BR-München Flüchtlinge im Kloster
Endlich Zeit zum Toben im Klostergarten – für Honey aus Äthiopien und Nikita aus der Ukraine das Highlight am Nachmittag. Schon seit einem guten Jahr wohnen die beiden Jungs mit ihren Familien hier im Kloster bei Schwester Alexia.
Schwester Alexia lebt in Vierzehnheiligen, in der Nähe von Bamberg in Oberfranken, in der Gemeinschaft der Franziskus-Schwestern. Rund um die Uhr kümmert sich die 69-Jährige um die zehn Flüchtlinge, die ihr Kloster aufgenommen hat: Zu ihren Aufgaben zählt auch die Hausaufgabenbetreuung.
"Ich war ja lange als Lehrerin tätig, und das ist für mich dann so ein kleiner Ersatz. Ich habe immer mit Kindern gearbeitet, und so macht es mir eigentlich schon viel Spaß."
Schwester Alexia
"Mir gefällt’s, weil ich mit Schwester Alexia lachen kann."
Sofia
Flüchtlingen zu helfen, das gehört zum Selbstverständnis der Franziskus-Schwestern. Hier gibt es keine Massenunterkünfte, sondern dezentrale Wohnungen im Kloster, einer Schutzinsel, in der sich niemand vor Brandanschlägen fürchten muss.
Die Schwestern haben bereits im Balkankrieg bosnische Familien aufgenommen. Und das hat gut geklappt. Deswegen waren alle Schwestern für weitere Flüchtlingshilfe.
"Als wir die Bilder im Fernsehen immer gesehen haben, Syrien, das Land, das uns ja auch biblisch sehr vertraut ist, dann wussten wir: Da wollen wir helfen. Ich bin zum Bürgermeister gegangen, ich bin zum Landrat gegangen; es hat dann eine Zeitlang gedauert, aber es hat doch dann gefruchtet, und es war schließlich doch eine gute Zusammenarbeit."
Schwester Regina Pröls, Generaloberin, Franziskus-Schwestern, Vierzehnheiligen
Die Franziskus-Schwestern waren im Landkreis Lichtenfels mit die ersten, die Flüchtlinge aufgenommen haben. 40 Schwestern leben nun Tür an Tür mit Familien aus der Ukraine und aus Afrika, jung und alt, Christen und Moslems. Jeder lässt dem anderen seinen Glauben. Für Entspannung zwischen den Kulturen sorgen die getrennten Wohnzimmer; nur die Küche wird gemeinsam benutzt.
Mit einer Ausbildung zum Hauswirtschaftsgehilfen wollen Mohammed aus Sierra Leone und Tigist aus Äthiopien in eine friedliche Zukunft starten. Fürs Kochen nehmen sie sich gerne Zeit. Beim Thema „Zeit“ gibt es die größten kulturellen Unterschiede. Um pünktlich mit afrikanischen Flüchtlingen beim Arzt zu sein, bestellt Schwester Alexia sie oft eine Viertelstunde früher ein.
Bei der jungen Mutter Isi aus Äthiopien haben sich noch Zwillinge angekündigt. Aufregende Momente fürs ganze Kloster.
"Große Probleme gibt es in diesem Sinne nicht, aber sie nehmen es nicht so genau mit der Pünktlichkeit. Die haben eine ganz andere Zeiteinteilung wie wir. Sie haben auch nicht dieses schnelle Tempo wie wir; sie haben nicht diese Hektik. Sie haben die Ruhe weg. Manchmal muss man schon warten, bis sie da sind."
Schwester Alexia Hoderlein, Franziskus-Schwestern, Vierzehnheiligen
Ganz anders bei den Schulkindern: Sie haben einen festen Tagesablauf; Nikita zählt heute zu den Klassenbesten.
"Bei uns in der Schule funktioniert das super. Man merkt das gar nicht, dass Nikita ein Flüchtlingskind ist. Da stehen auch so viele Leute dahinter, auch die Schwestern. Die haben da super mitgeholfen."
Kathrin Hemkendreis, Grundschule Bad Staffelstein
Nikita ist also angekommen – auch dank der Unterstützung des Klosters. Die Schwestern wissen, dass sie nicht die ganze Welt retten können. Dennoch haben sie noch lange nicht die Grenzen des Machbaren erreicht. Das nächste Projekt steht bereits an: Deutschunterricht für weitere Flüchtlinge.