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Rätsel Siebenschläfertag

27. Juni Rätsel Siebenschläfertag

Stand: 27.06.2014

Siebenschläfer | Bild: picture-alliance/dpa

Naturkundler bestreiten schlankweg, dass der gemeine Siebenschläfer irgend etwas mit dem 27. Juni und dem Wetter in den Wochen danach zu tun habe. Sie wollen uns glauben machen, der Siebenschläfer sei lediglich ein nachtaktives Nagetier aus der Familie der Bilche, das aussieht wie eine zu groß geratene Maus, einen siebenmonatigen Winterschlaf hält und ansonsten von der Menschheit ziemlich übel behandelt worden sei: In früheren Jahrhunderten galten Siebenschläfer als Leckerbissen, schon von den Römern wurden sie gemästet und verspeist.

Legendäre Ursprünge

Und in der Tat, weitere Recherchen ergeben, dass der Siebenschläfertag ganz andere Ursprünge hat. Er geht auf eine Legende zurück, der zufolge im 3. Jahrhundert der böse Kaiser Decius sieben christliche Jünglinge in einer Höhle einmauern ließ. Ganze 195 Jahre später, am 27. Juni 446, habe man die Sieben schlafend entdeckt, worauf sie erwachten, ihren Glauben bekannten - und bald darauf starben. Die sieben Jünglinge wurden wie Heilige verehrt, ihr Gedenktag wurde natürlich der 27. Juni und der tierische Siebenschläfer bekam von ihnen seinen Namen.

Frankens Wetter-Abt

Der nächste historische Halt ist dann im 17. Jahrhundert fällig: bei Mauritius Knauer, Abt des Klosters Langheim bei Bamberg. Knauer war ein begeisterter Naturforscher, der sich ausgiebig mit Wetterphänomenen befasste und alte Bauernregeln in seinem "Calendarium oeconomicum practicum perpetuum" zusammentrug. Zum 27. Juni stand darin zu lesen: "Ist der Siebenschläfer nass, regnet's ohne Unterlass". Oder: "Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag". Zur Zahl Sieben hatte der Abt überhaupt ein besonderes Verhältnis. So glaubte er, dass sich das Wetter im Sieben-Jahres-Zyklus wiederholt, was ihn seiner Überzeugung nach befähigte, Vorhersagen für entsprechende Zeiträume zu erstellen.

Acht von zehn Sommern

Allerdings machte Knauer die Einschränkung, dass seine Prognosen nur für das Land Franken gültig seien - eine Anmerkung, die in späteren Ausgaben seines Werkes schlicht weggelassen wurde. Die Popularität der Knauerschen Bauernregeln wurde dadurch im Laufe der Zeit nur noch größer, auch wenn Wissenschaftler über sie die Nase rümpften. Doch liegen die alten, holprigen Wetterreime wirklich so falsch? "Der Spiegel" stellte im Jahr 2000 fest: "Diese Bauernregel bewahrheitet sich im kontinentalen Süddeutschland in acht von zehn Sommern; im küstennahen Norden erreicht sie immerhin noch eine Trefferquote von 67 Prozent".

Rehabilitierte Bauernregeln

Für München soll die Trefferquote der Bauernregeln in der Tat bei 80 Prozent liegen - zwar nicht für den 27. Juni, aber wenn man die Wetterlage in der ersten Juliwoche mit den folgenden Wochen vergleicht. Diese kleine Verschiebung tut den Bauernregeln auch keinen Abbruch, denn sie entstanden vor der gregorianischen Kalenderreform im Jahr 1582. Rechnet man diese Reform ein, fällt der Siebenschläfertag eigentlich auf den 7. Juli, also in die erste Juliwoche. Auch die Anmerkung Mauritius Knauers, seine Vorhersagen bezögen sich nur auf Franken, wird von heutigen Statistiken gestützt: Die Trefferquote ist in Süddeutschland deutlich höher als im Norden. Somit betrachten wir die Bauernregeln als rehabilitiert und den tierischen Siebenschläfer auch: Er mag keine Kälte, schläft gerne viel und hat somit unsere Sympathie.