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Info Fast wirkt es als hätte Everything Everything-Sänger Jonathan Higgs Helium inhaliert, so hoch ist seine Stimme auf "Kemosabe". Getragen werden die Vocals von verschachteltem Indie-Rock mit Synthie-Gefiepse und -Gebrumme.

Kommentar zur Werbung für Fahrradhelme Die neue Kampagne des Bundesverkehrsministeriums ist der Inbegriff von Sexismus

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat eine Pro-Radhelm-Kampagne gestartet. Eigentlich eine gute Idee, sollte man meinen. Rausgekommen ist aber leider nur sexistische Kackscheiße. Ein Kommentar.

Von: Miriam Harner

Stand: 22.03.2019 | Archiv

Fahrradhelm Kampagne des Bundesverkehrsministeriums | Bild: Bundesverkehrsministerium

Radfahren in Deutschland ist verdammt gefährlich: Zwischen Januar und November 2018 sind laut Allgemeinem Deutschen Fahrradclub (ADFC) 432 Radfahrer*innen bei Verkehrsunfällen getötet worden – also jeden Tag mindestens eine*r. Und ja, manchmal kann ein Radhelm Leben retten, aber sind wir mal ehrlich: So ein Kopfschutz sieht alles andere als geil aus. Mit dieser Meinung steh ich nicht alleine da, nur jede*r zehnte Radfahrer*in zwischen 17 und 30 Jahren ist mit Helm unterwegs.

Insofern kann man die neue Kampagne von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) für das Tragen von Fahrradhelmen durchaus unter "gut gemeint" verbuchen. Herausgekommen ist aber leider nichts anderes als sexistische Kackscheiße vom Feinsten.

Auf den Werbeplakaten des Bundesverkehrsministeriums räkeln sich weibliche und männliche Models in Spitzen-BH und Boxershorts auf Sofas und in zerwühlten Betten, auf dem Kopf einen Fahrradhelm. Versehen ist das Ganze mit folgendem Slogan: "Looks like shit. But saves my life."

Angesichts der Tatsache, dass es großangelegte Kampagnen gegen sexistische Werbung gibt und Städte wie München frauenfeindliche Werbung auf städtischen Werbeflächen gleich ganz verbieten, muss man Verkehrsminister Scheuer mindestens mangelndes Bewusstsein, womöglich aber sogar völlige Ignoranz gegenüber dem Thema vorwerfen. Hätte das Bundesverkehrsministerium die Models statt in Reizwäsche in aktueller Streetwear abgelichtet, wäre die Message mindestens genauso gut angekommen.

Dass die Fotos in Kooperation mit – kein Scherz – Germany’s Next Topmodel entstanden sind, einer Castingshow, die seit Jahren als frauenfeindlich kritisiert wird, ist dabei fast schon konsequent. Ganz zu schweigen davon, dass Verkehrsminister Scheuer anscheinend ernsthaft glaubt, dass ein bisschen nackte Haut für einen Image-Boost des Radhelms bei jungen Menschen sorgt.

So oder so hätte man das Geld besser in den Ausbau und die Sanierung von Radwegen investiert, statt in eine völlig absurde Werbeaktion. Laut ADFC geht die höchste Gefahr für Radfahrer*innen auf deutschen Straßen nämlich von kaputten, viel zu schmalen und oft zugeparkten Radfahrstreifen aus. Die sexistische Helmwerbung von Andreas Scheuer lenkt vom eigentlichen Problem ab, nämlich dass deutsche Städte alles andere als fahrradfreundlich sind.

Sendung: Filter, 22.03.2019 - ab 15.00 Uhr