Pocketbuch für den Notfall Der Bergdoktor für die Tasche
Wer im Winter viel am Berg unterwegs ist übt regelmäßig für den Ernstfall: die Lawine. Doch wie geht’s weiter, wenn der Verschüttete verletzt geborgen wurde? Ein neues Buch soll im Notfall am Berg helfen.
So lang wie ein Smartphone, minimal breiter und dreimal so dick mit einer praktischen Ringbindung – so sieht das „Bergmedizin Expeditionsmedizin pocket“ Buch von Berend Feddersen und Harald Ausserer aus. "Von Tagesausflug bis Himalaya-Expedition" steht auf der Titelseite. Und genau auf einer Himalaya-Expedition bei höhenmedizinischen Forschungen kam auch die Idee zum Buch. Eigentlich wollten die beiden Ärzte aber ein Buch für Sherpas schreiben. Denn sie zeigen ihre Höhenkrankheit häufig nicht, da sie unter einem hohen sozialen Druck stehen und Angst haben nicht mehr engagiert zu werden. Die meisten sind arme Bauern aus den Tälern und deshalb genauso wenig akklimatisiert wie die Touristen, deren Gepäck sie tragen.
"Wir dachten, wir machen eine Seite Englisch, eine Seite Comic und eine Seite Deutsch, sodass man dann mit den Sherpas in Kontakt treten kann und sagen kann: Ah hast du Kopfschmerzen, hier, schau ein Bild mit Kopfschmerzen. Das haben wir in Nepal getestet und heraus kam: Funktioniert nicht. "Erbrechen" konnte man zum Beispiel hervorragend erkennen, doch der Sherpa saß vorm Bild und sagte nach langem Überlegen, er glaubt, er hat es jetzt: Es ist ein Mensch."
(Berend Feddersen im PULS Playground-Interview)
Dabei hatte der Sherpa einfach noch nie ein gezeichnetes Bild gesehen, geschweige denn einen Comic. Also wurde der Völkerverständigungsplan verworfen und ein deutsches Buch geschrieben: Einfach verständlich, wie ein Schweizer Taschenmesser mit allen wichtigen Werkzeugen für allerlei brenzlige Situationen am Berg: Von Höhenkrankheit über Lawinenkunde bis zum Handzeichenkatalog für die Hubschraubereinweisung. Geblieen von der Ursprungsidee ist am Ende des Buches ein kleines Wörterbuch mit den wichtigsten Berg- und Medizin-Begriffen auf Deutsch, Englisch, Spanisch, Chinesisch, Nepali und Tibetisch. Doch das Buch richtet sich nicht nur an Extrembergsteiger mit 8000er Plänen:
"Die Zielgruppe sind alle, die in die Berge gehen. Es hilft einem auch wenn man auf den Olympiaberg geht und sich den Fuß verstaucht und ein Tape dabei hat – dann kann man nämlich auch einen Tapeverband machen. Vor zwei Wochen hatte sich mein Sohn den Daumen umgeknickt und ich hab‘ in dieses Buch geschaut, um einen Tapeverband zu machen – zuhause, auf 300 Höhenmeter." (Berend Feddersen im PULS Playground-Interview)
Egal ob Himalaya oder Spitzingsee
Das Buch taugt also auch zum Wandern in den Voralpen oder bayerischen Mittelgebirgen und ist eine spannende Lektüre am Abend auf der Hütte, weil wer weiß schon noch wie man sich genau bei Gewitter verhält oder einen Biwacksackschlitten baut?
"Das Buch wird es auch als App geben – das ist schon geplant. Aber mit den Smartphones ist dann doch manchmal so, dass der Akku leer ist und man dann keinen Zugriff mehr hat. Gerade wenn wir über Höhenexposition und Expeditionen in eher fernen Gegenden reden, haben wir manchmal keinen richtigen Storm mehr und dann ist das Smartphone auch nicht mehr funktionsfähig."
(Berend Feddersen im PULS Playground-Interview)
Einfache Praxistipps und medizinische Details, verständlich für Laien und Profis von der Sauerstoffsättigung bis zur Spaltenrettung – mit dieser Mischung hat das Pocketbuch den wohl berühmtesten Fürsprecher gewonnen, den man sich im Alpinismus wünschen kann – Reinhold Messner:
"Er hat sich durch die PDFs vom Buch gewühlt und hat gesagt: super! Freunde, das gefällt mir total gut. Als er am Ende angekommen war, sagt er: Na, aber ein Vorwort schreibe ich euch nicht. Das war ja eigentlich unser Ziel. Wir haben ihn also gefragt, warum nicht? Dann sagt er: Na weißte, dann müsste ich jetzt alles durch lesen, ich habe so viel zu tun, das schaffe ich nicht. Aber weißte was: Ich weiß was Besseres. Und dann nimmt er das PDF vom Titel und schreibt drauf: Gehört in jeden Rucksack, Reinhold Messner. Druckts das darauf, da habt ihr mehr von!"
(Berend Feddersen im PULS Playground-Interview)
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Nettinger, Mittwoch, 10.Februar 2016, 15:40 Uhr
3. Bergmedizin - Expeditionsmedizin
Ein kleines großes Büchlein, im Format passend für eine kleine Lücke im Rucksack. Wichtig für alle Notfälle in den Bergen. Um sich selber zu helfen oder anderen.
Gut auch zur Vorbereitung einer Bergtour, sich schon mal informieren, was kann ich tun, wenn.
Ein tolles Medizinbuch für das Leben, auch wenn man nicht auf dem Berg ist.
Thomas, Sonntag, 07.Februar 2016, 23:57 Uhr
2. Hamner
Geile Idee. Super! Danke playground fürs Finden!
Mar, Sonntag, 07.Februar 2016, 11:37 Uhr
1. Buch
Das Buch soll mich auf diversen Wanderungen und Reisen begleiten!