Notizen aus aller Welt Notizen aus Graubünden (2/2)
Mittwoch, 25.12.2024
14:35
bis 15:00 Uhr
BR24
Von Andrea Zinnecker
Wiederholung von 7.35 Uhr
Als Podcast verfügbar.
Um 775 wurde das Kloster St. Johann in Müstair gegründet, im äußersten Osten des heutigen Kantons Graubünden. Mit seinen karolingischen Fresken ist es ebenso UNESCO-Weltkulturerbe wie die Beneditkinerabtei Dìsentis in der Surselva im Westen von Graubünden. Zwei spirituelle Pole des einzigen Schweizer Kantons mit drei Amtssprachen: Deutsch, Italienisch und Rätoromanisch, das "Rumantsch grischun". Graubünden ist eine Region mit spektakulärer Bergkulisse und berühmten Orten wie Davos, Flims-Laax, der Via Mala und St. Moritz. Auf dem alpinkulturellen Streifzug durch Graubünden im Winter sind wir aber fernab touristischer Hotspots und glamouröser Nobel-Skiorte unterwegs. Es geht hinein in die Winterstille. Zum Beispiel auf einer Skitour zur knapp 2300 Meter hoch gelegenen Zapporthütte, eine der ältesten Hütten der Schweiz im legendären Rheinwald.
Von den rund 1000 Gipfeln in Graubünden sind 359 über 3000 Meter hoch, und mit dem Piz Bernina steht hier auch der einzige Viertausender der Ostalpen. 150 Täler durchziehen den Kanton, tiefe Schluchten wie die Via Mala, aber es gibt hier auch das höchstgelegene ganzjährig bewohnte Bergdorf der Schweiz: Juf. Bis 1961 war es mit der letzten planmäßigen Postkutschenlinie der Schweiz erreichbar, dann kam der Postbus. Sankt Antönien im Rätikon an der Grenze zum Montafon ist dagegen das erste Bergsteigerdorf Graubündens. Davos und Klosters sind international bekannte Destinationen nicht nur für den Wintersport, sondern auch für Politiker, Wirtschafts-Magnaten und den Hochadel. Arosa und Lenzerheide stehen eher in der zweiten Reihe, locken aber mit einer nicht weniger großartigen Natur zum Beispiel für Schneeschuhwanderer. Doch egal ob Rodeln, Winterwandern, Schneeschuh- oder Tourengehen - am Thema Lawinen kommt keiner vorbei. Zumal es in Graubünden eine weltweit renommierte Institution gibt: Das Schweizer Lawinenforschungsinstitut, kurz SLF, gegründet 1941 in Davos.
Zu den Graubündner Seitentälern gehört auch das Safiental in der Surselva - eine wildromantische Winterlandschaft im Naturpark Beverin abseits skitouristischer Tummelplätze der betuchten Gesellschaft. Dass es auch anders und vor allem nachhaltiger geht, beweist hier das kleine Skigebiet von Tenna: Es gibt nur einen einzigen Lift, der mit Solarkraft betrieben wird. Auf Nachhaltigkeit setzt auch das kleine Berghotel Camana im einstigen Schulhaus des Safientals: Beizli, Lotsch und Zuber - Bündner Wellness der besonderen Art.
Dìsentis liegt am Vorderrhein in der Oberen Surselva. Das Skigebiet ist ein Geheimtipp für Freerider, Pulverschnee-Sessions sind garantiert. Wobei man auf Naturschnee setzt und oberhalb von 2200 Metern nicht beschneit. In Dìsentis gibt es eine der innovativsten Skischmieden der Alpen: ZAI, das rätoromanische Wort für „zäh“. Die Manufaktur fertigt Ski mit einem Kern aus Gneis - Innovation meets Tradition.
BR24 nimmt Sie mit auf einen Streifzug quer über die Kontinente. "Notizen aus aller Welt": Berichte und Reportagen unserer Korrespondenten.