BR-München Handstand-Lucki wird 75
Buchstäblich "Hand-Werkzeuge": Ludwig Hofmaiers Souvenirs ruhmreicher Tage, Erinnerungen zum Beispiel an das Jahr 1964, als er vom Regensburger Domplatz aus bis München gegangen ist - auf den Händen! 132 Kilometer – Weltrekord!
Dem Lucki haben Applaus und Anerkennung gut getan. Aber gereicht hat’s ihm noch nicht:
"Ich habe mir gedacht: 'Das mache ich noch weiter.' Und bin dann anschließend ein halbes Jahr später auch wieder von Regensburg aus, vom Domplatz, von Regensburg nach Rom bis zum Vatikan."
Ludwig Hofmaier
"Das ist immer etappenweise gewesen: Drei Kilometer – kleine Pause, fünf Minuten, wieder drei Kilometer bis ich unten war, über den Brenner rüber."
Ludwig Hofmaier
Nach drei Monaten dann im römischen Kreisverkehr! Bis zur Endstation Petersplatz waren über 200 Paar Handschuhe verschlissen. Nicht nur die Lokalpresse hatte ihre Schlagzeilen, es folgten Fernsehshowauftritte für den Handstand-Lucki und geworben wurde auch gleich mit ihm.
Gewiss, für seine Handgeherei hat der ein Meter 55 große junge Mann als deutscher und bayerischer Meister im Turnen gute Voraussetzungen mitgebracht. Dass er aber auch das Zeug zum Schauspieler und Artisten hatte, ahnte wahrscheinlich nicht einmal er selber: "Play Harlekin" heißt der Film, den der Schauspieler, Theaterregisseur und Filmemacher Wendl Sorgend 1966 gedreht hat. Der ursprünglich für die Hauptrolle engagierte Schauspieler verunglückte am ersten Drehtag. Wendl Sorgend wusste nicht weiter:
"Mir hat ein Assistent gesagt: 'Warum nimmst du nicht den Lucki Hofmaier?' Ich habe gesagt: 'Gut, dann lassen wir uns ihn mal anschauen.' Dann haben wir ihn uns angeschaut und der Mensch ist so ungeheuer, dass ich gesagt habe: 'Den nehmen wir!'"
Wendl Sorgend
"Das muss ich schon sagen: es hat sich schon verändert. Ich habe auch etwas Geld verdient und habe das auch ein bisschen ausgeschlachtet, habe Autogrammstunden gegeben, bin auf den Dächern aufgetreten. Damals habe ich 100 Mark bekommen."
Ludwig Hofmaier
Er hatte halt immer schon ein eigenes Verständnis von "Bodenständigkeit" – und sein "Boden" durfte gern hoch über dem Scheugässchen etwa in der Regensburger Altstadt liegen. Absolut aberwitzig! Welche Strapazen für das Nervenkostüm des Regisseurs! Und dazu noch Lucki-typische "Einlagen":
"Steigt die Dachrinne hoch: da hat eine Frau ahnungslos im dritten Stock Mittagessen gekocht und er schaute in die Küche, und die Frau hat beinahe der Schlag getroffen."
Wendl Sorgend
"Wenn ich heute hinauf schaue, dann wird mir schlecht. Heute könnte ich das nicht mehr machen. Nein, wenn ich heute hochschaue, muss ich mit dem Kopf schütteln."
Ludwig Hofmaier
Wer nun annimmt, der Gipfel des Wahnsinns sei überschritten, irrt. Wie haben denn die Fernsehkollegen anno 71 die Erlaubnis für das Folgende bekommen? Turnen auf einem bayerischen Nationaldenkmal! Der Lucki genießt’s!
"Die ganz Welt in seinen Händen": Ein stimmiger Song für unseren Handstand-Lucki, für einen Mann mit einer Geschichte, die keiner glauben würde, wenn es nicht solche Bilder gäbe.
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Siggi Kiener, Montag, 28.November 2016, 11:11 Uhr
1. einmalig, der Kerl!
Ich habe ihn noch selbst erlebt. Wenn ich in Regensburg zu Tun hatte war ja sein Lokal gleich neben dem Versorgungsamt, später dann an der Nibelungenbrücke.
Wie ich ihn dann bei `Bares für Rares´gesehen habe war ich happy! Gut hast Dich gehalten Wiggerl, Du bist halt der Glanzpunkt in dem Verein. Mach weiter so und werd´ hundert Jahre, ich wünsch Dir´s.
Da Siggi, ein alter Schwandorfer.