stationen.Dokumentation Das Fenster zur Welt - Die Geschichte des Zweiten Vatikanischen Konzils
Mittwoch, 25.07.2012
19:00
bis 19:45 Uhr
- Untertitel
BR Fernsehen
2012
Als Johannes XXIII., der eigentlich nur als Übergangspapst gedacht war, 1959 erstmals ein Konzil ankündigte, überraschte er alle. Auch die großen Ziele für das Konzil benannte Johannes XXIII. mit großer Zuversicht und Gottvertrauen: eine Kirche die sich öffnet, um sich den Menschen und der Welt zuzuwenden. Roncalli wollte eine Kirche, die den Menschen von heute in einer zeitgemäßen Sprache ihre Frohe Botschaft so nahebringen kann, dass sie auch ankommt. Zu Beginn verortet die Dokumentation das zeitgeschichtliche und gesellschaftliche Umfeld des Konzils Anfang der 1960er-Jahre: Die Welt steckte im Kalten Krieg fest. Während sich die Kirche in Rom auf eine Öffnung zur Welt vorbereitete, wurde in Berlin quer durch die Stadt eine Mauer gebaut. Viele Kolonialländer erhielten ihre Unabhängigkeit. In Deutschland kam die Anti-Baby-Pille auf den Markt. Unmittelbar nach der Eröffnung des Konzils brachte die Kubakrise die Welt an den Rand einer atomaren Katastrophe. Und ein Jahr später wurde J.F. Kennedy erschossen. Namhafte Zeitzeugen, die das Konzil in Rom miterlebt haben, wie der Mainzer Kardinal Karl Lehmann, Professor Hans Küng, Hans Maier für die Laien oder der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl, geben mit ihren Berichten im ersten Teil der Dokumentation eine differenzierte Sicht auf die Abläufe während der Beratungen im Petersdom. Die Dokumentation zeichnet entscheidende Sitzungsverläufe nach. Das Ergebnis waren vielfach bahnbrechende Dokumente der Kirche: das uneingeschränkte Bekenntnis zur Religionsfreiheit, die Aussöhnung mit dem Judentum, die Reform der Liturgie, die Öffnung zur Moderne, ein neues Selbstverständnis der Kirche als Gemeinschaft aller Glaubenden, eine Aufwertung der Laien und ein klares Bekenntnis der Kirche zu ihrer Weltverantwortung. Das Zweite Vatikanische Konzil wurde zu einer prägenden, nachhaltigen Neupositionierung mit richtungsweisenden Impulsen für die Zukunft der katholischen Kirche. Der zweite Teil der Dokumentation (BFS 1.8.12) widmet sich den Umsetzungen der Konzilsbeschlüsse in den Ortskirchen und Pfarreien sowie den Auswirkungen für die Kirche insgesamt, zuvorderst bei der gesamtdeutschen Synode in Würzburg. Anschaulich zeigt der Film am Beispiel damals junger Priester die Begeisterung und Aufbruchsstimmung in den Pfarreien: von den Kirchenneubauten bis zu den neuen Liedern und Gesängen in der Liturgie. Doch es gab auch erheblichen Widerstand gegen das Konzil und die damit verbundenen Veränderungen. Viele der Dokumente, die als Kompromisse formuliert wurden, erlauben jetzt sehr unterschiedliche Interpretationen. Der Film dokumentiert diesen kontroversen Diskurs über die Auswirkungen des Konzils. Auffallend aber ist, dass fast alle, die mit Sorge suchen und fragen, wie es nun weitergehen kann mit der Kirche, sich auch heute noch auf das Zweite Vatikanische Konzil berufen.
Regie:
Andreas Gruber
Redaktion:
Elisabeth Möst
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STATIONEN widmet sich den Fragen und Themen unserer Zeit. Die Macherinnen und Macher der Sendung tauchen tief ein in Religionen, Spiritualität und Gesellschaft. Sie erkunden, wie Menschen leben, denken und fühlen - in ihrer persönlichen Glaubenswelt, in ihrem Berufsleben und in ihrem gesellschaftlichen Engagement. STATIONEN lädt ein, eine eigene Orientierung zu finden.