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Literatur, Film und Musik Grenzenlose Vielfalt

"Schamrock Festival der Dichterinnen" in München // "The Apprentice" im Kino // Apsilons Debütalbum "Haut wie Pelz" //

Von: Viktoria Hausmann

Stand: 18.10.2024

Schamrock Festival der Dichterinnen

"Aussteigen, abspringen, entkommen, entschlüpfen, entwischen, fliehen, fliegen, davonfliegen. Winter. Sommer. Dark Souls. Gate open."

aus 'Farawayland'

Impressionen aus dem Gedicht "Farawayland" - weit entferntes Land - der österreichischen Schriftstellerin Patricia Brooks, die gemeinsam mit Poetinnen aus aller Welt am siebten Schamrock Festival der Dichterinnen in München teilnimmt. Das Fliehen und Fliegen der Teilnehmerinnen ist auch in diesem Jahr so wichtig, dass es sogar ins diesjährige Motto "Conference of the Birds" aufgenommen wurde. Das man zweideutig, als Konferenz der Vögel oder Konferenz der Damen übersetzen kann. Das passt, denn Poeten seien für die Gesellschaft sowas wie Kanarienvögel für ein Bergwerk, erklärt Festival Direktorin Augusta Laar.

"Die Poetinnen und Poeten sind sozusagen als Frühwarnsystem wahrnehmbar. Zu dem Motto hat uns die ukrainische Dichterin Irina Zilik inspiriert. Sie hat gemeint, dass die Dichter genauso sind wie die Kanarienvögel. Dass sie die Gesellschaft warnen vor Gefahren, die kommen. Den Krieg in der Ukraine haben die Dichter und Dichterinnen schon lange Jahre vorab verkündet."

Augusta Laar

Insgesamt nehmen Poetinnen aus zwanzig verschiedenen Ländern am Münchner Schamrock Festival teil. Zum Beispiel die irische Lyrikerin Victoria Kennefick, deren Vorbild Emily Dickinson ist. Die aus dem Iran geflohene Autorin Behnaz Amani, die bewegende Gedichte über ihre Zeit im Gefängnis schreibt. Oder die feministische Aktivistin und medizinische Anthropologin Stella Nyanzi, die ihre Heimat Uganda verlassen musste, weil sie unter anderem das dortige Präsidentenpaar zu heftig beschimpfte, nachdem Präsident Museveni ein Wahlversprechen über kostenlose Binden für Frauen nicht einhielt. Mit der Schweizer Musikerin Stella Glitter ist auch erstmals eine Transfrau mit dabei.

Das Schamrock Festival der Dichterinnen findet vom 25. bis 27. Oktober 2024 in der whiteBox im Münchner Werksviertel statt.

"The Apprentice"

In "The Apprentice" - zu Deutsch "der Lehrling", nach Trumps gleichnamiger Reality Show - bleibt der dänisch-iranische Regisseur Ali Abbasi ganz nah an der Wahrheit. So nah, dass der echte Donald Trump sogar versuchte die Weltpremiere bei den Filmfestspielen in Cannes per einstweiliger Verfügung zu verhindern. Abbasi hatte von Anfang an vor, beide politischen Lager mit dem Film zu verärgern.

Ali Abbasi geht für seinen Film bis in die 1970er und 80er Jahre zurück, in denen Trump anfangs noch der weitgehend unbekannte, persönliche Laufbursche seines dominanten Vaters Fred Trump ist und schließlich den ruchlosen, aus der New Yorker Bronx stammenden Anwalt Roy Cohn kennenlernt, der ihn unter seine Fittiche nimmt.

Der jüdische und angeblich heimlich schwule Anwalt Roy Cohn, der wegen seiner völlig skrupellosen, teils illegalen Methoden während der McCarthy-Ära zu einer kontroversen Figur der jüngeren amerikanischen Geschichte wurde, tritt in "The Apprentice" klar als unsympathischste Figur auf. Man nimmt dem aus der HBO-Serie "Sucession" bekannten Schauspieler Jeremy Strong sowohl die völlige Gefühlskälte als auch die tiefe Verachtung für Homosexuelle, Juden und Kommunisten ab, die der echte Cohn gehabt haben soll. Trump, gespielt von Marvel-Star Sebastian Stan ist natürlich von Anfang an sein eifriger Schüler.

Es mag wie ein Klischee klingen, dass ein Iraner einen Film dreht in dem ausgerechnet eine jüdische Figur sämtliche antisemitischen Vorurteile erfüllt. Doch auch hier bleiben Strong als Lehrmeister und Stan als Lehrling so nah wie möglich am historischen Original, ohne zu Karikaturen zu werden. Ali Abbasis "The Apprentice" begleitet Trumps Werdegang bis zum Ende der Achtziger, als er kurz vor der Scheidung mit Ivana (Maria Bakalova) steht und schon langsam über eine Zukunft als US-Präsident nachdenkt.

"The Apprentice" von Ali Abbasi ist diese Woche im Kino angelaufen.

Apsilons Debütalbum "Haut wie Pelz"

Er wurde schon 2023 für seine EP "Blei" zum "Lyricist des Jahres" bei den HipHop.de Awards ernannt. Jetzt legt er mit seinem Debütalbum "Haut wie Pelz" nach. Die Rede ist von Rapper Apsilon, mit richtigem Namen Arda Yolci. Geboren und aufgewachsen in Berlin. Als Enkel türkischer Gastarbeiter kennt Apsilons Musik vor allem ein Thema: Fremd sein und doch dazu gehören. Auch mit Alltagsrassismus beschäftigt er sich viel, zum Beispiel im Lied "Koffer". Nach vielen EPs und Kooperationen mit anderen Musikern, nun also das erste eigene Album mit sanften Klängen und harten Aussagen.

"Haut wie Pelz" von Apsilon ist Anfang Oktober bei Four Music Productions erschienen.


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