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Preiserhöhung bei der MVG Schwarzfahren gegen den Wucher

Weniger Verkehr und weniger Luftverschmutzung durch einen kostenlosen Nahverkehr, das will das Münchner Künstlerkollektiv "Einmal Utopie, bitte" - und ruft deswegen die Leute zum Schwarzfahren auf.

Stand: 16.12.2016 | Archiv

Einmal Utopie, bitte | Bild: Sasha Loha

Seit Sonntag gelten bei den Münchner Verkehrsbetrieben die neuen Fahrpreise. Und wer hat in ganz Deutschland wieder am meisten draufgeschlagen? Die Münchner Verkehrsgesellschaft. Fast alle Tickets sind teurer geworden, die Streifenkarte kostet jetzt zum Beispiel 13,50 statt 13 Euro, die Einzelfahrt ist 10 Cent teurer geworden und kostet jetzt 2,80 Euro. Die meisten Leute in München regen sich darüber auf, es gibt aber auch solche, die sich dagegen wehren - und zwar sehr kreativ. Wir haben mit Lucie Mackert und Robert Heigl vom Künstlerkollektiv "Einmal Utopie, bitte" gesprochen.

PULS: Ihr habt die "Schwarzfahrtage" ausgerufen und ihr wollt, dass die Münchner aus Protest schwarzfahren. Das ist aber schon ein bisschen gefährlich oder?

Lucie: Wir wollen nicht wirklich, dass sie schwarzfahren, ohne Ticket, sondern in schwarz gekleidet. Das ist natürlich ein kleines Wortspiel und damit möchten wir aber darauf aufmerksam machen, dass die Preise wieder teurer geworden sind. Dabei gäbe es auch ganz andere Möglichkeiten. Wir sind zum Beispiel auf den kostenfreien Nahverkehr gestoßen. Das ist ein Konzept, das zum Beispiel in der Hauptstadt Estlands, in Tallinn, seit 2013 angewendet wird. Das hat total viele Vorteile und wir haben gedacht, dass wir das unbedingt unter die Leute bringen müssen, denn viele Leute wissen gar nichts davon.

Kommt das nicht sehr teuer für die Stadt? Ist das überhaupt so umsetzbar in München?

Robert: Die Umsetzbarkeit ist natürlich immer an den Willen gekoppelt. Die MVG finanziert sich komplett über den Ticketerlös, was auch außergewöhnlich ist. In den meisten Städten wird schon auch subventioniert. Deshalb ist es zum Beispiel in Wien deutlich günstiger, den Nahverkehr zu nutzen. Insofern: Umsetzbar wird es schon sein. Wir sorgen erst einmal dafür, dass die Leute sehen: Es geht auch anders.

Und dafür stellt ihr euch in die U-Bahn oder in den Bus und habt schwarze Klamotten an. Sagt ihr dann noch irgendwas?

Lucie: Wir sprechen mit den Leuten. Nicht in dem Sinne, dass wir Werbung machen oder jemanden überzeugen wollen. Sondern wir reden mit ihnen, fragen "Haben sie ein Ticket dabei? Das ist ja wieder teurer geworden. Ich fahre ja wieder schwarz." Darüber kommen wir dann ins Gespräch und wollen wissen, ob die Leute schon etwas vom kostenfreien Nahverkehr gehört haben und erklären das ein bisschen. Viele haben nämlich davon noch nichts gehört und die meisten Leute sind begeistert. Das ist für uns natürlich auch sehr interessant, weil wir nicht wussten, wie die Leute überhaupt auf uns reagieren. Aber es kommt gut an.

Robert: Es geht ja auch nicht darum, dass nur wir drei vom Künstlerkollektiv das machen. Wir haben eine Veranstaltung auf Facebook und rufen auch außerhalb dieser Veranstaltung dazu auf, bis zum 20. Dezember in schwarz zu fahren. Und jeder soll sich das PDF mit den wesentlichen Informationen runterladen und den Zettel verteilen oder liegenlassen. Außerdem sollen sie ein Selfie von sich machen und unter #schwarzfahrtage posten. Es soll eine digitale Demonstration werden. Es geht schon darum, möglichst viele Leute zu erreichen.


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