Der Babadook Wie eine Horrorfigur zum Maskottchen der LGBTQ-Community wurde
Der Juni ist Pride Month. In diesen vier Wochen setzen sich Leute auf der ganzen Welt für LGBTQ-Personen ein. Doch auf den Paraden tanzt noch jemand: die Horrorfigur Babadook. Der ist gerade zum Meme der Szene geworden.
Der Albtraum fängt an, als der kleine Samuel ein dickes, verstaubtes Buch im Regal entdeckt. Der Titel: Mister Babadook. Als Samuel und seine Mutter das Buch aufschlagen, ist es quasi schon zu spät. Denn wer den Babadook erst einmal entdeckt hat, wird ihn nicht mehr los. Der Babadook, das ist eine gruselige, große Schattengestalt aus dem gleichnamigen Indie-Horrofilm von 2014.
Der Babadook ist eine kritzelige Kohlezeichnung von einem Geist in einem schwarzen Gewand, mit langen Krallenhänden, einem großen Maul und einem Zylinder. Mit LGBTQ-Aktivismus hat die Horrorfigur auf den ersten Blick jedenfalls nicht viel zu tun.
Trotzdem tanzt das Monster gerade auf Pride-Paraden überall in den USA. Im Pride Month gehen die Leute auf die Straße, um gegen Diskriminierung und für die Rechte von LGBTQ-Personen laut zu werden. Und als neues Maskottchen mittendrin: der Babadook.
Grund für den Hype ist ein Meme, das schon seit längerem im Netz kursiert. Ende letzten Jahres entdecken ein paar User, dass Netflix den Film kurzzeitig in eine - nicht direkt naheliegende - Kategorie gesteckt hat: "LGBT Movies". Dem Internet gefällt das. Als Netflix den Fehler behebt, feiert das Netz den Babadook schon längst als seinen queeren Helden. Das neue Mantra lautet: L - Lesbian, G - Gay, B - Babadook, T - Trans, Q - Queer.
Der Gag verselbstständigt sich schnell – und wohl nie wurde im Netz so leidenschaftlich über die Sexualität einer Horrorfigur diskutiert.
In der Dragwelt ist die Sache klar: Es gibt viel Liebe für den Babadook und sogar einen Platz auf dem Laufsteg von "RuPauls Drag Race" – einer US-Reality-Show, in der nach dem neuen Drag-Superstar gesucht wird. In einem Remix übernimmt der Babadook den Runway.
Die Leute sind Babashook vom Babadook – Shook, das ist auch so ein Insider aus der LBGTQ-Community. Heißt in etwa: Man ist geschockt davon, wie abartig geil etwas ist. Und mal ehrlich: Eine steilere Karriere kann eine Figur, die ursprünglich mal eine Kohlezeichnung in einem verstaubten Gruselbuch war, wirklich nicht haben.
Sendung: Freundeskreis, 16. Juni 2017 - ab 10 Uhr