Bücher über Musik Die Lieblingsbücher der Musikredaktion
Musik kann man nicht nur hören, Musik kann man auch lesen. Und weil es so viele gute Bücher über Musik gibt, haben wir die Lieblinge der PULS-Musikredaktion für euch gesammelt. Also von unserer Musikkompetenz-Kompetenz.
Christopher R. Weingarten: 33 1/3 – It Takes a Nation of Millions to Hold Us Back
Einer der besten Musikschreiberlinge der 00er Jahre seziert eine meiner absoluten Lieblingsplatten. Auf 160 Seiten erzählt Christopher R. Weingarten die Entstehungsgeschichte eines der explosivsten und wichtigsten Rap-Alben aller Zeiten. Dabei richtet er das Augenmerk auf die zahllosen Samples, die von der Bomb Squad bei der Produktion dieser Platte verbraten wurden (Queen, Beastie Boys, Slash, Isaac Hayes, etc.) und die Rolle der Bürgerrechtsbewegung in der Genesis von Public Enemy. Allein die Kapitel über James Brown und das legendäre Wattstax-Konzert in LA im Jahr 1972 sind den Buchpreis wert. Believe the hype!
Empfohlen von Matthias Scherer
Alex Ross: The Rest Is Noise – Das 20. Jahrhundert hören
Eigentlich schreibt Alex Ross in "The Rest is Noise" eine Kulturgeschichte des Lärms – und davon, wie dieser unbestimmte, fast gewaltsame Zwischensound "Noise" in der klassischen Musik die schrecklichen Ereignisse des 20. Jahrhunderts angekündigt hat, bevor die ganze Welt im Chaos versunken ist. Immer mit einem zwinkernden Auge, wunderbar geschrieben – vor allem im englischen Original – und ebenso feinsinnig beobachtet. Und deshalb auch auf jeden Fall ein Buch für Menschen wie mich, die sich mit klassischer Musik nicht so gut auskennen. Nach der Lektüre hört man "Noise" umso lauter, auch da, wo man es nicht vermutet: in den Hits der Pop-Charts.
Empfohlen von Vanessa Schneider
Kai Sichtermann: Keine Macht Für Niemand
Liest sich eigentlich wie eine Mischung aus absurdem Coming-of-Age-Roman, Agentenkrimi und Hippie-Märchen. Bassist Kai Sichtermann war Teil der legendären Kombo um Rio Reiser und beschreibt in "Keine Macht Für Niemand" das abgefahrene Leben zwischen nächtlichen Polizei-Razzien in ihrer offenen WG, Kontakten zu RAF, Joschka Fischer und Otto Schily und natürlich massenhaft Drogenexzessen und Hausbesetzungen. Die sympathischste Widerstands-Geschichte Deutschlands, sehr amüsant und nüchtern erzählt. Die Beschreibungen ihres wirklich skurrilen Lebens auf der Insel West-Berlin verknüpft Sichtermann immer wieder treffend mit den geschichtlichen und politischen Vorgängen der Zeit.
Empfohlen von Florian Kreier
John Jeremiah Sullivan: Pulphead - Essays
Auch wenn es also nicht immer um Musik geht, ist Pulphead mein absolutes Lieblingsbuch über Popmusik. Das liegt an der grandios komischen Geschichte über Sullivans Besuch bei Bunny Wailer auf Jamaika, an seinem fantastischen Portrait von Michael Jackson und vor allem an The Final Comeback of Axl Rose. Diese Story über den berühmt-berüchtigten Frontman von Guns’n’Roses kann meiner Meinung nach mit jedem großen Roman der Welt mithalten. Fantastisch geschrieben, akribisch recherchiert und voller Scharfsinn, Liebe und Humor. Was es heißt, ein Star zu sein, was es heißt ein Fan zu sein, was es heißt jung zu sein und erwachsen zu werden und worum es in der Popmusik überhaupt geht – ich kenne keinen Text, in dem das besser und knackiger und schöner auf den Punkt gebracht wurde als hier.
Empfohlen von Malte Borgmann
Rob Chapman: A Very Irregular Head – The Life of Syd Barrett
Syd Barrett - das wahre Mastermind von Pink Floyd, bevor die Schreckensherrschaft von Roger Waters begann. Eine "viel zu früh verglühte Sternschnuppe". Blablabla. So etwas bekommt man normalerweise aufgetischt, wenn es um Barrett geht. Rob Chapman ist nicht so verknallt in die Tragik, sondern versucht zu rekapitulieren, wer Syd Barrett war. Für Deutschlehrerlieblinge besonders toll: Chapman versucht sich immer wieder an Textanalysen und baut pro Kapitel Teile aus Kindergeschichten ein, die sehr wahrscheinlich die Texte von Barrett geprägt haben, von Gnome bis zur Scarecrow. Und so begleitet der Leser Syd Barrett bis an sein Lebensende. Eine deutsche Ausgabe gibt es leider noch nicht. Gute Englischkenntnisse sollte man also haben.
Empfohlen von Katja Engelhardt