BR24 - Das interkulturelle Magazin


3

Literatur und Film Grenzenlose Vielfalt

Roman "James" von Percival Everett // Türkische Filmtage in München //

Von: Kathrin Reikowski

Stand: 12.04.2024

"James" von Percival Everett

Percival Everett wagt sich in seinem neuen Roman "James" an einen Klassiker der US-amerikanischen Literatur von 1876 und erzählt die Geschichten von Tom Sawyer und Huckleberry Finn aus der Perspektive des schwarzen Sklavenjungen Jim. Jim, der in "Die Abenteuer des Huckleberry Finn" mit Huck eine abenteuerliche Flucht auf dem Mississippi zurücklegt, heißt hier mit vollem Namen James, rückt in den Mittelpunkt, und entpuppt sich als kluger, sprachgewandter Strippenzieher.

Auch bei Everett brechen Huck und James zu einer fluchtartigen Reise auf, nur ist die Reise für James viel gefährlicher, weil er nicht gesehen werden darf, allein und ungefesselt in der Öffentlichkeit. James trägt grausame Bilder von Lynchmorden an Schwarzen im Kopf herum und muss um einiges gewitzter sein als Huckleberry Finn, um zu überleben.

Ein brillant geschriebenes Abenteuer, das nur anfangs etwas konstruiert wirkt, ein Perspektivwechsel, der sich nicht in Klischees erschöpft.

Der Roman "James" des US-amerikanischen Schriftstellers Percival Everett ist bei Hanser erschienen.

35. Türkische Filmtage in München

 "Viele Dinge sind in der Geschichte passiert, von denen wir nichts wissen", sagt einer der Protagonisten im Dokumentarfilm "Rodarkis i Arken" des türkischen Regisseurs Kerem Soyyilmaz. 2016 findet die Familie des Regisseurs bei Renovierungsarbeiten in einem Dorf bei Istanbul den Grabstein der jungen Griechin Chrysoula. Daraufhin macht sich Kerem Soyyilmaz auf die Suche nach der Familie der Toten. Chrysoulas Familie hatte das Grab der 1887 Verstorbenen zurücklassen müssen, als sie im Rahmen des Bevölkerungsaustausches nach dem Ersten Weltkrieg die Türkei verlassen und nach Griechenland auswandern musste.

"Rodakis´i Ararken" ist ein farbenprächtiger, anrührender Dokumentarfilm, der die Geschichte einer sechsjährigen Spurensuche erzählt, und mit einer besonderen Begegnung in Thessaloniki endet.

"Rodakis´i Ararken" ist am 20. April im Gasteig HP8 zu sehen, im Rahmen der 35. Türkischen Filmtage München. Start: 17. April.

Der Ehrenpreis geht dieses Jahr an Müsde Ar für ihren Film "Şalvar Davasi". Nach mehreren Jahren Abwesenheit kehrt die Protagonistin in das Dorf zurück, in dem sie aufgewachsen ist. Die Verhältnisse scheinen sich während ihrer Abwesenheit nicht so sehr verändert zu haben, das macht sie unzufrieden. Der Film zeigt die Geschichte einer Frau, die es schafft, allein durch ihren Willen ein ganzes Dorf aufzuwiegeln und für Veränderung zu sorgen.

Um starke Frauen geht es auch im Film "Cam Perde - Glass Curtain", der am 20. April im Royal Filmpalast mit deutschen Untertiteln gezeigt wird: Die Protagonistin Nesrin hat einen vierjährigen Sohn von einem übergriffigen Mann und versucht sich, von dem Mann zu lösen. Gleichzeitig hat sie eine neue Beziehung zu einem Mann, der ihr Kollege ist.

Die 35. Türkischen Filmtage München zeigen ungewöhnliches Arthouse-Kino mit neun Spiel-, acht Dokumentar- und zehn Kurzfilmen von engagierten Filmschaffenden an zwei verschiedenen Spielorten: Im Royal Filmpalast am Goetheplatz und im Gasteig HP8 in Sendling.

Die Türkischen Filmtage München finden von 17. bis 21. April statt.


3