Slimevideos Der schleimige Orgasmus für den Kopf
Instagram feiert den Schleim. Millionen von Usern sind fasziniert vom #slime – von Clips, in denen Instagramer bunte Glibbermassen kneten. Und es ist auch was dran: Der Schleim ist Urlaub fürs Gehirn.
Zwischen grünen Smoothies und nach unten schauenden Hunden an weißen Sandstränden hat sich was Neues in unseren Instagram-Timelines eingezeckt: Schleim. Ja, ihr Kinder der 90er - ähnlicher Schleim wie der, der früher immer an euren Scout- und Amigo-Turnbeuteln festgetrocknet ist.
Bunte, glibberige Fladen platschen ins Bild. Hände popeln dran herum, bohren ein bisschen, ziehen ein bisschen und kneten ein bisschen. Das sieht aus, wie sich Kindheit anfühlt. Aber Melancholie ist nicht der einzige Grund, warum die Schleimclips bei Instagram millionenfach geguckt werden.
Der Orgasmus fürs Gehirn
Dem Schleimgeknete zuzuschauen wirkt bei vielen wie eine kleine Therapie. Man kommt so richtig auf Alphawelle. Ein Phänomen, das man von sogenannten ASMR-Videos kennt. Die gibt es schon seit Jahren bei Youtube. In diesen Videos geht es um Geräusche, um Stimmen und um die Intimität. ASMR steht für Autonomous Sensory Meridian Response und bezeichnet das angenehme Kribbeln, das viele Leute spüren, wenn sie zum Beispiel bestimmte Geräusche hören. Genau erforscht ist der Kopf-Orgasmus noch nicht. Der Hype ist aber so riesig, dass sogar ein großer Baumarkt schon mit ASMR Werbung gemacht hat.
Die Schleimvideos schlagen in dieselbe Kerbe – gehen aber noch einen Schritt weiter. Auch optisch machen die Videos nämlich so richtig Bock: Es gibt weißen Schleim, regenbogenfarbenen Schleim, matten Schleim, glänzenden Schleim, Schleim mit Goldstaub, Sternchen oder Styroporkügelchen drin. Selten war Styropor so sexy:
Kann man alles selber machen – und dann auch noch für viel Asche verkaufen. So läuft das zumindest in den USA: Kanäle wie galaxyofslimee, surfslimeco oder slimequeens haben hunderttausende von Followern und einige von ihnen verdienen Geld mit dem Verkauf. Eine 13-Jährige hat dem Time Magazine verraten, dass sie etwa 3.000 Dollar im Monat macht, bei noch größeren Accounts könnte der Umsatz sogar fünfstellig sein.
In Deutschland schlummert der Markt dagegen noch, wie auch die Online Marketing Rockstars recherchiert haben. Es gibt nur wenige Accounts mit nicht viel mehr als tausend Followern. Auf eine Anfrage von PULS hat aber leider niemand reagiert. Auf die Enttäuschung eine kurze Meditationspause:
Mehr Klicks haben Youtuber, die auf dem DIY-Hypetrain mitfahren. Ganz vorne mit dabei natürlich Bibi, die für ihre mehr als fünf Millionen Zuschauer nebenbei noch ein paar Markenprodukte in die Kamera hält. Mit Urlaub fürs Gehirn hat das nicht mehr so viel zu tun.
Sendung: Freundeskreis, 05.05.2017 ab 10 Uhr