BR24 - Das interkulturelle Magazin


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Film, Comedy und Musik Grenzenlose Vielfalt

"Das kostbarste aller Güter" von Michel Hazanavicius im Kino // 5’i 1 Yerde im Kurhaus Göggingen in Augsburg // Album "Todschick" von Nachtblut //

Von: Viktoria Hausmann

Stand: 07.03.2025

"Das kostbarste aller Güter" von Michel Hazanavicius

Ein kleines Mädchen wird von seinen Eltern schweren Herzens aus dem Todeszug nach Auschwitz geworfen. Eingewickelt in den Gebetsschal des Vaters. Es überlebt auf wundersame Weise und wird von einer gutmütigen Holzfällersfrau gerettet, die sich schon immer ein Kind gewünscht hat. Ihr Mann ist davon wenig begeistert. Auch weil jedem die Todesstrafe droht, der einen Juden versteckt.

"Das kostbarste aller Güter", der neue Animationsfilm von Oscarpreisträger und "The Artist"-Regisseur Michel Hazanavicius tarnt sich als Märchen. Ein leichter Unterhaltungsfilm ist diese Parabel über Menschlichkeit in Kriegszeiten aber nicht. Ein moralisches Dilemma nach dem nächsten zieht sich durch den Film. Allgegenwärtig das Misstrauen und die Güterknappheit des Krieges.

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman (Originaltitel: La plus précieuse des Marchandises) des französischen Schriftstellers Jean-Claude Grumberg, der wie Hazanavicius jüdische Vorfahren aus Osteuropa hat. Hazanavicius setzt bewusst auf Reduziertheit. Viele Szenen kommen sogar völlig ohne Dialog aus. Die Animation ist bewusst rau und in einer begrenzten Farbpalette gehalten, um der Welt das Aussehen eines Graphic Novels mit ernstem Thema zu geben. Trotzdem haben die groben Figuren etwas von der Ästhetik alter Märchenbücher und dieses wunderbar Märchenhafte zieht sich in vielen kleinen guten Handlungen durch den ganzen Film.

Mit seinen ernsten Themen ist "Das kostbarste aller Güter" nicht unbedingt der Film, den man sehen möchte, aber es ist eben der Film, den man angesichts der aktuellen Weltlage sehen sollte.

"Das kostbarste aller Güter" ist diese Woche im Kino angelaufen.

"Doppelte Spaßbürgerschaft" von 5’i 1Yerde

5’i 1 Yerde, auf Deutsch "Fünf auf einen Streich", sind die deutsch-türkischen Comedians Serhat Dogan, Fatih Çevikkollu, Sertaç Mutlu, Aydin Isisk und Kadir Zeyrek.

Nachdem sie alle einzeln in der Deutschen Stand-Up-Szene auftraten, entschlossen sich die Fünf zuerst zusammen als 5’i 1 Yerde ein komplett türkischsprachiges Comedyprogramm zu machen.

"Zu den türkischsprachigen Programmen kommen nur Menschen die Türkisch können. Es verwirren sich aber immer wieder deutschsprachige Menschen ins Publikum. Die sitzen dann da und merken: Ich versteh ja nur Bahnhof. Aber das steht immer auf den Plakaten überall drauf. Türkischer Stand-Up oder in deutschen Sprache. Also wir geben uns alle Mühe, das sehr klar zu kommunizieren."

Fatih Çevikkollu

Deswegen entschlossen sich die fünf Comedians auch ein deutsches Pendant anzubieten: das facettenreiche Comedyprogramm "Doppelte Spaßbürgerschaft" in dem die fünf sehr unterschiedlichen Komiker, mit deutschen und türkischen Klischees spielen und sich über interkulturelle Missverständnisse lustig machen. Garniert mit vielen witzigen und selbstironischen Geschichten aus ihrem Alltag.      

"Doppelte Spaßbürgerschaft" - Comedy auf Deutsch und Türkisch von 5’i 1 Yerde ist am 16. März 2025 im Kurhaus Göggingen in Augsburg zu sehen.

"Todschick" von Nachtblut

Laut Kritikern ist Heavy Metal keine Musik, sondern nur ohrenbetäubender Krach und hirnloses Gegröle in Kostümen mit viel Pyrotechnik. Soweit zumindest das Klischee. Kenner des Genres widersprechen da gerne. Denn hinter der oft sehr lauten und makabren Show steckt echte Gesellschaftskritik, die teilweise polarisiert. So auch bei der Osnabrücker Dark Metalband Nachtblut um den Frontmann und Sänger Athanasios Touziaridis, genannt Askeroth, die der Gesellschaft mit ihren feinsinnigen, lyrischen Texten den Spiegel vorhält. Sein Alter Ego Askeroth, mit keltischem Namen, ist laut Touziaridis für seine Auftritte nötig. Es spricht Dinge aus die er nie sagen würde.

Seit ihrer Gründung 2005 machen die vier Bandmitglieder mit ihren Liedern auf soziale Missstände aufmerksam und das mit großem Erfolg. So geht es zum Beispiel in ihren Liedern "Ich trinke Blut" (2012) um Massentierhaltung und in "Multikulturell" (2017) um Neonazis und Rassismus.

Ganz in dieser Tradition enthält ihr neues Album "Totschick" das als harmloses Trinklied getarnte Stirb langsam, dass eigentlich auf die Gefahren von Sucht und Abhängigkeit hinweist, das dezent fashionkritische Titellied Totschick und ihren aktuellen Hit "Das Leben der Anderen", in dem es um die Vereinsamung und den Neid in der heutigen Gesellschaft geht.


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