BR Fernsehen Schlachtschüssel beim "Alten Fritz"
Schlachtschüssel – das klingt massiv, schwer und blutig. Die Tradition des Schlachttags und der Schlachtschüssel hat sich an einigen Orten noch erhalten und findet immer neue Fans.
"Sag einmal, Rainer, wie oft habt ihr da Schlachttag?"
Reporterfrage
"Jede Woche schlachten wir einmal, und das immer Mittwoch. Und dann gibt es eine Schlachtschüssel. Auch die jüngeren Leute wissen das wieder zu schätzen, dass es so was gibt. Der Schweinskopf wird auf jeden Fall zur Schlachtschüssel mitgekocht. Dann kommt der Speck in die Blutwürste. Die Abschnitte werden mitgekocht für Leberwurst. Wir wollen ja von einer Sau nix wegschmeißen. Das sind wir der Sau schuldig, dass man alles verarbeitet. Wenn schon ein Tier sterben muss, dann sollte man auch alles verarbeiten, von Kopf bis Fuß."
Rainer Mayer
Die Schweine kriegt der Rainer vom Bauern im Nachbardorf, von Gerhard Schötz. Die Bestellung für nächste Woche: die Ferkelchen haben aber noch Schonfrist.
"Also, bringst du am Montag wieder fünf Stück wie immer. Ja, da hast du schon ein wenig größere… Ja, mein Vater hat sie schon hier bezogen. Und ich beziehe sie auch noch. Wir haben kurze Wege. Es sind drei bis vier Kilometer vom Bauern zu uns. Die Tiere werden nicht lang umeinander gefahren, und der Bauer ist dabei, wenn er die Tiere zum Schlachten bringt. Dann sind die schön ruhig. Das ist schon wichtig."
Rainer Mayer
Seit 1829 ist die Familie Mayer schon hier ansässig – eine lange Tradition. Und Schlachtschüsseltage laufen wohl schon seit jeher gleich ab.
"Dass die Sauköpfe richtig gekocht sind; nicht zu weich und nicht zu fest. Da machen wir Blut-Leber-Krautwürste draus, Salzknöchla, Kesselfleisch natürlich – alles, was dazu gehört bei der Schlachtschüssel. Damit wir halt bald fertig werden. Damit man alles Mittag am Tisch hat. Da muss man anfangen, und dann geht es zack zack."
Rainer Mayer
"1956 habe ich das Lernen angefangen. Ich habe bloß zwei Schwestern gehabt. Dann war das früh festgestanden, dass ich das lernen muss und Metzger werden muss."
Georg Mayer
Hinten in der Küche bereitet die Senior-Chefin Gunda schon alles fürs Schlachtschüsselessen vor:
"Die Hauptarbeit haben ja die Männer draußen bei der Schlachtschüssel. Mir ned so. Kartoffel für den Kartoffelsalat, ein wenig Sauerkraut, Haxn, Salzknöchla sind des, gesalzene Knöchla. Das ist ein Schmeer, das wird ausgebraten zu Schweinefett, das, was an den Rippen ist beim Schwein innen, das wird durchgedreht und ausgebraten. Und die Grieben kriegen im Winter die Vögel als Vogelfutter."
Gunda Mayer
Verwendet wird wirklich alles, auch das Blut für die Blutwurst natürlich. Jetzt fehlen nur noch die Leberwürste. Schaut zunächst ziemlich, sagen wir mal, "gewöhnungsbedürftig" aus, schmeckt aber später prima. Übrigens muss sich der Rainer langsam ranhalten, wenn das Essen bis Mittag alles frisch auf dem Tisch stehen soll.
"Ja, so ein Schlachttag, das ist schon meistens ein stressiger Tag, aber das sind ja meistens auch andere Tage. Aber das sind ja nicht alle Tage so wie heute. Da helfen alle mit zusammen. Wenn es einmal pressiert, wenn viel los ist, dann machen halt alle mit. Ohne Familie geht es nicht. Das ist die Hauptsache, denn ohne Familie kannst du so einen Betrieb gar nicht führen."
Rainer Mayer
Und dann ist es wie jeden Mittwoch: pünktlich um 12 sind die Würste fertig, das Schlachtschüsselessen kann beginnen. Es gab eine Zeit, da schien sich keiner mehr für die alte Traditon zu interessieren. Doch dank Wirtsleuten wie den Mayers kommen die Leute wieder, bis aus Nürnberg sogar – zum unschlagbaren Preis.
"Ich denke, dass die Leute das wieder zu schätzen wissen – es gibt ja eh immer weniger. Und ich denke, dass die Leute gerne zu ihrem heimischen Metzger und Wirt gehen, damit das auch erhalten bleibt."
Rainer Mayer
Metzgerei und Wirtshaus gehören hier einfach schon seit Generationen zusammen, bei der Familie Mayer in Haunritz in der Oberpfalz.