Motten Memes Motten haben das Internet erobert - und mindestens ein Herz

Weil er im Netz plötzlich so viele Motten gesehen hat, hat ein Typ aus den USA plötzlich keine Angst mehr vor Motten und überhaupt erklären uns Motten ganz unbemerkt die Welt.

Von: Gregor Schmalzried

Stand: 12.10.2018 | Archiv

Motten Meme Bro | Bild: Twitter

Es gibt nur zwei Arten von Dingen auf der Welt: Motten und Lampen. Das ist die Weltsicht, die der größte Meme-Wahn der letzten Wochen vermittelt. Hand aufs Herz: Wann habt ihr das letzte Mal keine Ahnung gehabt, was ein neues Meme bedeutet? Wahrscheinlich passiert das in letzter Zeit immer öfter – Memes werden nämlich immer komplexer und unübersichtlicher. Motten-Memes machen die Welt da wieder ein bisschen einfacher. Motte mag Lampe. Ende des Gags. So schön übersichtlich.

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Die Meme-Therapie

Ihren Ursprung haben Motten-Memes auf Facebookseiten wie "I fucking love moths", Content für echte Mottenconnoisseure also. Aber als ein Bild einer besonders unheimlichen Motte auf Reddit viral ging, waren sie in kurzer Zeit überall.

Nur – was machen Menschen, die mit Motten nicht klarkommen? Menschen wie Miles Klee aus Kalifornien. Der war bis vor ein paar Wochen noch entschiedener Motten-Feind.

"Ich hatte schon immer eine irrationale Angst vor Motten. Ich finde sie unheimlich, sie sind nachtaktiv, ein bisschen geisterartig. Andere Insekten sind okay, aber bei Motten bin ich immer durchgedreht."

Miles Klee im PULS Interview

Und dann ist etwas Unerwartetes passiert - etwa das Gleiche, wie wenn man ein Wort hundertmal hintereinander hört und es irgendwann gar nicht mehr klingt wie ein richtiges Wort. Die Meme-Kultur mit ihren endlosen Remixen und Neuschöpfungen rund um Motten und Lampen hat für Miles‘ Angst genau das getan. Das Ganze war für ihn wie eine Art Konfrontationstherapie. Wenn jetzt eine Motte in seine Wohnung kommt, hat er keine Panik mehr wie früher.

"Jezt finde ich die Idee ganz nett, in Ruhe das Fenster aufzumachen und zu hoffen, dass sie rausfindet und endlich lernt, was sie mit ihrem Leben anfangen will."

iles Klee im PULS Interview

Motte-Lampe

Ein Grund, warum die Motten in Memes so nett rüberkommen: Sie wirken so schön harmlos. Sie wollen niemanden erschrecken oder auffressen, sie wollen einfach nur ihren blöden Lampen-Kick. Es ist so schön arglos – und gleichzeitig mysteriös. Was soll an einer Lampe denn schließlich so toll sein? Aber genau deswegen sind die Memes so lebensnah. Warum sind wir im Leben hinter Geld her? Warum hinter menschlicher Nähe, warum hinter Wodka Bull? All das wirkt auf einmal klarer, wenn wir erkennen, dass wir selbst eigentlich auch nur Motten sind und manchmal, in guten Momenten, sind wir vielleicht auch mal die Lampe...

Vielleicht ist das der Anfang einer ganz neuen Philisophie. Entscheide dich, ob du Motte oder Lampe sein willst, so ungefähr. Miles Klee jedenfalls hat sich entschieden:

"Ich würde sagen, ich bin eine Motte, die zum Beispiel von diesem Meme angezogen wird."

Miles Klee im PULS Interview

Das macht die Memes zu einem schönen Spiegel für sich selbst. Wenn ihr euch also immer noch fragt, was an den Motten-Memes so toll sein soll, dann seid  einfach weder Motte noch Lampe – sondern ein Mensch, der dem Schauspiel verständnislos zusieht.

Sendung: Freundeskreis am 12.10.2018 ab 10 Uhr