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Film, Podcast und Musik Grenzenlose Vielfalt

"Der Schatten von Caravaggio" in den deutschen Kinos // Podcast: "Die Wildfremden und wir: Bayerisch-deutsche Verstrickungen in den Kolonialismus" auf Bayern 2 // CD "Sons of Revolution" von Júlio Resende //

Von: Ulrich Möller-Arnsberg

Stand: 06.10.2023

"Der Schatten von Caravaggio"

In einem Brennpunkt-Viertel von Neapel sucht Michelangelo Merisi, der Meister des Chiaroscuro, der Hell-Dunkelmalerei, unter Raufbolden und Vagabunden ein Modell, das ihm für seine Arbeit möglichst authentisch und wahrhaftig erscheint.  Die Schlägerei, in die er dabei verwickelt wird, nimmt er in Kauf und wehrt sich. Es ist die Zeit der Wende vom 16. ins 17. Jahrhundert. In Italien polarisiert Caravaggio, wie Merisi nach dem Herkunftsort seiner Eltern genannt wird, die Gemüter. Die einzigartige Kirchenmalerei Caravaggios mit der starken emotionalen Ausdruckskraft seiner Figuren fasziniert den Klerus. Dass die Modelle aus der Gosse kommen, weniger. Und auch nicht, dass Caravaggio auch schon mal aus Notwehr getötet hat. War es Mord? Der Papst zieht Konsequenzen und beruft einen Inquisitor gegen Caravaggio.

Während der Inquisitor sich auf den Weg macht, als Schatten von Caravaggio zu recherchieren und zu richten, bietet ein Diener dem Papst an, die für ihn anstößigen Werke ins Depot verschwinden zu lassen. Doch Caravaggio, der in seinen Kirchenbildern genial das Profane und das Göttliche verbindet, hat mit dem Kardinal Scipione Borghese und der Marquise Costanza Colonna einflussreiche Freunde in Klerus und Adel. "Der Schatten von Caravaggio" von dem italienischen Regisseur Michele Placido, der vergangenes Jahr beim Festa del Cinema di Roma seine Weltpremiere feierte, ist ein eindrucksvoller, bildgewaltiger Historienfilm. Mit Riccardo Scarmacio in der Titelrolle und Isabelle Huppert als Caravaggios Mäzenin erzählt er dramaturgisch spannend von Merisis Anderssein als Maler.

"Der Schatten von Caravaggio" ist ab 12. Oktober in den deutschen Kinos zu sehen.

"Die Wildfremden und wir: Bayerisch-deutsche Verstrickungen in den Kolonialismus"

Die Vorfahren des Darstellers und Musikers Steve Swaartbooi wurden um die Wende zum 20. Jahrhundert aus Namibia vertrieben, als es deutsche Kolonie Südwestafrika wurde. Nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg macht die südafrikanische Apartheid Namibia zum Mandatsgebiet, bevor das Land 1990 schließlich unabhängiger Staat wird. Ein Beispiel kolonialer Geschichte, von der das Radio-Feature "Die Wildfremden und wir: Bayerisch-deutsche Verstrickungen in den Kolonialismus" von Markus Mayer erzählt. In detailreicher Analyse und mit viel Wissen aus Historikermund belegt, zeigt der Autor auf, wieweit einerseits die Ursprünge der Kolonialzeit in die Vorvergangenheit zurückreichen. Andererseits aber auch, wie sehr diese Zeit noch in der alltäglichen Sprache und deren Geläufigkeit nachwirkt.  

"Die Wildfremden und wir: Bayerisch-deutsche Verstrickungen in den Kolonialismus" von Markus Mayer ist ein hörenswertes Bayern 2-Stunden-Feature auf br.de/mediathek unter "podcast/nach-studio" und überall, wo es podcasts gibt, nachhörbar. 

"Sons of Revolution" von Júlio Resende

Der aus dem portugiesischen Faro stammende Pianist Júlio Resende hat sich einen Namen als Jazzmusiker und Jazzkomponist gemacht, bevor er sich mit der Fado-Tradition seiner Heimat beschäftigte. Was der 41-Jährige einst mit einer Hommage an die Sängerlegende Amália Rodrigues begründete, hat er ausgebaut. "Sons of Revolution" heißt Resendes aktuelles Album, das er den Poeten widmet, die 1974 die Nelkenrevolution in Portugal unterstützt und mit zum Erfolg geführt haben. Das militärische Regime sah sich damals gedrängt, eine provisorische Übergangsregierung zuzulassen, die schließlich zu einem demokratisch gewählten Parlament und zu einer neuen Verfassung führte.

Die Musik von Resendes Quartett ist weniger melancholisch als der Fado. Dessen bisweilen tiefsinnige Schwere weicht bei den vier Musikern einer heiter beschwingten Poesie.

Das Album "Sons of Revolution" ist bei ACT-Music erschienen.


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