Making of Meme // Charlottesville-Denkmal Rettet die Buttplug-Statue!
Der Schauspieler James Woods wurde unfreiwillig zum Meme. Denn auf Twitter hat er versucht, die rechten Protestanten von Charlottesville mit einem absurden Vergleich zu verteidigen. Seitdem wollen alle absurde Denkmäler retten.
Die US-Bürgerkriegsgeschichte ist für uns Deutsche oft schwer verständlich. Da gibt’s die einen, die mit Abraham Lincoln gegen die Sklaverei kämpfen und die anderen, die Südstaatler, die ihre Musketen und Kanonen laden, um weiter Sklaven auf den lukrativen Baumwollfeldern zu haben. Der Süden verliert, die Sklaverei wird abgeschafft, aber seit 150 Jahren sind viele Südstaatler sauer. Sie fühlen sich besiegt und hängen aus Trotz die alte Südstaatenflagge an ihre Pick-Up-Trucks und errichten überall Statuen ihrer Bürgerkriegshelden wie Robert E. Lee. Er war der Oberbefehlshaber der Südstaaten, seine Statue steht heute in vielen vielen Städten. Eine davon: Charlottesville.
Der Opa der Alt-Right
Die Nazis, die hier in Charlottesville aufmarschieren, wollen die Statue von Robert E. Lee beschützen. Aber das ist natürlich nur ein Vorwand, die Tiki-Fackeln rauszuholen, irgendwas vom Untergang der weißen Rasse zu faseln und im Schutz des weißen Mobs Hass zu verbreiten. Die Proteste enden mit dem Tod der Gegen-Demonstrantin Heather Heyer und einem Land, das sich fragt, was zum Fick gerade los ist, wenn Nazis mit Hitlergruß und Tiki-Fackeln durch die Straßen laufen. Einer der sich solche Fragen nicht stellt, ist James Woods. Der Schauspieler ist inzwischen so etwas wie das Maskottchen der Alt-Right Bewegung geworden. Trump-Fan der ersten Stunde ist er natürlich auch. Am Wochenende twitterte James Woods seinen Kommentar zu Charlottesville. Ein Bild des Marine Corps Denkmals in Arlingtons mit der Unterschrift: Bevor die Liberalen jetzt einen Grund finden, diese Statue zu verunstalten, zerstören oder erniedrigen, dachte ich, manche von euch wollen sie vielleicht noch mal sehen.
Das Marine-Corps-Denkmal ist wohl eine der berühmtesten Statuen der USA. Sie ist allen gefallenen Soldaten gewidmet, ist beliebter Ausflugsort und Filmkulisse. Wenn eine Statue nicht abgerissen wird, dann diese. Entsprechend absurd ist auch der Tweet von James Woods, er wird zum Meme. Leute posten jede Menge Denkmäler mit dem Spruch: "Bevor die Liberalen jetzt diese Statue zerstören, hier ist sie". Zum Beispiel die hässliche Statue von Cristiano Ronaldo.
Oder eine Wachsfigur von Shakira.
Oder die Statue von einem goldenen Vogelmenschen mit riesigen Schmetterlingsflügeln.
Oder die Statue eines riesigen Buttplugs.
Hunderte Tweets mit lustigen Statuen werden mit Woods‘ Spruch gepostet. Den interessiert das aber wenig. Auf Twitter legt er nach: "Ich frag mich, wann wir anfangen werden, Bücher zu verbrennen? #antifa"
Auch Robert E. Lee hat das nicht gewollt
Humor ist eine Art, wie man mit Trauer und Angst umgehen kann. Und nichts ist besser als über einen alten Schauspieler mit total wirren Ansichten zu lachen. Auf Twitter bedanken sich einige für das Meme, denn so ist der Ärger über James Woods, Donald Trump und die Nazi-Bande von Charlottesville besser auszuhalten. Robert E. Lee, der Südstaaten-General dessen Statue die Nazis beschützen wollten, war übrigens kein Fan von Denkmälern. Er fand, dass solche Kriegsdenkmäler den Frieden verhindern und das Land auf Dauer spalten. Wer erzählt das jetzt James Woods?
Sendung: Freundeskreis, 18.08.2017 - ab 10.00 Uhr