Said aus Afghanistan Helfen, um zu vergessen
Er hat in Afghanistan seine ganze Familie verloren. Trotzdem hilft Said schon seit seiner Ankunft ehrenamtlich anderen Asylsuchenden, denen es teilweise noch schlechter geht als ihm. Said geht es um "Humanity".
Said kommt aus Afghanistan und ist seit neun Monaten in Deutschland. Sein Asylantrag ist noch offen. Er ist Hals über Kopf aus der afghanischen Hauptstadt Kabul geflohen, als die Taliban das Haus seiner Familie angegriffen haben. Der 20-Jährige hat für die Amerikaner gearbeitet. Gemeinsam mit zwei Cousins und einem Freund konnte Said fliehen. In Pakistan wurden die vier Jungs allerdings inhaftiert - nur Said kam dort lebend raus. Er erzählt, dass seine drei Begleiter zu Tode gefoltert wurden.
Das macht Said in Deutschland
Obwohl Said erst vor gut neun Monaten in Bayern angekommen und noch nicht anerkannt ist, hilft er anderen Flüchtlingen beim "Lighthouse Welcome Center" in der Münchner Bayernkaserne - ehrenamtlich. "Geld bedeutet mir nichts. Ich will den Menschen helfen, egal ob ich dafür Geld bekomme oder nicht. Dafür lerne ich hier viel über andere Traditionen aus Afrika oder Asien", sagt er. Seine Motivation: "Humanity" - Menschlichkeit. Er wiederholt das Wort immer wieder, wie ein Mantra:
"Ich liebe Menschen und ich will ihnen helfen, egal woher sie kommen. In Afghanistan konnte ich das nicht.[…] Ich will etwas ändern und den Menschen helfen, wenn sie hier ankommen."
Said aus Afghanistan
Said ist der einzige Asylsuchende, der im "Lighthouse" hilft. Dort ist er der Ansprechpartner für alle, die nach ihrer Ankunft erste Infos oder einen Übersetzer brauchen. Außerdem nimmt er am Programm "Integration durch Arbeit" teil. Dort lernt er zunächst sechs Monate lang Deutsch. Danach muss er ein Praktikum in einem Job seiner Wahl machen. Am liebsten würde Said aber erst mal studieren.
Das wünscht sich Said für seine Zukunft
Eigentlich will Said sein IT-Studium in Deutschland zu Ende machen. In Afghanistan hat ihm noch ein Jahr bis zum Abschluss gefehlt, aber dann ist er geflüchtet. Seine Uni-Papiere und Zeugnisse hat er in Afghanistan gelassen. Deswegen muss er in Deutschland wieder im ersten Semester anfangen. "Unser Haus wurde mitten in der Nacht angegriffen. Ich habe meine ganze Familie verloren. Da habe ich nicht an die Papiere gedacht. Ich wollte nur weg", sagt der 20-Jährige. Die afghanische Botschaft hat Said geraten, er solle nach Afghanistan reisen und seine Belege dort abholen. "Aber wenn ich das machen würde, käme ich bestimmt nicht wieder. Die Taliban würden mich wahrscheinlich töten."
Was denkt Said über Integration?
Said glaubt, dass ein Job, egal welcher, für die Integration in einem neuen Land wichtig ist: "Das gilt besonders für die Leute aus Afghanistan. Wir wollen auf unseren eigenen Füßen stehen. Wenn man nicht arbeitet, verdient man kein Geld. Man kann nicht für sich selbst sorgen und kann nicht aus der Flüchtlingsunterkunft ausziehen." Mittlerweile fühlt sich Said in Deutschland wohl und vor allem sicher.
"Ich habe in Unterhaching eine deutsche Patin. Sie ist wie eine neue Mutter für mich und dank ihr fühle ich mich sehr wohl in Deutschland."
Said aus Afghanistan