Jugendsektion des Gay Outdoor Club "Wir brauchen einen geschützten Raum im Bergsport"
Sie sind jung, sie sind bergverliebt - und sie sind queer. Beim Deutschen Alpenverein hat sich gerade die erste queere Jugendsektion gegründet. Wir haben mit einem der Gründer gesprochen, warum dieser Schritt so wichtig ist.
Eine Bergspitze im Sonnenuntergang, ein türkisblauer See im Nebel: Wenn man auf Instagram unterwegs ist, kriegt man manchmal das Gefühl, dass es gerade nichts Angesagteres gibt, als Bergsport. Hier dominieren Feelgood-Vibes. Egal ob jung oder alt, ab 1000 Höhenmetern ist man eh per Du – und auch sonst sollte man meinen, dass Menschen, die auf Berggipfel steigen, auch in Sachen Toleranz einen größeren Horizont haben. Trotzdem gibt es - wie leider überall in der Gesellschaft – auch beim DAV vereinzelt Homophobie. Um dem entgegen zu wirken und inklusiver zu werden, gibt es im Alpenverein seit 1986 den Gay Outdoor Club (kurz GOC) und seit 15 Jahren sogar eine eigene Abteilung für queere Menschen. Vor Kurzem wurde in München auch eine queere Jugendsektion für Leute bis 27 Jahre gegründet. Wir haben mit einem der Initiatoren, Patrick Witte, gesprochen.
PULS: Patrick, ihr habt jetzt euren ersten Ausflug gemacht, wie war's?
Patrick Witte: Wir waren am Wochenende in der Fränkischen Schweiz zum Klettern. Wir sind nicht nur auf Bayern und München beschränkt, sondern unser Ziel ist, tatsächlich deutschlandweit zu agieren und auch unsere Ausfahrten nicht nur im Alpenraum stattfinden zu lassen. Dieses Mal sind wir klettern gegangen, weil wir einfach viele Teilnehmer hatten, die darauf Lust haben. Wir wollen jetzt aber auch eine Winterausfahrt machen, Ende Januar, da wollen wir dann Schneeschuhwandern oder Schlittenfahren. Es gibt ganz verschiedene Möglichkeiten, das hängt auch von der Anzahl und den Interessen bei den Anmeldungen ab. Da wir noch eine relativ kleine Sektion sind, können wir da super flexibel sein.
Warum braucht es eine queere Wandergruppe?
Wir brauchen eine queere Wandergruppe, weil es wichtig und schön ist, wenn queere Menschen in einem geschützten Raum gemeinsam Bergsport machen können. In so einer Gruppe müssen wir keine Angst haben und unsere sexuelle Orientierung nicht verstecken. Man kann sich einfach wohl fühlen, es sind immer tolle Menschen dabei.
Gibt es denn noch viel Diskriminierung im Alpenverein?
Also ich selbst hab da noch keine negativen Erfahrungen gemacht, aber ein Freund von mir hat erzählt, dass es in seiner Sektion im Alpenverein einige Leute gibt, die wirklich offen homophone Äußerungen getätigt und ihn beleidigt haben. Ich glaube, das passiert im Alpenverein vielleicht häufiger - und daher ist unser Ziel, die Interessen von queeren Menschen im Alpenverein zu unterstützen und auch Anlaufstelle zu sein, wenn's da Probleme gibt.
Dann hat der queere Wanderverein also auch eine politische Dimension?
Im eigentlichen Sinne ist es nicht politisch, sondern es geht vor allem darum, einen Raum zu haben, wo man sich treffen kann, um gemeinsam Bergsport zu betreiben. Der Alpenverein ist ein ziemlich großer Verein. Dadurch, dass der GOC vorher noch keine Jugend hatte, bekommt das Ganze schon eine politische Bedeutung, weil wir sagen, es gibt junge, queere Menschen, die Alpinsport machen wollen. Wir wollen die in ihren Interessen unterstützen und stärken.
Wie kam es zu der Gründung von Queerfeldein?
Im Mai gab es queerfeldein, das vom GOC und der Bundesjugendleitung organisiert war. Das war die erste Veranstaltung im Alpenverein, die sich speziell an queere Jugendliche gerichtet hat. Da gab es richtig viele Anmeldungen, es waren, glaub ich, mehr als 40 Teilnehmer*innen. Es war so toll, dass wir uns überlegt haben, dass wir weitermachen und mehr Aktionen für queere Jugendliche im Alpenverein organisieren wollen.
Warum gibt es bei euch eigentlich eine Altersobergrenze bis 27 Jahre?
Also die Jugend geht immer bis 27 Jahre im Alpenverein - das ist einfach so festgelegt. Wenn man älter als 27 ist, kann man an den regulären Aktionen im Alpenverein und im GOC teilnehmen.
Wenn ihr in der Gruppe mitmachen wollt, schreibt bundesweit an kontakt.jugend@gocmuenchen.de und für München an JugendMuc@gocmuenchen.de.
Sendung: PULS am 22.10.2019, ab 7 Uhr.