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Y-Kollektiv Nahost-Konflikt in Deutschland

Montag, 04.11.2024
00:00 bis 00:25 Uhr

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2024

Ein Jahr nach dem 7. Oktober sind die Folgen auch in Deutschland unübersehbar. Die Zahl antisemitischer wie auch islamfeindlicher Straftaten hat sich etwa verdoppelt. Besonders linke Subkulturen sind gespalten: Eine israelfeindliche Minderheit schürt mit Boykottaufrufen ein Klima der Einschüchterung und teils Gewalt. Wer lediglich Solidarität mit den Opfern der Hamas ausdrückt, wird schnell als Zionist gebrandmarkt und öffentlich an den Pranger gestellt. Juden werden pauschal für die Kriegsführung der Netanyahu-Regierung verantwortlich gemacht. Die pro-palästinensische Linke kennt oft nur noch Freund oder Feind. Auf der anderen Seite leiden auch muslimische und arabische Menschen in Deutschland unter einer Drohkulisse. Mädchen mit Kopftuch werden angegriffen, Moscheen und Friedhöfe beschmiert. In Zeiten des politischen Rechtsrucks ist der Krieg in Gaza ein willkommener Vorwand, Hass auf Araber ungehemmter auszuleben denn je. Doch gibt es auch Hoffnung, die Spaltung zu überwinden? Y-Kollektiv-Reporter Jan Stremmel geht auf die Spurensuche entlang des Grabens, der insbesondere im linken Milieu aufgebrochen ist. Er besucht pro-palästinensische Protestcamps an Universitäten, wo kaum ein Wort über die israelischen Geiseln verloren wird. Und wo Studierende, die sich solidarisch mit Israel zeigen, häufig Anfeindungen ausgesetzt sind. Bei einer Selbsthilfeveranstaltung in Neukölln trifft er moderate Deutsch-Palästinenser, die sich allein gelassen und als Terror-Sympathisanten gebrandmarkt fühlen. Selbst Kinder werden in der Schule dafür ausgegrenzt, palästinensische Wurzeln zu haben. Jan Stremmel begleitet die Manager des Berliner Clubs About Blank, die nach Boykottaufrufen und Angriffen aus der pro-palästinensischen Szene ums finanzielle Überleben kämpfen – obwohl der Club sich jahrelang explizit für das Schicksal der Palästinenser eingesetzt hat. Gleichzeitig trifft er auch radikale Demonstranten von "Queers for Palestine", die ebensolche Boykottaktionen gutheißen und sich nicht klar von der Terrororganisation Hamas distanzieren wollen. Wie kann Deutschland diese Spaltung überwinden? Versöhnlichere Töne erlebt das Filmteam bei einer Queer-Show von Judy La Divina in Berlin, einer israelischen Dragqueen, die öffentlich mit dem Publikum über den Nahostkonflikt diskutiert. Auch die Deutsch-Palästinenserin Joanna Hassoun gibt nicht auf, sondern alles dafür, dass beide Seiten miteinander im Gespräch bleiben. Nur so könne der Konflikt überwunden werden.

Redaktion: Mike Lingenfelser