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4Chan bei Google Das Netz muss (a)sozialer werden!

Google hat einen neuen Mitarbeiter: Chris Poole, genannt "moot". Der ist ein bekanntes Gesicht in der Tech-Welt: Poole ist Erfinder von 4Chan und soll sich jetzt bei Google um Social-Features kümmern.

Von: Christian Alt

Stand: 10.03.2016 | Archiv

Google und 4Chan | Bild: BR

Vor 13 Jahren hat Chris Poole 4Chan gegründet. Bei 4Chan ist jeder Nutzer anonym, die Posts werden nach kurzer Zeit wieder gelöscht. Diese zwei Komponenten führen regelmäßig zu einer kreativen Explosion bei den Nutzern: Anonymous hat sich hier gegründet, lustige Katzenbilder waren zuerst auf 4Chan, und unzählige Meme kommen direkt von hier. Aber: 4Chan wurde eher berühmt durch seine dunklen Seiten: 2008 erfanden Nutzer den Tod von Steve Jobs, der von vielen Medien aufgegriffen wurde und den Apple-Kurs abstürzen ließ. Und in der Kampagne "Cutting4Bieber" riefen sie Justin-Bieber-Fans dazu auf, sich für ihren Star zu ritzen.

Jetzt arbeitet 4-Chan-Erfinder Chris Poole bei Google, wo er sich um neue Social-Features kümmern soll. Wir wissen jetzt schon, wie (a)sozial Google künftig wird.

1. Google+ wird anonym, wir sind alle Bernd

4Chan beweist: Wir wollen im Netz auch einfach mal anonym sein. Als Google+ an den Start ging, wollte das Netzwerk anders sein: Nicht so kindisch wie Facebook, nicht so streng wie LinkedIn. Ein Kompromiss musste her: Google+, das ist der Casual Friday unter den Social Networks. Jeder Google-Nutzer konnte und sollte sein Profil anlegen. Endlich konnten meine Arbeitskollegen bei jeder Mail mit einem Klick auf meine Partyfotos zugreifen. Niemand war mehr nur eine langweilige Mail-Adresse.

Was für eine Scheißidee.

Google+ wird jetzt anonym, jeder ist anonymous oder wie es auf deutsch heißt: Bernd. Dann heißt es nur noch wegschauen, und aus dem sterilen Netzwerk wird ein wuseliges und übel riechendes Biotop. Habt ihr irre Verschwörungstheorien am Start oder wollt eure Vergewaltigungsphantasien irgendwo loswerden? Das geht in Zukunft am besten bei G+.

2. Google+ muss hässlicher werden

Wenn man von 4Chan eins lernen kann, dann: Tolles Webdesign lockt niemanden hinter dem Ofen hervor. 4Chan-Nutzer wollen es dreckig, aber derbe. Bilder in Miniauflösung, ein Interface wie eine gecrackte Version von Office 97, viel Schachteltext. Google+ ist das Gegenteil: Man muss sich Google+ ein bisschen wie einen hübschen Bergsee vorstellen: kristallklares Wasser, wunderschöne Aussicht, nur will in diesem See keiner baden. Da fährt man lieber nach Lloret de Mar. Da ist es zwar nicht schön, aber man nimmt viel mit nach Hause. Auch wenn es nur eine Geschlechtskrankheit ist.

3. Die 4Chanisieriung aller Google-Produkte

Google+ ist erst der Anfang. Auch für alle anderen Google-Produkte lässt sich die 4Chan-Erfolgsformel aus menschlicher und designmäßiger Hässlichkeit anwenden. Wie wär's mit einem Death Hoax als Google-Startbild? Oder die Russisch-Roulette-Funktion für Google Drive? Wenn man zustimmt, dass ab und zu ein zufällig ausgewähltes Bild vom Handy öffentlich gemacht wird, bekommt man fünf GB Speicher mehr. Oder Android: Wie wäre es, wenn die Handyhersteller einfach nicht mehr die neueste Android-Version aufspielen und keine Updates mehr anbieten? Voll oldschool. Ach, stimmt ja. Das passiert ja schon. Vielleicht hatte hier schon Chris Poole seine Finger im Spiel.

Wir wünschen ihm jedenfalls viel Erfolg im neuen Job! Und ganz viele Dick Pics auf seiner Google+-Pinnwand.


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