Zu hart für Youtubes Werbekunden Kein Geld für Sex, Gewalt und Kraftausdrücke
Videoblogger in den USA werfen Youtube Zensur vor. Denn die Plattform blockiert die Werbespots vor einzelnen Videos - weil es darin um Sex oder Gewalt geht. Den Bloggern entgehen dadurch Einnahmen. Und Youtube? Verfolgt natürlich ein bestimmtes Ziel.
Youtube-Videos über Gemüse, über queeren Aktivismus und über ein Flüchtlingslager in Jordanien. Gemeinsam haben sie eines: Mit ihnen ist kein Geld zu machen. Zumindest nicht für Youtuber aus den USA. Weil die Inhalte "nicht den Standards der Werbefreundlichkeit" entsprechen, könne kein Werbeclip vor die Videos geschaltet werden, heißt es in einem Schreiben des Youtube-Teams. Der Adressat, das amerikanische Kollektiv Vlogbrothers, veröffentlichte die Nachricht natürlich.
Im ersten Video filmten die Vlogbrothers in einem Flüchtlingslager in Jordanien und zitierten dort eine Mutter, die über die Bombardements klagte und erzählt, wie sie ihre Kinder als "Fleischklumpen" im zerstörten Haus wiederfindet. Diese Worte befassen sich zwar mit der Realität im syrischen Krieg. Doch offensichtlich sind sie zu hart für Werbekunden.
Schwer verdaulich: Gemüse in Penisform
Das andere Video trägt den Titel: "Vegetables that look like penises" und zeigt, untermalt von einem Song mit launigem Text – genau: Gemüse in Penisform. Der satirische Charakter des Liedchens scheint Youtube ebenso egal zu sein wie die Tatsache, dass in dem Video keinerlei echte Penisse zu sehen sind.
Neu sind die Richtlinien zwar nicht, Youtube-Besitzer Google erklärt aber, dass die Videoblogger seit kurzem darüber benachrichtigt würden, wenn ihre Videos gegen Werbefreundlichkeit verstoßen. Dies beinhalte auch eine Möglichkeit, schneller Einspruch gegen die Entscheidung erheben zu können.
Youtube versucht, die Kontrolle zurückzugewinnen
Doch das allein ist auch nicht neu. Für Julian Banse, deutscher Youtube-Experte und Betreiber des Online-Fachmagazins Broadmark.de, haben die Werbeblockierungen in der vergangenen Zeit in den USA zugenommen. Banse kann die Seite der werbenden Unternehmen verstehen. Sie hätten bisher nur wenig Kontrolle über die mit ihren Clips verbundenen Inhalte gehabt.
"Man kann das sehen, wie man möchte. Aber letztlich möchten die Unternehmen ein sauberes Image pflegen. Starke Schimpfwörter oder Grenzen, die überschritten werden, sind kritisch. Und deshalb möchte Youtube da einschreiten."
Julian Banse, Youtube-Experte
Andere Konsequenzen hat das Werbeblocking übrigens nicht. Die Community-Richtlinien, die für jeden Youtuber, also auch für die nicht-kommerziellen gelten, haben weit größere Freiheiten. Videoblogger können nach einer Werbeblockierung auch weiterhin Geld mit Videos verdienen - nur eben nicht mehr mit dem Video, das gegen die Werberichtlinien verstoßen hat.
Youtuber aus den USA dagegen schlagen Alarm. Denn die besonders erfolgreichen unter ihnen verdienen gut mit Youtube. Für sie bedeutet die Blockierung von Werbung vor ihren Clips Einnahmeverlust. Eine indirekte Form von Zensur, klagen Videoblogger wie Philipp de Franco.
Und wie sieht die Werbefreundlichkeit in Deutschland aus? Julian Banse meint, er habe noch keine Beispiele von Werbeblockierungen erlebt:
"In Deutschland konnten wir das Phänomen nicht allzu sehr spüren. Aber auch da ist es immer so, dass solche Algorithmen, solche Veränderungen in den USA ausgerollt werden. Und sie kommen dann nachträglich in die anderen Länder. Das heißt, wir werden etwas spüren. Aber das wird noch dauern."
Julian Banse, Youtube-Experte