Medienkompetenz Muss ich programmieren lernen?
Deutschland hinkt in digitalen Fragen hinterher, auch weil Informatik im Schulunterricht zu kurz kommt. Dabei wären zumindest Grundkenntnisse wichtig, sagt Programmier-Coach Alexander Hoffmann.
Smartphones, Autos, Internetseiten, Supermarktkassen. Hinter eigentlich allem, mit dem wir im Alltag in Kontakt kommen, steckt mittlerweile irgendwo ein Programmierer. Dass der Kassierer die Preise jedes einzelnen Artikels nicht händisch eintippen muss oder dass uns das Auto sofort warnt, wenn etwas im Motor kaputt ist, regelt ein Computerprogramm. Auch die Schriftart und -größe des Artikels, den ihr gerade lest.
Doch die wenigsten von uns verstehen, was da unsichtbar im Hintergrund abläuft. Geschweige denn, dass sie das selber programmieren könnten. Alexander Hoffmann, Programmier-Coach bei "Cook and Code" in München, findet, wir sollten zumindest eine grobe Ahnung davon haben - oder uns gegebenenfalls aneignen.
Wer Essen mitbringt, hat schon mal die Hälfte geschafft
Alexander sagt, dass wir - gerade in Deutschland - ganz schön aufpassen müssen, damit wir im internationalen Vergleich nicht weiter abgehängt werden. Für ihn gehören Informatik und Datenkunde genauso zum Schulunterricht wie andere Fächer auch - am besten schon ab der dritten Klasse. Das ist bis jetzt nicht der Fall, "daher fehlt es", sagt er, "enorm am Grundverständnis. In gewisser Weise sind die meisten digitale Analphabeten."
Zum Grundverständnis gehört für ihn, dass wir zumindest verstehen, was in unseren Computern und Smartphones abgeht. Dass wir wissen, was Variablen sind und Algorithmen, und was mit unseren Daten passiert, wenn wir diese einer App oder einer Website anvertrauen. "Es muss nicht jeder eine App programmieren können."
Bei "Cook and Code" bieten Alexander und seine Kollegen Kurse an, in denen die Nutzer unterschiedliche Programmiersprachen lernen können, zum Beispiel Python. Sie erklären aber auch, was eine Blockchain ist. Das Besondere: Wer für alle Kursteilnehmer etwas zu Essen mitbringt, darf kostenlos am Kurs teilnehmen. "Wir haben festgestellt, dass sich die Leute dann eher trauen zu kommen", sagt Hoffmann. Denn dann hätten sie schon mal die Hälfte des Kursprogramms erfüllt und nicht alles falsch gemacht.
Hände schmutzig machen mit Java
Ein guter Einstieg ins Programmieren ist Alexanders Meinung nach die "Hypertext Markup Language", besser bekannt als HTML. "Das ist zwar offiziell keine Programmiersprache", sagt er. Denn in HTML lassen sich keine Berechnungen und keine Logik abbilden. "Aber man kann sofort loslegen und hat ein Projekt." Mit nur wenigen Zeilen Code entsteht innerhalb von Minuten die eigene Website. Es sei wichtig, dass sich schnell ein sichtbares Erfolgserlebnis einstelle, sagt Hoffmann: "Programmieren heißt nicht Befehle auswendig lernen." Selbst gelernte Programmierer müssten häufig googlen, um herauszufinden, wie sie bestimmte Sachen am besten umsetzen.
Auf HTML können die Kursteilnehmer Cascading Style Sheets (CSS) aufsatteln. Mit der Sprache lassen sich einfache Websites noch verschönern. Und: "Wer sich die Hände schmutzig machen will", sagt Hoffmann, "dem empfehle ich Java." Wenn man das Konzept einmal verstanden habe, sei es recht einfach andere Programmiersprachen zu erlernen.
Hoffmann hofft, dass er mit seinen Coding-Kursen die Begeisterung fürs Programmieren wecken kann. Offenbar kann er das recht gut: Die ein oder andere Teilnehmerin (etwa 80 Prozent in den Kursen für Erwachsene seien weiblich, schätzt Hoffmann) habe nach einem Kurs bei Cook and Code Informatik studiert.
Selbstversuch: Kann Ari in drei Moanten ihre eigene App programmieren?
PULS-Moderatorin Ari hat bei Alexander Hoffmann programmieren gelernt, 3 Monate lang. Den Prozess haben wir in einer Youtube-Reportage festgehalten, die ihr hier findet. Und das Ergebnis, Aris selbstprogrammierte App "Klemens Kartoffel", könnt ihr euch für Android und Apple-Geräte in den jeweiligen App-Stores herunterladen.
Sendung: Filter vom 1.8.2018 - ab 15 Uhr