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Shell Jugendstudie 2015 Wir gehen lieber zur Demo als in die Partei

Konsumgeil, karrierebewusst, unpolitisch: das war das Bild der Jugend in den letzen Jahren. Das hat sich jetzt geändert. Die Shell Jugendstudie sagt, dass wir uns wieder mehr für Politik interessieren. Und wie wir sonst so ticken.

Von: Katharina Kestler & Hardy Funk

Stand: 13.10.2015 | Archiv

Demo vor Flüchtlingsheim | Bild: picture-alliance/dpa

Generation Null Bock war einmal, wir haben wieder mehr Bock auf Politik. Das sagt zumindest die Shell Jugendstudie, die heute rausgekommen ist. Darin steht, dass junge Leute zwischen 12 und 25 Jahren wieder mehr politisches Interesse, mehr Engagement und mehr Toleranz zeigen. Und zwar zum ersten Mal seit Jahren. So schrieben die Autoren 2002 zum Beispiel, junge Deutsche seien Ego-Taktiker, die sich nur für ihr persönliches Glück und Weiterkommen interessierten. Aber das gestiegene Interesse für Politik ist nicht das einzige, was sich geändert hat.

Vor allem die Flüchtlingkrise interessiert uns

46 Prozent der befragten 12- bis 25-Jährigen gaben an, sich für Politik zu interessieren. Das sind so viele wie seit 1996 nicht mehr und immerhin 12 Prozent mehr als zum Tiefpunkt 2002. Ganz oben auf der Liste: das Thema Flüchtligskrise. Und der stehen die meisten gelassen bis positiv gegenüber. Nur gut jeder Dritte findet, dass es weniger Zuwanderung geben sollte - auch das waren schon mal deutlich mehr.

Wir boykottieren Waren und unterzeichnen Online-Petitionen

Das tatsächliche politische Engagement findet aber nach wie vor abseits der Parteien statt. Deutlich beliebter sind der Boykott bestimmter Waren oder das Unterzeichnen einer Online-Petition oder Unterschriftenliste. Jeder vierte war aber auch schon ganz oldschool auf einer Demo, jeder zehnte hat sich schonmal in einer Bürgerinitiative eingebracht. Den Parteien hingegen wird nur wenig Vertrauen entgegengebracht: Nur vier Prozent waren schon einmal Mitglied einer Partei.

Unsere Daten im Netz sind uns nicht egal

Auch in anderen Bereichen hat die Studie deutliche Veränderungen festgestellt: Sechs von zehn Befragten blicken optimistisch in die eigene Zukunft, knapp die Hälfte beurteilt auch die gesellschaftliche Zukunft positiv. Beides wurde in den letzten Jahren deutlich pessimistischer beurteilt. Familie und Kinder werden weniger wichtig, ein sicherer Beruf und ein gutes Einkommen haben weiter hohe Priorität. Und Überraschung: Das Internet ist so verbreitet und so wichtig wie noch nie. Gleichzeitig wächst das Misstrauen gegenüber Google, Facebook und andere Datenkraken. Knapp dreiviertel der Befragten sagen, sie gehen mit ihren Daten im Netz vorsichtig um.

Die Shell Jugendstudie

Die Shell Jugendstudie ist die größte und älteste Studie darüber, wie die deutsche Jugend so tickt. Schon seit 1953 erscheint sie alle drei bis fünf Jahre. Für die 17. Shell Jugendstudie haben Forscher der Universitäten Bielefeld und Dortmund sowie der privaten Hertie School of Governance in Berlin fast 2.600 Jugendliche zwischen 12 und 25 Jahren befragt.


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