11

TV & Serie // Good Girls Revolt Kein Mad Men, aber trotzdem gut

Die Serie "Good Girls Revolt" erzählt die wahre Geschichte von ein paar Frauen, die Ende der 60er die Zeitschrift Newsweek verklagt haben - weil sie das tun wollten, was die Männer schon immer durften: Schreiben.

Von: Vanessa Schneider

Stand: 08.11.2016 | Archiv

Serie "Good Girls Revolt" | Bild: Amazon Studios 2016

Es ist das Jahr 1969. Hippies stellen alte Lebensentwürfe auf den Kopf, in den Straßen protestieren Leute gegen den Vietnamkrieg. Die Black Panthers rütteln das weiße Establishment auf und in der New Yorker Subkultur brodelt es. Davon merken die Durchschnittsbürger aber nicht viel. Sie machen weiter das, was sie schon immer gemacht haben: Die Männer arbeiten, die Frauen auch - zumindest solange, bis sie eine Familie gründen. Die jungen New Yorkerinnen Patti und Cindy aber wollen mehr. Und sie sind nicht die einzigen.

Sie macht die Arbeit - er streicht die Lorbeeren ein

Patti und Cindy sind nur zwei von vielen Rechercheassistentinnen bei der fiktiven Zeitschrift "News of The Week". Die Hierarchie ist streng geregelt: Die Männer schreiben und streichen den Ruhm ein, die Mädels machen die Drecksarbeit. Sie führen Interviews, graben die Stories aus und recherchieren, bis alles wasserdicht ist. Die Namen der Frauen sind in der Zeitschrift nirgendwo zu lesen. Was heute ein Einsteigerjob ist, war in den 1960ern für die meisten jungen Journalistinnen der Anfang und das Ende ihrer Karriereleiter.

Nora Ephron (rechts) lässt sich nichts gefallen

Als eine neue Kollegin sich herausnimmt, den Artikel eines Reporters umzuschreiben, wird sie vor versammelter Mannschaft runtergeputzt - obwohl ihre Arbeit hervorragend war. Sie heißt Nora Ephron - und sie kündigt nach dem Vorfall. Nora Ephron hat in den 60ern tatsächlich mal bei einer Zeitschrift mit dem Namen "Newsweek" gearbeitet, bevor sie als Journalistin und Drehbuchautorin von Filmen wie "Harry und Sally" berühmt wurde.

Diskriminierung aus Tradition

Spätestens hier ist klar: "Good Girls Revolt" erzählt eine wahre Geschichte. Aber es ist nicht die von Nora Ephron, sondern die von den Rechercheassistentinnen, die frustriert von ihrem Job für gleiche Chancen gekämpft haben. Denn dass Frauen nicht schreiben dürfen, war zwar in vielen Redaktionen Ende der 60er noch üblich, aber illegal.

Patti, Cindy, Jane und all die anderen Frauen tun sich also zusammen und versuchen, für ihre Rechte zu kämpfen - wenn nötig vor Gericht - obwohl sie das ihren Job kosten könnte. Diese wahre Story ist so faszinierend, dass man der Serie sogar die anfangs ziemlich stereotypen Figuren verzeiht: Da ist Cindy, die graue Maus in selbstgenähten Klamotten. Hippie Patti geht ohne Unterwäsche zur Arbeit und Jane ist ein Mädchen aus gutem Hause, das mit ihrer starren Fönfrisur auf einen Heiratsantrag wartet. Das ist ziemlich platt, aber so großartig in Szene gesetzt, dass sich die 50-Minuten-Folgen wie kurze Zeitreisen in die Sixties anfühlen.

Der Sexismus, den die Frauen von der "News of The Week" jeden Tag erleben, kommt in der Serie nur sehr subtil rüber. Ein paar Sprüche fallen, die Männer baggern hemmungslos und spielen sich auf. Nichts Besonderes. Nichts, was heute so nicht auch passieren könnte. Das ist ziemlich traurig, weil’s damals sicher nicht ganz so harmlos zuging. Aber es zeigt auch, dass die Good Girls Revolte heute noch längst nicht zu Ende ist. Und damit gibt’s auch noch jede Menge Stoff für weitere Staffeln.

"Good Girls Revolt" ist ab sofort bei Amazon Prime Video auf Englisch abrufbar. Die deutsche Synchronversion folgt Ende November 2016.


11