Bier hat ein Genderproblem Was wir von amerikanischen Brauerinnen lernen können
Bier ist immer noch ein Männer-Business. Frauen haben es schwer. Dagegen wehren sich jetzt Craft-Bier-Brauerinnen in den USA und fordern ihren Platz zurück.
Wenn Bier eine Person wäre, dann dieser große, weiße, bärtige Kerl mit Karohemd und Lederboots - und genau so stellen wir uns doch auch den Menschen vor, der unser Feierabendbier braut. Dabei könnte genauso gut eine Frau am Gärtank stehen, nur poppt dieses Bild nicht so schnell in unsere Köpfe. Denn Bier hat bis heute ein männliches Image, obwohl die Geschichte des Brauens weiblich ist.
Frauen haben früher Bier gebraut
Vor mehreren tausend Jahren haben Frauen das Brauen angefangen, als Nebenprodukt des Kochens. Deshalb sollte es völlig normal sein, dass Frauen auch heute in der Branche arbeiten, sagt Camille Shoemaker, sie ist 29 Jahre alt und Brauerin in Denver, Colorado. Leider ist es es nicht so einfach, denn Brauerinnen sind immer noch etwas besonderes:
"Ich will nicht weibliche Brauerin genannt werden, ich bin einfach Brauerin. Bei Männern macht auch keiner einen Unterschied und sagt männlicher Brauer. Warum sind wir dann weibliche Brauerinnen?"
- Camille Shoemaker
Shoemaker kämpft dafür, dass es leichter wird für Frauen in der US-Brauindustrie - und auch selbstverständlicher. Laut einer Studie von zwei Professoren der Stanford University arbeiten bisher in nur zwei Prozent aller US-Brauereien Frauen als Brauerinnen oder sie besitzen Brauereien. "Wir Frauen müssen uns auch mehr anstrengen, um unseren Platz hier zu finden”, sagt sie. Deshalb starten die Frauen in der US-Bierindustrie gerade eine kleine Revolution.
Weibliche Craft-Bier-Revolution
Die "Pink Boots Society" beispielsweise fördert nur Frauen in der Brauindustrie in verschiedenen Städten in den USA und auch in Europa. Ausgenommen: Deutschland, denn bei uns hat sich noch keine Ortsgruppe gegründet. Die Non-Profit-Organisation vermittelt Jobs an Frauen und schreibt Stipendien aus - jeden Monat! Das letzte war eine Reise nach Deutschland, um unsere Brauereien zu besuchen.
Mary Izett hat gerade die Pink Boots Ortsgruppe in New York ins Leben gerufen: "Das ist ein Weg für uns Frauen, um uns zu treffen und anderen Frauen zu helfen, ihren Platz in der Branche zu finden." Gutes, altes Netzwerken - einmal pro Monat.
"Beers without Beards" Festival
Aber nicht nur Frauen helfen sich gegenseitig, die Unterstützung wird gerade breiter. Beim ersten "Beers with(out) Beards" Festival in New York haben alle gemeinsam auf die Frauen in der Branche angestoßen, auf das "Bier ohne Bärte”. Sieben Tage lang. Die 29-jährige Grace Weitz arbeitet bei Hopculture, einer US-Webseite, die sich dem Bier widmet und das Festival organisiert hat:
Grace Weitz glaubt fest daran, dass es eine kritische Masse braucht für einen Umschwung - und Aufmerksamkeit! In New York hat sie gerade für beides gesorgt, bei uns fehlt das noch. Noch.
Sendung: PULS am Vormittag vom 02.08.2019 - ab 10 Uhr.