Making of Meme Warum Puuh der Bär aus Chinas Netzwerken gelöscht wurde
Wieder einmal wurden Memes von Winnie Puuh im chinesischen Netzwerk "Weibo" zensiert. Der Politik gefallen die lustigen Vergleiche mit dem Präsidenten Xi Jinping wohl nicht. Der liebevoll-dämliche Bär ist deshalb jetzt Staatsfeind.
Winnie Puuh ist ein liebevoller Depp, ein gemütlicher Typ und auch nicht die hellste Kerze auf der Torte. Sein Macher, der englische Schriftsteller Alan Alexander Milne, hat ihn passenderweise als Wesen von "sehr geringem Verstand“ beschrieben. Genau diese Eigenschaften sind wohl Schuld, dass Winnie Puuh Memes jetzt zeitweise im großen chinesischen Netzwerk "Weibo"- einer Art Twitter - geblockt wurden. Der Grund: Puuh macht das Image des Präsidenten kaputt.
In Chinas Netzwerken machen sich User schon seit längerem darüber lustig, dass der dusselige Bär ohne Hose in manchen Momenten verblüffende Ähnlichkeit mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping hat. Immer wieder sickern Memes durch die Timelines, die Puuh mit Jinping vergleichen. Und immer wieder ist die chinesische Politik gestresst. Ob wegen der tatsächlichen Ähnlichkeit oder der Tatsache, dass Leute Witze auf Kosten des Präsidenten machen, darüber wird geschwiegen. Die Memes werden Berichten zufolge einfach kommentarlos aus dem Netz genommen. Dieses Mal soll es einen ganzen Tag lang nicht möglich gewesen sein, Bilder von Puuh im Netzwerk "Weibo" hochzuladen. Doch die Internetpolizei ist in China schon etwas länger auf der Jagd.
Das früheste Beispiel dafür ist etwa vier Jahre her. 2013 ist ein Bild durch "Weibo" gegangen, das Xi Jinping und Barack Obama zeigt. In ähnlicher Pose daneben: Puuh mit seinem Kumpel Tigger.
Nur mal angenommen, Obama war dieses poplige Meme, in dem er mit einem ADHS geplagten Tiger verglichen wird, nicht völlig egal. Dann hat er wohl darüber gelacht. Die chinesische Politik hingegen fand die Kritik an ihrem Präsidenten zu heftig und ließ das Bild sofort löschen. Seit dem werden Winnie Puuh-Vergleiche regelmäßig aus dem Netz gesiebt.
Winnie Puuh ist der kleine, kugelige Staatsfeind – sagt sogar die Wissenschaft: 2015 wurde an der Uni in Hong Kong mal eine Studie zur Zensur in Chinas Lieblingsnetzwerk "Weibo" gemacht. Untersucht wurde, welche Postings dort am krassesten zensiert wurden. Dafür haben die Forscher die Reichweite des Posts der Zeit gegenüber gestellt, die Chinas Interenetzensoren gebraucht haben, um den Inhalt wieder zu entfernen. Gewinner des Zensur-Rankings 2015: Ein Meme von Winnie Puuh!
Mittlerweile kann man Bilder vom Bären wieder posten, berichten einige User aus China. Die Frage ist nur: Wie lange geht es diesmal?
Sendung: Netzfilter, 22. Juli 2017 - ab 12 Uhr