BR24 - Das interkulturelle Magazin


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Film, Comedy und Musik Grenzenlose Vielfalt

Dokumentarfilm "Schwarzer Zucker, rotes Blut" von Luigi Toscano im Kino // Mushin Omurca in Geretsried // Album "Renascence" von Cymande //

Von: Viktor Hausmann

Stand: 14.11.2024

Dokumentarfilm "Schwarzer Zucker, rotes Blut" von Luigi Toscano

Die heute 85-jährige Anna Strischkova wurde als Kleinkind von der Roten Armee aus Auschwitz befreit, namenlos und ohne Familie. Einziger Hinweis auf ihre Identität war die Nummer auf ihrem Arm. So begann eine spannende Suche, die der deutsch-italienische Fotograf und Filmemacher Luigi Toscano in seinem Dokumentarfilm "Schwarzer Zucker, rotes Blut festgehalten hat.

"Man muss ja wissen Anna wurde ja adoptiert. Ihre Adoptiveltern haben ihr die Nummer rausschneiden lassen. Auch um sie ein bisschen zu schützen. Und aus irgendeinem Grund hat sich ja da Fehler eingeschlichen (…) Dieser falschen Nummer sind wir nachgegangen, bis wir gemerkt haben, dass das gar nicht Anna, sondern eine 54-jährige Frau ist, die in Ravensbrück getötet worden ist."

Luigi Toscano

Erst mit Hilfe einer Bild Forensikerin vom LKA Stuttgart gelingt der Durchbruch. Doch das bleibt nicht die einzige Schwierigkeit. Das vergangene Grauen des Zweiten Weltkriegs trifft auf einmal auf das aktuelle Grauen des Ukrainekriegs. Und Anna Strichkova weigert sich, trotz der Gefahr, ihre Heimat zu verlassen.

Der Film "Schwarzer Zucker, rotes Blut" ist schwarz-weiß und statisch wie Toscanos berühmte Bildserie "Gegen das Vergessen" gehalten und wirkt gerade deshalb so unglaublich monumental. Für "Gegen das Vergessen" hat Luigi Toscano über 400 Holocaust-Überlebende auf der ganzen Welt porträtiert. Darunter auch die 103-jährige Margot Friedländer. Für seine Portraitserie erhielt Toscano das Bundesverdienstkreuz und wurde als erster Künstler von der UNESCO zum "Artist for Peace" ernannt.

Der gebürtige Mainzer stammt aus einer kinderreichen sizilianischen Gastarbeiterfamilie, die er früh verlies, weil beide Eltern alkoholkrank waren. Nach seinem Hauptschulabschluss arbeitet er erst in mehreren Gelegenheitsjobs, entdeckt spät seine Begeisterung fürs Fotografieren und Filmen und bringt es sich selbst bei.

"Schwarzer Zucker, rotes Blut" von Luigi Toscano kommt am 21. November in die Kinos.

Mushin Omurca

"Ist es euch nie aufgefallen? Die Deutschen reden mit ihren Hunden immer Hochdeutsch? Nie Kanakdeutsch? Nie 'Maxwell! Du mir Pantoffeln herbringen! Aber dalli!' Nein, immer schön höflich. 'Maxwell würdest du mir meine Pantoffeln aus der Küche bringen, Schatz?' Und dann dazu noch ein Bussi auf die Schnauze. Da wird man echt neidisch."

Muhsin Omurca

Er gilt als der Vater der migrantischen Stand-Up Comedy in Deutschland. Mushin Omurca, von Beruf Komiker, Cartoonist und Karikaturist, tritt seit 38 Jahren auf. Er gründete 1985 gemeinsam mit seinem Freund Sinasi Dikmen den Comedyclub "Knobi Bonbon" in seiner Heimatstadt Ulm. Speziell für ausländische Comedy. Und verdiente zuerst vor allem mit seinen Zeichnungen Geld. Am bekanntesten ist seine Cartoonserie "Kanakmän", die in der taz veröffentlicht wurde.

Was wenige wissen, der Begriff "Bio-Deutscher" stammt von ihm. Egal ob Bio, geprüft oder getürkt. Bei Mushin Omurca kann jeder über deutsch-türkische Klischees lachen, die Omurca besonders gerne absurd verzerrt. Sein Humor ist subtil, intelligent, aber nicht zu abgehoben. Da ist sein Alter Ego "Kanakmän", der Tags Deutscher und Nachts Türke ist, die Überlegung Haifische für Interkulturelle Verständigung einzusetzen und seine ganz persönliche zeichnerische Bauanleitungen für das Thema Integration, die er mit einem schwedischen Möbelhaus verbindet.

Mushin Omurca tritt mit seinem aktuellen Programm "Integration á la Ikea" am 22. November im Hinterhalt Theater in Geretsried auf.

"Renascence" von Cymande

Seit den frühen Siebzigern macht die afrobritische Funk Band Cymande gemeinsam Musik. Die acht Gründungsmitglieder unter anderem Steve Scipio (Bass), Patrick Patterson (Gitarre) und Ray King (Gesang / Percussion) sind alle Afro-Karibianer, lernten sich aber erst in der Londoner Underground Musikszene kennen. Ihr Bandname "Cymande" leitet sich von dem französisch-kreolischen Wort für Taube ab. Einem Vogel, dass für ihre Lieblingsthemen Frieden und Liebe steht.

Ihr Musikstil ist mit einer Mischung aus Funk, Soul, Reggae, Rock, Calypso und Jazz so vielfältig wie die verschiedenen karibischen Inseln, von denen sie stammen. Nach ihren ersten drei Alben löste sich Band 1974 auf, fand aber wieder zusammen, nachdem frühe HipHop-Ikonen wie DJ Kool Herc, Grandmaster Flash und The Fuges sie in den Achtzigern und Neunzigern als Vorbild entdeckten. Ein viertes, stark vom Rap beeinflusstes, Album folgte 2014 – "Better Late Then Never". Und auch jetzt scheint es nicht zu spät zu für ein Neues zu sein: "Renascence" - eine anglikanische Variante von Renaissance erscheint im Januar 2025 - die darin enthaltene Single "Chasing an Empty Dream" ist bereits jetzt verfügbar.


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