BR24 - Das interkulturelle Magazin


1

Lesung, Filmtipp und Festival Grenzenlose Vielfalt

Buchtipp: "74" // Filmtipp "Eine fantastische Frau" // Afrika-Tage Forchheim //

Von: Julia Smilga

Stand: 06.06.2024

Buchtipp: "74"

Der jüngste Völkermord der Geschichte begann vor fast 10 Jahren, am 3. August 2014.  Die Kämpfer der IS - Terrormiliz fielen Anfang August 2014 im Norden des Irak ein, um die jesidische Minderheit auszulöschen. Im deutschen Fernsehen wird bei den Nachrichten die irakische Landkarte mit den von dem IS besetzten Gebieten eingeblendet.  Ronya Othmann, damals 20, Tochter eines Jesiden und einer Deutschen, aufgewachsen in Freising, verfolgt sprachlos und wütend auf dem Bildschirm, wie schnell sich im Norden des Irak die islamische Terrormiliz ausbreitet

"Und da gab es einen nicht schwarz gefärbten Landstrich und da war das Dorf meiner Großeltern  , und wir wussten nicht, in welche Richtung sich diese schwarzen Flecken ausbreiten würden. Ganz in der Nähe gab es Massaker der IS , wir wussten davon und wir haben versucht, sie raus zu bekommen."

Ronya Othmann, Autorin

Die Großmutter kann sich  in letzter Minute nach Deutschland retten, aber für  Ronya Ottman ist seitdem nichts mehr wie vorher.  Der Massenmord an Jesiden, einer christlichen Minderheit im Nordirak, in den Dörfern, die Ronya Ottman seit ihrer Kindheit bereist und kennt, lässt sie nicht mehr los. Sie  will alles darüber wissen, schaut Videos von IS propaganda, reist  2018 mit ihrem Vater  in den Nordirak, sieht die Dörfer, wo der IS wütete, sieht die Massengräber…

"Das sind so Sachen die werde ich glaube, nicht vergessen."

Ronya Othmann

Ronya Othmann versucht das Unaussprechliche in Worte zu fassen. Sie beginnt, darüber zu schreiben. Ihr Dokumentarischer Roman "74" ist eine Reise zu den Ursprüngen, zu den Tatorten: in die Camps und an die Frontlinien, in die Wohnzimmer der Verwandten und in die  deutschen Gerichtssäle, wo IS Kämpfer verurteilt werden . Vierundsiebzig – so viele Pogrome haben die Jesiden in ihrer Geschichte bereits erlebt, so die mündliche Überlieferung. Der Roman "Vierundsiebzig" ist ein eindrucksvoller Versuch, Zeugnis davon abzulegen und die tragische Geschichte der Jesiden der Vergessenheit zu entreißen. Am kommenden Mittwoch liest Ronya Otthman aus ihrem Buch "74" in der   Glockenbachbuchhandlung in München, Beginn ist um 19 Uhr

Filmtipp: Eine fantastische Frau

Sebastián Lelio

Die angehende Sängerin Marina lebt in Santiago de Chile mit dem deutlich älteren Orlando zusammen. Der hatte für Marina einst seine Familie verlassen, die es nie verwunden hat, dass er sich in eine Transfrau verliebte. So beginnt der Film „ Eine fantastische Frau“  des chilenischen Regisseurs Sebastián Lelio. Wie tief der Hass sitzt, bekommt Marina zu spüren, als Orlando plötzlich stirbt. Nicht nur die Familie-  auch die chilenische Gesellschaft akzeptiert Marina nicht als das, was sie ist: eine fantastische Frau!  Das tief bewegende, bei aller Tragik stets lebensbejahende Drama wurde 2018 mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film des Jahres 2018 ausgezeichnet. Am kommenden Donnerstag, um 23:15, wird der  Film „ Eine fantastische Frau“ im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt, im Rahmen der Sommer-Queer Filmreihe des  BR Fernsehens. Insgesamt präsentiert der BR 6 internationale Filme berührende Liebesgeschichten, mitreißende Coming-of-Age-Filmen und bewegende Porträts. Die Sommer-Queer Reihe dauert bis zum 25.Juli, Nach der Ausstrahlung stehen die Filme für 30 Tage in der ARD Mediathek.

Musik Forchheimer Afrika-Tage  

Am ersten Juli-Wochenende geht es in der Forchheimer Altstadt traditionell afrikanisch zu. Kunsthandwerk auf dem Basar, Trommlerkurs für Schüler  oder Fotoausstellungen -  die Afrika Kulturtage bieten die perfekte Gelegenheit, um die musikalische und kulturelle Vielfalt des afrikanischen Kontinents kennenzulernen.  Künstler, Musiker und Tänzer  aus Simbabwe, Uganda, Gambia, Mali und Kenia kommen nächstes Wochenende ins fränkische Forchheim.

Gitarristen-Duo "Djam"

Eines der Höhepunkte der Kulturtage ist in diesem Jahr das große Abendkonzert von Djam. DJAM! ist eine musikalische Allianz zwischen zwei Meistergitarristen:  Joep Pelt aus den USA und Bounaly Traoré aus Mali. DJAM! bedeutet "Glück" und "Freude" und ist ein Ausruf, den sich die Tänzer auf den Tanzflächen in Nordmali gegenseitig  beim Tanz zurufen. Die Band Djam!  tritt am Samstag , den 06.07. um 20:00 Uhr auf. Die  Forchheimer Afrika Tage finden vom 5. bi 7.Juli statt.


1