Podcast "Guys We Fucked" "Wir sollten mehr lachen, denn die Welt ist fucked up"
Blowjobs, Durchfall, Dauergeilheit. Corinne und Krystyna kennen im Podcast "Guys We Fucked" kein Tabu. Genau deswegen liebt sie ihre riesige Fanbase. Beide finden: Auch über Pädophilie und Vergewaltigung sollte man lachen können.
Ob gescheiterter Blow- und Handjob oder "Wie war ich?": In "Guys We Fucked" wird garantiert tabu- und bullshitfrei mit kompromissloser Witzigkeit über guten und schlechten Sex referiert. Was vor zwei Jahren als soziales Experiment angefangen hat, gehört mit über 600.000 Followern mittlerweile zu den erfolgreichsten Comedy-Podcasts. Mit ihren gewagten Witzen sind Krystyna und Corinne die Heldinnen eines neuen feministischen Bewußtseins in der US-amerikanischen Comedy Szene und beweisen, dass selbst traurige Geschichten über sexuelle Belästigung und Mißbrauch in einer Comedyshow eine Berechtigung haben.
PULS: Was kommt dabei raus, wenn ihr eure Ex-Boyfriends Jahre später zum Interview trefft?
Corinne Fisher und Krystyna Hutchinson: Die meisten Interviews haben etwas Herzerwärmendes und Befreiendes. Wir realisieren, was damals in der Beziehung schief gelauen ist und welche Dinge toll waren. Beziehungen machen uns zu dem, der wir heute sind. Wir können über die Gefühle sprechen, die wir damals vor unseren Partnern versteckt haben. Denn in lustvollen und leidenschaftlichen Momenten verlässt uns unser logisches Denken - unser Stolz oder Schmerz stellen sich dem dann in den Weg. Und dank des Gesprächs können wir auch mit Vergangenem abschließen.
Wie wichtig ist für euch der Titel eures Podcast, wäre "Guys we had sex with" auch ein passender Name gewesen?
Das klingt doch total langweilig. "Guys we Fucked" sorgt sofort für Aufmerksamkeit. Die meisten Frauen haben bisher öffentliche Unterhaltungen über Sex vermieden. Howard Stern, der wohl erfolgreichste Radiomoderator aller Zeiten, sagt aber Dinge wie, "diese Bitch hol ich mir und dann muss sie sich bücken". Da können wir einfach nicht mehr unsere Klappe halten. Der Titel unseres Podcasts zeigt, auch wir sind in einer Power Position, wir ficken die Jungs.
Ihr seid für viele Frauen zu einem Vorbild geworden. Die Comedy-Szene ist sehr von Männern dominiert. Haben Frauen es schwerer auf der Bühne?
Krystyna: Ich finde es großartig, eine Performerin zu sein in diesem von Männern dominierten Geschäft. Als Frau fällst du auf. Die Straight White Guys tun mir da wirklich leid, von denen gibt’s Millionen. Als Frau oder Person of Color wirst du immer etwas Frisches und Neues beisteuern.
Neben euren Ex-Freunden sind auch Comedians in eurer Show zu Gast, die manchmal Erschütterndes aus ihrem Sexleben erzählen...
Krystyna: Wir haben angefangen auch über unangenehme Themen zu sprechen, wie Vergewaltigung und Pädophilie. Die Leute haben Angst über so etwas zu sprechen.
Wie kann man darüber lachen?
Krystyna: Dinge wie Pädophilie haben nichts Lustiges an sich. Aber wir hatten zum Beispiel einen Comedian zu Gast, dessen Vater pädophil ist. Er erzählte uns die schreckliche Geschichte, wie sein Vater seine beiden Geschwister missbraucht hat. Und dann witzelte er: "Ich vermute, ich war nicht gut genug - an mich hat er sich nie rangemacht." Er hat einen Witz gemacht, um die Situation angenehmer zu machen. Wenn so ein furchtbares Thema auftaucht, das wir selbst noch nicht erlebt haben, überlassen wir es unserem Gast ob er einen Witz einstreuen möchte oder nicht.
Corinne: Es ist erlaubt über alles zu reden. Wir Menschen neigen dazu, oft sehr zurückhaltend zu sein. Doch wir müssen über alles reden können.
Krystyna: Wann immer es vertretbar ist, versuchen wir in solchen Situationen unseren Humor anzubringen. Spannend ist es immer dann, wenn wir Leute zu Gast haben, die richtig krasse Dinge erlebt haben.
Mittlerweile bekommt ihr viele Hörermails, überwiegend von Frauen, die ähnliche Probleme haben, wie eure Gäste. Zum Thema "Rape" wurdet ihr mit Mails zugeschüttet. Was macht ihr mit dem Feedback?
Corinne: Viele Leute sitzen mit ihren Problemen einsam und verloren zu Hause und fragen uns nach Hilfe. Wir lesen ihre Briefe am Anfang unserer Sendung vor und geben Ratschläge. Diese Sendung war eigentlich als soziales Experiment gedacht, bei dem wir mehr über uns selbst herausfinden wollten, jetzt geben wir unseren Hörer auch Tipps. Als diese Hilferufe eintrafen, wussten wir, dass wir mit dieser Sendung eine größere Aufgabe haben.
Über ernste Themen zu lachen hat etwas Befreiendes. Ist es das, was ihr eure Hörern vermitteln wollt?
Corinne: Ich finde es großartig, wenn ich meine politischen oder feministischen Anschauungen durch Comedy ausdrücken kann. Wir sollten alle mehr lachen, denn die Welt ist Fucked Up.
Krystyna: Humor setzt Heilkräfte frei. Meine Mutter ist schon fünfmal fast gestorben, weil sie krank ist. Unsere Familie versucht darin irgendwie Humor zu entdecken, wir lachen da auch mal drüber. Das hat etwas Heilendes. Jetzt hoffen wir, dass sie 90 Jahre alt wird. Das viele Lachen hilft.