Die Spontanität geht verloren. "Man macht sich heute mehr Gedanken darüber, ob man sich spontan am Dienstag oder Mittwoch noch bis um 4 Uhr betrinken möchte, wenn vielleicht am nächsten Tag eine wichtige Prüfung ansteht", sagt Philipp Ikrath. Denn wer zum Beispiel eine Prüfung an der Uni verhaut, bekommt wichtige Credits nicht angeschrieben und verliert vielleicht das Bafög. Für Ikrath heißt das: "Die Lust auf den Exzess ist durch das Streben nach Sicherheit und durch die höheren Ansprüche zum Beispiel bei der Jobsuche stark eingeschränkt worden bzw. verlagert sich dann halt auf die Wochenenden." Man geht dann eben nur am Donnerstag oder Freitag weg und lässt es da ordentlich krachen. Den Rest der Woche widmet man sich den ernsteren Dingen.

3. Die Nachfrage sinkt

Die Gründe, warum es große Diskos heute schwerer haben, sind vielschichtig und komplex, aber manchmal auch überraschend naheliegend: Es gibt einfach weniger Nachfrage – Stichwort: demographischer Wandel. Deutschland wird im Durchschnitt älter und älter, was eben auch daran liegt, dass es immer weniger junge Leute gibt. Konkret heißt das: Etwa 6,5 Millionen sind heute zwischen 18 und 25 Jahren. Zum Vergleich: 1990 waren es noch fast doppelt so viele. Wenn aber insgesamt weniger Leute feiern gehen, braucht es dafür auch weniger Orte. Die Zahl der Diskos in Deutschland ging laut Diskothekenverband in den vergangenen zehn Jahren von 2100 auf 1700 zurück. Und gerade die Riesen haben es extra schwer, denn die schauen noch schneller leer aus als die kleinen Clubs, wenn die Gäste ausbleiben.

4. Sicherheit liegt im Trend

Pauschal kann man sagen, Sicherheit ist heute gefragter als noch vor 20 Jahren. "Etwas riskieren, experimentieren, Unsicherheiten bewusst in Kauf nehmen und der Drang nach Freiheit – all das ist heute weniger wichtig als früher", sagt Jugendforscher Philipp Ikrath. Dafür steigt das Bedürfnis nach Sicherheit: Nach materieller auf der einen Seite – "man will irgendwie an einen Job ran, in dem man abgesichert ist". Aber auch Sicherheit in einem ideellen Sinn, erklärt Ikrath: "Man möchte sich im Freundeskreis aufgehoben fühlen." Und auch die Familie ist bei jungen Leuten über die vergangenen 20 Jahre wichtiger geworden – "als Hort der Stabilität, in einer Welt die sich schnell verändert." Man trifft sich viel öfter zu Hause oder bei Freunden, als im Club.

5. Feiern verlagert sich nach draußen

Der Trend ist also klar: Raus aus den großen Clubs, rein in die Kleinen. Aber Jugendforscher Ikrath beobachtet noch eine weitere Entwicklung: Raus ins Freie. "Wenn das Wetter schön ist, hängen immer mehr Leute in Parks oder auf öffentlichen Plätzen ab. Die ganze Stadt ist heute ein Feierplatz, Partys sind nicht mehr auf eingeschränkte Orte definiert, die genau dafür gemacht und gedacht sind, sondern gefeiert wird überall."


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