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Schöner Wohnen für Alle München Neuperlach

Zu hässlich, zu anonym, zu grau: Das sagen die Kritiker über Neuperlach. Doch was dachten sich die Planer Ende der 60er Jahre als Europas größte Großwohnsiedlung im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus für 80.000 Menschen entstand?

Stand: 09.03.2016 | Archiv

Die Planer sind begeistert, Kritiker und Münchner irritiert: Neuperlach, der Münchner Stadtteil vom Reißbrett, polarisiert seit seiner Grundsteinlegung. Zu hässlich, zu anonym, zu monoton, zu grau - so lauten die gängigen Klischees über das Quartier im Osten der bayerischen Metropole, das Ende der 60er Jahre als Deutschlands und Europas größte Wohnsiedlung im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus entstand.

Auf dem Höhepunkt der Wohnungsnot sollte hier im boomenden Nachkriegs-München eine Heimat  für 80.000 Menschen entstehen.

Münchens erste Satellitenstadt

Geplant war eine neue „Stadt in der Stadt auf der grünen Wiese“, so urban wie das alte München, nur grüner und moderner. Mit 50 Prozent Sozialwohnungen und je einem Viertel freier Miet- und Eigentumswohnungen für die breite Mittelschicht der Angestellte und Beamten. Planer waren die Landeshauptstadt und Europas damals größter Baukonzern, die Neue Heimat. Eine Gesellschaft, die einst die Bundesrepublik zubetonierte und dann in einem spektakulären Skandal zugrunde ging.

50 Jahre später taucht die Dokumentation in den Alltag von Münchens erster und einziger Satellitenstadt ein. Wie lebt es sich in dem Stein gewordenen Utopia, das einmal für die Radikalität der 60er Jahre stand? Wie urteilt heute die Fachwelt über die in Neuperlach verwirklichte Vision vom menschenwürdigen, sozialen Wohnen?

Familienfreundliche Siedlung oder sozialer Brennpunkt?

Antwort darauf geben „Ureinwohner“ wie Christl Magnus und Werner Krappweis, die mit ihren Familien als eine der ersten in die neue Trabantenstadt zogen – angelockt von den praktischen Grundrissen der Wohnungen und der familienfreundlichen Infrastruktur. Tilos Balak hingegen wurde in den 80er Jahren hier geboren und erlebte als Jugendlicher, wie das Viertel als vermeintlicher sozialer Brennpunkt immer öfter in die Schlagzeilen geriet. Drei Neuperlacher, für die hier ihre Heimat ist. Doch das Negativimage belastet den Stadtteil bis heute.

Aus Sicht von Architekten und Städtebauern wie Professorin Sophie Wolfrum sowie dem Architekturkritiker Gerhard Matzig ist Neuperlach bis heute das für München unverzichtbare große Wohnungsreservoir – mit einem Manko: die Retortenstadt hat immer noch kein zu Ende gebautes Zentrum.

Buch und Regie: Carina Bauer
Redaktion: Stefanie Baumann


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