Offener Vollzug Ein Staatsschauspiel von und mit Gerhard Polt und der Biermösl Blosn
Samstag, 05.05.2012
22:40
bis 00:10 Uhr
- Untertitel
BR Fernsehen
In "Offener Vollzug", das eineinhalb Jahre (2006/2007) auf dem Spielplan des Münchner Residenztheaters stand und in dieser Zeit immer ausverkauft war, sieht man Gerhard Polt in einer Irrenanstalt. Er räsoniert über Landespolitik und Konsumterror, schimpft auf korrupte Politiker und windige Unternehmer. Vom nationalistischen Grantler verwandelt er sich in einen Arbeitsamtchef, empfiehlt einem verzweifelten Langzeitarbeitslosen seinen Traumjob - als Bettler vor der Oper. Als Almosier würde er nämlich nicht nur seine Kasse aufbessern und ganz nebenbei die des Staates schonen, sondern auch den reicheren Bevölkerungsschichten moralische Entlastung bieten. Virtuos wechselt Polt die Rollen und Charaktere und seziert den täglichen Politwahnsinn. Immer dann, wenn Polt sich zu sehr aufregt, stecken ihn herbeigeeilte Pfleger in die Zwangsjacke. Die Biermösl Blosn ist dabei weit mehr als ein musikalischer Rahmen: Sie sind das thematische Gerüst, der kongeniale Kommentar zum tagtäglichen Wirklichkeitswahnsinn.
Gerhard Polt und die Biermösl Blosn, das sind Erfolgsgaranten für süddeutsch geprägtes Theater: bissig, satirisch, das wirkliche Leben immer fest im Blick - vor allem das wirkliche bayerische Leben. Dabei ist es nicht ausgeschlossen, dass den Zuschauern das Lachen im Hals stecken bleibt, wenn sie ihr eigenes Handeln und Denken in einer der aufgezeigten Facetten wiederkennen. Urs Widmer hat aus den Monologen Polts und der genialen Musik der Biermösl Blosn einen unterhaltsamen, aber neben der ganzen Gaudi auch einen nachdenklichen Abend inszeniert. Pointengenau ließ Widmer das bayerische Anarcho-Quartett miteinander agieren oder gekonnt aneinander vorbei spielen. Die Aufzeichnung aus dem Residenztheater in München vom 22.12.07 war eine der letzten Vorstellungen dieses Stücks.
Besetzung
Rolle: | Darsteller/Darstellerinnen: |
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_ | Gerhard Polt |
Redaktion:
Annette Siebenbürger