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PULS-Lesereihe-Juror Manuel Möglich "Nicht das Naheliegende erzählen!"

Bei "Wild Germany" sprach er mit Satanisten, Bodybuildern, Lichtessern - jetzt entscheidet Manuel Möglich, wer bei der PULS Lesereihe dabei sein darf. Im Interview verrät er, warum er Scheitern als Chance sieht und was er auf keinen Fall lesen will.

Von: Ann-Kathrin Mittelstraß

Stand: 17.07.2015 | Archiv

PULS Lesereihe Juror Manuel Möglich | Bild: Roger Eberhard

Für die PULS Lesereihe 2015 suchen wir eure Texte zum Motto "Sind wir bald da?" Ob ihr mit eurer Geschichte an der Lesereihe teilnehmen dürft, entscheidet dann eine Jury. Der Journalist und Autor Manuel Möglich hat bei "Wild Germany" auf ZDFneo mit Satanisten, Bodybuildern und Lichtessern gesprochen und danach eine Weltreise gemacht, die er in einem Buch verarbeitete. Jetzt ist er einer der Juroren der PULS Lesereihe. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, mit welchen Texten ihr bei ihm punkten könnt und was er auf keinen Fall lesen will.

PULS: Für dein Buch "Deutschland überall" bist du um die halbe Welt gereist. Worum geht's denn darin?

Manuel Möglich: Ich glaube, ich bin tatsächlich um die ganze Welt gereist. Ich habe mich mit der Frage "Was ist typisch deutsch" auseinandergesetzt, also der deutschen Identität. Dafür war ich in ehemaligen Kolonien, in Ländern wie Brasilien, in Tschechien und habe dort deutsche Volksfeste besucht - oder das, was man dort vermeintlich als deutsches Volksfest versteht.

Seit dein Buch Anfang des Jahres erschienen ist, tourst du damit durch das ganze Land. Warum denn diese Ochsentour?

Weil ich das noch nie gemacht habe und gerne neue Sachen probiere. Ich wollte mal gucken, wie funktioniert das mit einer Lesereise, die nicht nur eine Lesereise ist? Ich versuche da, Videos zu zeigen, Fotos zu erzählen und ich erzähle Geschichten, die so nicht im Buch gelandet sind. Ich finde, das Buch kann man auch selber lesen, so eine Lesereise ist noch ein bisschen mehr als nur "etwas vorlesen".

Auch die Teilnehmer bei der PULS Lesereihe müssen ihre Texte vorlesen: Wie bereitet man sich am besten auf so eine Situation vor?

Hilfreich ist, wenn man sich den Text zu Hause erstmal selber laut vorliest und dann ein paar Freunde dazu holt. Es ist extrem hilfreich, wenn einem Leute, denen man vertraut, sagen: "Pass auf, das war super, hier warst du zu schnell, hier zu langsam, hier mal eine größere Pause machen." Das hat mir sehr geholfen.

Gehst du selbst auch auf Lesungen?

Ich war bei sehr, sehr vielen Lesungen und das kann ich auch nur empfehlen. Man kann sich extrem viel abgucken, wenn man selbst noch nicht so viel Erfahrung hat.

Müsstest du selbst einen Text schreiben zum Motto "Sind wir bald da?", wie würdest du unser Motto interpretieren?

Für mein Buch war ich so wahnsinnig viel unterwegs: "Heimweh" fände ich auf jeden Fall eine spannende Geschichte. Da schreiben wahrscheinlich einige ihre Story drüber, könnte ich mir vorstellen. Zu "Sind wir bald da?" kann man aber auch hervorragend über Beziehungsproblematiken schreiben, da gibt es überhaupt sehr viele Möglichkeiten, in eine nicht so offensichtliche Richtung zu gehen. Und das würde ich sehr spannend finden: Wenn man da so den einen Dreh weiter findet - und nicht sofort das Naheliegende wählt.

Wie gehst du denn selbst an eine Geschichte ran, damit sie gut wird?

Nicht blind drauflos schreiben. Das können vielleicht manche Leute, würde bei mir aber gar nicht funktionieren. Ich brauche schon einen roten Faden und eine Idee, was in einem Kapitel oder Text passieren soll. Erst mal ist wichtig, in welcher Zeitform man die Geschichte erzählen möchte. Wenn man im Präsens erzählt, ist das unfassbar schnell und temporeich, und wirkt viel näher als eine Geschichte, die zum Beispiel in der Vergangenheit erzählt wird. Die hat aber, finde ich, meistens viel mehr Tiefe, was die Sprache angeht. Dann wirklich erstmal eine Art roten Faden stricken, gucken: Wie soll die Person sein, gibt's vielleicht irgendwie eine Wendung in der Story, damit es nicht doch wieder zu vorhersehbar wird? Bei mir dauert das teilweise ewig, manche Kapitel in meinem Buch sind oft erst die zehnte Version. Immer wieder redigieren, löschen, nochmal mal ein bisschen polieren, das gehört immer dazu.

Wenn mir jetzt partout nix einfällt zum Motto "Sind wir bald da?" - wie gehst du denn mit so einer Schreibblockade um? Hast du einen Last-Minute-Schreibtipp?

Also wenn einem wirklich partout nix einfällt, muss man vielleicht auch ganz ehrlich sagen: Vielleicht ist es dann nicht der Text, der einem liegt.

Du bist aber hart...

Nein, nein, das kann auch eine Chance sein! Wenn man sich nämlich frei macht von diesen Gedanken, die man hat und dann wirklich einfach mal drauf los schreibt. Also das, was ich eben eigentlich nicht empfohlen habe. Das ist dann wahrscheinlich eine Story, die man am Anfang nie so erzählen wollte! Von daher soll das jetzt gar nicht entmutigen: Das ist vielmehr "Scheitern als Chance". Und mit Sicherheit hilfreicher, als mit Gewalt an einem Text zu arbeiten.

Manuel Möglich liest am 12.11. in Nürnberg und am 16.11. in München aus seinem Buch "Deutschland überall". Weitere Termine seiner Lesetour findet ihr auf seiner Facebook-Seite.


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