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ZUM 30. TODESTAG VON RAINER WERNER FASSBINDER Martha

Mit subtiler seelischer Grausamkeit versucht Helmut Salomon (Karlheinz Böhm), seine junge Frau Martha zu einem Wesen zu formen, das seinen Vorstellungen entspricht, ihm mit Körper und Seele gefügig ist. | Bild: WDR

Samstag, 09.06.2012
22:10 bis 00:00 Uhr

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Deutschland 1974

Martha ist Anfang 30 und hatte noch nie eine Beziehung mit einem Mann. Bei einem Besuch in Rom begegnet sie Helmut. Ihr Treffen ist nur ein flüchtiger Moment, doch es hat große Folgen. Zurück in Deutschland trifft Martha den attraktiven 45-Jährigen auf einer Hochzeitsfeier wieder. Für Martha, die noch immer bei ihren Eltern wohnt und in einer Bibliothek arbeitet, steht fest, dass sie Helmut heiraten wird. Und so geschieht es. Nach der Hochzeitsreise bezieht das junge Ehepaar ein Haus, das Helmut für Martha gekauft und eingerichtet hat. Zunächst sind beide glücklich. Zunehmend zeigt sich jedoch, dass Helmut Martha ganz nach seiner Vorstellung formen will. Heimlich kündigt er hinter Marthas Rücken ihre Stelle in der Bibliothek, er lässt das Telefon entfernen und isoliert Martha völlig von der Außenwelt. Nur noch für ihn soll sie da sein. Allmählich wandelt sich Marthas Liebe zu Helmut in Furcht. Als ihr Mann beruflich verreist, trifft sich die vereinsamte Frau heimlich mit einem ehemaligen Kollegen aus der Bibliothek. Doch der misstrauische Helmut erfährt von der Verbindung. Martha gerät in Panik und unternimmt einen Fluchtversuch. Nach einem Unfall erwacht sie im Krankenhaus, nun für immer an den Rollstuhl gefesselt. Helmut steht an ihrem Bett. Jetzt gehört sie ihm ganz.

Fassbinders 1974 für den WDR inszeniertes schwarzes Melodram entstand nach einer Vorlage von Cornell Woolrich und wurde im selben Jahr im Fernsehen uraufgeführt. Seine Kinopremiere erlebte der Film erst 1994, nach einem 20 Jahre dauernden Rechtsstreit, bei den Filmfestspielen Venedig. Für Karlheinz Böhm, dem Publikumsliebling der 1950er-Jahre war "Martha" Mitte der 70er-Jahre die große Chance, sich als Charakterschauspieler zu beweisen - und Böhm nutzte sie grandios. In der weiblichen Hauptrolle brilliert Margit Carstensen. Kameramann Michael Ballhaus fotografierte den düstern Stoff in kongenialen Bildern und mit eleganten Kamerafahrten. Der Klassiker entstand tatsächlich als "Nebenprodukt" in Fassbinders ungemein produktiver Kinokarriere, als die Dreharbeiten zu "Fontane - Effi Briest" unterbrochen werden mussten und der Regisseur die Zeit nutzte, um mit "Martha" eine weitere Geschichte über die Unterdrückung einer Frau in der bürgerlichen Institution Ehe zu inszenieren. "Martha" eröffnet den Filmabend zum 30. Todestag Rainer Werner Fassbinders im Bayerischen Fernsehen.

Besetzung

Rolle: Darsteller/Darstellerinnen:
Martha Margit Carstensen
Helmut Karlheinz Böhm
Mutter Gisela Fackeldey
Vater Adrian Hoven
Marianne Barbara Valentin
Ilse Ingrid Caven
Kaiser Peter Chatel

Regie: Rainer Werner Fassbinder
Redaktion: Walter Greifenstein