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Theater und Musik Grenzenlose Vielfalt

"Kafkaesk" im Sensemble Augsburg // "Blessings" von Emilio // Theater Grenzenlos mit "Balance" in München // "Afrodiziak" von Bonbon Voudou //

Von: Viktoria Hausmann

Stand: 29.05.2024

"Kafkaesk" Sensemble Augsburg

"Kafka ist ja bis heute stilprägend für die Weltliteratur. Auf dem Theater wird ja oft der Prozess gespielt, aber wir machen was anderes. Und zwar lesen wir aus den Texten, nicht nur aus den Romanen, auch aus den Briefen, und spannen so einen Bogen durch sein gesamtes Leben. Wenn die Texte gelesen werden, entsteht sofort bei den Zuschauern und den Schauspielern eine erste Assoziation und die wird aufgegriffen und fortgetragen."

Sebastian Seidel, Sensemble Uraufführungstheaters Augsburg

Kafka ist bis heute der meistgelesene deutsche oder besser gesagt deutschsprachige Schriftsteller der Welt. Der 1883 in Prag geborene Kafka suchte zeitlebens seinen Platz, seine eigene Identität, zwischen dem deutsch-böhmischen, dem tschechischen und dem jüdischen in seiner Familie. Seine bizarren und zugleich nüchtern geschilderten Traumwelten haben seinen Namen sogar zu einem Adjektiv gemacht: Kafkaesk. Kafkaesk, so heißt auch die Impro-Lesung, die das Sensemble an seinem 100. Todestag aufführt.

Und ganz im Sinne Kafkas wissen nicht mal die Akteure auf der Bühne was genau passieren wird, erzählt der Schauspieler Christian Krug. Er übernimmt das Vorlesen. Seine Kollegen Birgit Linner und Jörg Schur spielen die Szenen spontan nach und der Pianist Marc Schmolling komponiert ebenfalls spontan passende Musik dazu. Für die frei assoziierten Lichteffekte setzt sich Theaterchef Seidel persönlich ans Mischpult.

"Kafkaesk" läuft am 03. Juni im Sensemble Augsburg. Beginn ist um 20:30 Uhr.

"Blessings" von Emilio

Emilio Sarkaya Moutaoukkil ist ein Multitalent. Wer ihn nicht als Rapper oder Karate-Meister kennt, hat ihn bestimmt schon mal im Kino oder Fernsehen gesehen. Der Berliner mit serbisch-marokkanischen Wurzeln spielte schon Rollen im "Tatort", den Netflix-Serien "Tribes of Europe" und "Warior Nun" und in Fatih Akins "Rheingold". Oft als Gangster oder als zu Unrecht Verdächtigter. Sein Kinodebüt hatte er in Bernd Eichingers "Zeiten ändern dich", einem Film inspiriert durch das Leben des Rappers Bushido, mit damals nur 14 Jahren. Seit seinem 15. Lebensjahr macht Emilio Musik. Mittlerweile verwendet er nur noch seinen Vornamen als Künstlernamen. In seinem neuen Album "Blessings" geht es um die letzten zwei Jahre seines Lebens:

"Ich glaube, dass jede Erfahrung ein Blessing sein kann, wenn man daraus die Richtigen Schlüsse für sein Leben zieht. Und ich habe so viele Fehler in meinem Leben gemacht und mache immer noch viele Fehler."

Emilio

"Blessings" geht in die poppige Richtung, setzt sich unter anderem mit Liebe, Tagträumen, roten Ampeln und früheren Freunden auseinander. Entstanden ist dabei ein Sound, der wie geschaffen ist für endlose TikTok Reels.

"Blessings" von Emilio ist bei Jive Records erschienen.

Theater Grenzenlos tourt mit "Balance"

Ein bedrohtes Wüstenkönigreich und zwei Ausgewählte auf einer langen Reise. Die Bühne ist karg, die Schauspieler tragen alle die gleiche braune Kleidung. Sie agieren gemeinsam in ihren Bewegungen werden zu Wäldern, Bergen und Hindernissen. Darum geht es in "Balance" einem komplett pantomimischen Stück, produziert vom Münchner Theater Grenzenlos. Ohne Dialog arbeiten sie immer, unter anderem aus Gründen der Inklusion, sagt Regisseur Viktor Schenkel:

"Wir machen sehr poetisches Theater und diese Kombination aus Poesie und Reduktion und der Möglichkeit eigene Antworten zu finden, schätzen sehr viele Menschen (…) Gerade, weil wir mit einer sehr vielfältigen Gruppe arbeiten und in einer sehr vielfältigen Gesellschaft leben, gibt es sehr viele unterschiedliche Perspektiven und Antworten dann auch."

Clara Hanae Tolle, Regieassistentin

Clara Hanae Tolle hat zusammen mit Viktoria Schenkel das Stück geschrieben. Der Cast besteht komplett aus Geflüchteten.

Das Theater Grenzenlos tourt aktuell mit "Balance" durch ganz Bayern, unter anderem kann man es von 4. bis zum 6. Juni im MUCCA, Kreativquartier Leonrodplatz in München, sehen und vom 18. bis 27. Juni in der Mohr-Villa in Freimann.

Bonbon Voudou

Kreolisch, afrikanisch, orientalisch und dabei immer zutiefst französisch und voller verspielter Leichtigkeit, so klingt "Bonbon Voudou". Das Duo besteht aus Oriane Lacaille und JereM Boucris. Seine Eltern sind beide Psychoanalytiker und er ist stolz auf seine maghrebinischen Vorfahren. Sie stammt von der französisch-afrikanischen Insel La Réunion im indischen Ozean, auf der die beiden auch leben. Orianes Vater, der international bekannte Akkordeonist René Lacaille, ist eine der wichtigsten Legenden der dort beheimateten kreolischen Musikstile Maloya und Séga. Nach ihren beiden Alben "African Discount" und "Cimetière Créole" erscheint nun ihre neue EP "Afrodiziak" in der es um Vodou-Rituale, Gewürze und die Klage missbrauchter Sklavinnen geht.

"Afrodiziak" erscheint am 7. Juni 2024 bei Heavenly Sweetness.


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