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Interview mit de Gfotzerten Das wollen die Münchner Street-Art-Aktivistinnen mit ihren Plakaten bezwecken

Fotzen first! In München häufen sich Wahlplakate, deren Slogans nicht ganz der Norm entsprechen. Aufgehängt wurden sie von der feministischen Street-Art-Gruppe "de Gfotzerten". Im Interview erzählen sie uns, was ihre Ziele sind.

Von: Matthias Hacker

Stand: 14.09.2017 | Archiv

Degfotzerten  | Bild: BR

Gegen Sexismus, gegen Homophobie, gegen Rassismus und vor allem für das Recht der Frauen im Jahr 2017: Dafür kämpfen die Aktivistinnen von "de Gfotzerten“ - eine Gruppe junger Münchner Feministinnen. Mit Street Art, geldscheinähnlichen Flugblättern und Wahlplakaten der etwas anderen Art kämpfen sie für ihre Sache. Und das mit Erfolg: Sie sind weit über München hinaus Gesprächsthema und polarisieren mit ihren Facebook- und Instagramposts. Was hinter ihrer Message und Aussagen wie "Fotzen first“ steckt, haben drei von ihnen im PULS-Interview verraten.

PULS: Ihr seid ja anonym unterwegs - was darf man denn über de Gfotzerten wissen?

de Gfotzerten: Wir haben uns Anfang 2016 gegründet. Das war kurz nach der Silvesternacht in Köln und für uns war klar: Es muss irgendetwas getan werden. Wir sind wütend. Nach der Silvesternacht sind viele Frauenrechte oder Frauenthemen sehr instrumentalisiert worden von rechten Parteien. Das hat uns wütend gemacht und wir wollten nicht nur zuschauen, sondern aktiv werden. Also haben wir uns gegründet, um in München auf bestimmte Missstände aufmerksam machen.

Was sind das für Missstände?

Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, gegen Sexismus, Homophobie und Rassismus zu kämpfen. Ganz besonders wichtig sind uns Frauenrechte und Themen für Frauen.

Ihr habt euch den den Namen de Gfotzerten gegeben. Wofür steht der?

Einerseits beinhaltet es das Wort Fotze. Das ist ja eigentlich ein Schimpfwort für Frauen. Wir wollen uns das so ein bisschen zurückerobern. de Gfotzerten ist eigentlich überhaupt kein Schimpfwort, sondern im Bairischen ist 'a Gfotzerte' eine Frau, die sich den Mund nicht verbieten lässt - die frech ist und die sich auch mal traut, Themen anzusprechen, die vielleicht unangenehm sind. Und da wir ja alle aus München sind, können wir uns alle sehr gut damit identifizieren. Wir wollen den Mund aufmachen und auch über Themen sprechen, die vielleicht etwas unbequem sind.

Warum möchtet ihr das denn so anonym halten?

Wir haben uns dafür entschieden, das so zu handhaben. Andere Street-Art-Künstler und -Künstlerinnen wie Banksy oder Barbara geben sich ja auch nicht zu erkennen. Wir wollen nicht, dass es um uns selbst geht, sondern um die Themen, die wir vertreten.

Ihr habt Plakate passend zum Wahlkampf aufgehängt. Könntet ihr erklären, was ihr da gemacht habt - also was auf den Plakaten drauf ist?

Zum einen war für uns wichtig, noch mal deutlich zu machen, dass die Wahl ansteht. Und wir wollen Frauen dazu auffordern, wirklich zur Wahl zu gehen und dieses Wahlrecht auch zu gebrauchen - was wir erst seit 99 Jahren haben hier in Deutschland. Und deshalb haben wir überlegt, wie wir das gut machen können. Wir haben diverse Wahlplakate der Parteien gesehen und haben gesagt: Sowas in der Art wär für uns auch ganz passend, weil da hingeschaut wird und die Statements gelesen werden. Wir haben uns zusammengesetzt und haben überlegt, was soll denn draufstehen und haben das einfach ein bisschen umgemodelt. "Fotzen first“ ist nochmal ein klares Statement gegen Homophobie, Rassismus und Sexismus.

Aktuell sind eure Aktionen auf München beschränkt. Kam da schon Feedback auch aus anderen Städten?

Es gibt auch viele Gruppen in anderen deutschen Städten, die auf uns aufmerksam geworden sind und natürlich Kontakt aufgenommen haben über Facebook oder Instagram. Und auch gefragt haben, ob nicht zukünftig mal gemeinsame Aktionen geplant werden könnten. Da sind wir sehr offen und freuen uns darauf und arbeiten an den Ideen. Ein Beispiel waren auch unsere "Girlgangs“, die wir in den Unterführungen hier in München plakatiert haben. Die ursprüngliche Idee dazu kommt aus Mannheim: Es gibt in der Öffentlichkeit bestimmte Angsträume. Das sind zum Beispiel Unterführungen. Wenn frau jetzt abends nach Hause geht und die Überlegung ist: Nehme ich den direkten Weg nach Hause oder meide ich das und nehme einen Umweg in Kauf, weil frau nicht alleine durch eine Unterführung gehen möchte. In unserer Aktion ging es darum, diese Angsträume für Frauen zurückzuerobern. Symbolisch natürlich.

Wenn die Wahlplakate irgendwann weg sind, wird es bei euch ja noch weitere Projekte geben. Habt ihr denn schon Ideen, wie es weitergehen könnte?

Ideen haben wir viele. Das kommt dann darauf an, wie sie sich umsetzen lassen und wann sie sich umsetzen lassen. Das ist auch alles ein organisatorischer Aufwand. An Ideen mangelt es uns nicht.

Und wenn jemand sich jetzt berufen fühlt, bei euch mitzumachen, darf man sich bei euch melden?

Jederzeit. Wir freuen uns auf die Anfragen via Facebook und Instagram.

Sendung: Filter, 30.08.2017 - ab 15.00 Uhr