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Wazobia FM Nigerianisches Radio im Straßenslang

Der bunte Jugend-Sender 95.1 Wazobia FM hat das vor zehn Jahren. Neben cooler junger Afrobeat-Musik, spielt er auch eine sehr wichtige gesellschaftliche Rolle im Land. Unser Reporter Malcolm Ohanwe war eingeladen in den Wazobia FM-Studios und weiß warum, der Sender und vor allem die Sprache des Senders für das Land wo wichtig ist.

Stand: 26.08.2018 | Archiv

Der Moderator Steve "YAW" Onu ist eine große Nummer in Lagos, Nigeria. Der DJ und Journalist hat fast 700 Tausend Twitter-Follower. Und ich darf in sein Radiostudio. Als ich ihn mitten bei seiner Arbeit treffe, hagelt es direkt charmante Komplimente für meinen Hut und meinen Bart, danach geht der bunt gekleidete Yaw direkt ive auf Instagram. Er lässt Steve "Yaw" Onu auch direkt wissen, das Besuch aus Deutschland da ist: "Alright people, so I got a friend from Germany here today, they are here to an interview!!!"

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Doch bevor es zu besagtem „Interview“ kommt, huscht ein Kollege aus der Nachrichtenredaktion an YAWs Radio-Mischpult, denn zu jeden vollen Stunde müssen die News her. Ein schlacksige Nachrichtensprecher beginnt auf eine Meldung ins Mikrophon zu sprechen. Es geht um illegale Flüchtlinge aus Eritrea und Sudan in Israel. Sein Skript war auf Hochenglisch, die Meldung aber auf Pidgin: eine Mundart in Nigeria, die nur grob auf dem Englischen basiert, aber auch die einheimischen Sprachen Nigerias wie Yoruba, Igbo und Hausa miteinbezieht. Diese einheimischen Sprachen haben auch den Sendernamen Wazobia geprägt, sagt mir YAW.

"Wazobia heißt „Komm her“! Wa auf Yoruba, Zo auf Haussa, und Bia auf Igbo. Das sind die drei großen Sprachen des Landes, und deswegen heißt der Sender Wazobia."

Radio-Moderator Steve YAW Onu

Wazobia FM ist der erste Sender Nigerias komplett auf Pidgin. Das spricht –Gegensatz zum Standard-Englisch – so gut wie jeder im Land: Straßen-Slang als Erfolgsgeheimnis also:

"Der Radiosender ging 2007 in die Testphase, und war ein eher kleines Projekt. Das sollte nur ein Nischen-Produkt sein für in der Gesellschaft vernachlässigte Hörer werden. Das sollte echt nur ein Spatenprogramm sein. Aber wir haben die Erwartungen komplett übertroffen: Jetzt sind wir eine richtige Massenwelle geworden."

Radio-Moderator Steve YAW Onu

Und das zeigen auch die Zahlen: Wazobia FM ist die erfolgreichste von über 12 Wellen im Besitz des libanesisch-nigerianischen Medienmoguls Amin Moussalli. Sein Schwiegersohn, und Geschäftsführer der Abteilung für Wazobia Serge Noujaim, erklärt mir das anhand von bunten Grafiken, die die Reichweiten zeigen.

"Wazobia ist mittlerweile fast ständig die Nummer eins im Land. Sogar noch vor unserem als erstes gegründeten Sender Cool FM, Wazobia trifft mit seiner Comedy, der coolen Musik, und der jungen Sprache einfach die Massen."

CEO Wazobia FM Serge Noujaim

Die Hörer_innen erzählen realere Geschichten in der Umgangssprache, als im gestochenem Queen’s English. Normalerweise hätten viele Hemmungen oder Angst, wenn sie auf einmal Hochenglisch reden müssen. So aber bekommt Wazobia FM viele Anrufe von Fans, die sich endlich wohl fühlen im Programm und uns coole Storys liefern, erklärt Onu.Und obwohl diese Storys sich meist mit Boulevard, Popmusik und Jugendkultur beschäftigen, landen – u.a. von der Diaspora aus der ganzen Welt – auch sehr ernste Themen bei Wazobia FM:

"Wir kriegen Anrufe von Nigerianern die über die Sahara nach Europa flüchten und Hilfe brauchen, oder einige die in indonesischen Gefängnissen stecken und nicht mehr weiter wissen und ihre Geschichten erzählen."

Moderator Steve YAW Onu

Trotz dieser Erfolge – in einer Region tut sich der Sender schwer. Die Nordnigerianer hätten einfach einen ganz anderen Lifestyle. Da kann der Sender im sekulär-christlich geprägten Süden das Landes nicht so gut punkten. Durch Social Media wird versucht dem entgegenzuwirken. Für Noujaim, dem Geschäftsführer hat das aber auch mit sprachlichen Barrieren zu tun.

"In Abuja zum Beispiel geht es den leuten viel mehr um News und Tagesgeschehen, und im Rest des Nordens ist es einfach schwer, weil sie ihre Haussa-Wellen hören."

CEO Wazobia FM Serge Noujaim

Die Lösung für das Problem: Wazobia FM ist, wie man im hiesigen Jargon sagen würde, trimedial: Das heißt, jenseits vom Radio gibt es nun auch Wazobia TV als Fernseh-Marke und vor allem auch im Netz.

"24/7 sind wir auf Social Media. Dieser Tripod hier, den benutzen wir für Facebook Live! Hier überall gibt es Tripods, die alles aufzeichnen. Hier sind überall Kameras installiert, dass man online nichts von uns verpasst."

Steve YAW Onu

Deswegen liegt es auch auf der Hand das unser komplettes Gespräch auf Instagram UND Periscope live-gestreamt wurde, und zum Abschluss noch ein cooles Twitter-Foto hermusste.


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