BR Rock mit Gottes Segen
Im Kloster Irsee, einem barocken Kloster im Allgäu, wird auch dieses Jahr wieder ein Rockmusik-Workshop abgehalten. Rund hundert Amateurmusiker kommen zusammen, um von früh bis spät in die Nacht unter fachkundiger Anleitung gemeinsam zu üben und zu musizieren.
Wirklich rockig klingts noch nicht, morgens um neun bei "Rock im Schloss": Stimmübungen zum Warmwerden mit Gesangslehrerin Carolin Roth.
Daniela ist das erste mal dabei. Vormittags wird ein Duett einstudiert, das schon am Abend aufgeführt wird. Keiner weiß, mit wem er dann auf der Bühne stehen wird. Alle Instrumente proben getrennt:
"Das ist eigentlich das Beste: weil die Band findet sich ja spontan zusammen auf der Bühne, und das ist immer irgendwie Überraschung. Und da kann man sich einfach ausprobieren, wie man reagiert. Man kriegt hier einfach die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu machen und Auftritte einfach zu üben, also diese Auftrittssituation zu üben vor dem Ernstfall sag ich mal. Ich bin auf jeden Fall nervös, ja."
Daniela
Bei den Gitarren gehts mittlerweile ordentlich zur Sache: Für die meisten hier ist „Rock im Schloss“ mehr als nur ein Musikworkshop: Ein Gemeinschaftserlebnis. Dozent Wolfgang Zenk und Teilnehmer Peter sind Brüder:
"Rock im Schloss hat sowas von Landschulheim für Erwachsene; es ist wirklich so. Es sind auch viele Wiederholungstäter von den Teilnehmern, und man kennt die Leute. Da sind aber auch wieder neue Gesichter."
Wolfgang
"Schullandheim für Erwachsene – das trifft‘s grad. 100 Leute, die so in einer guten Stimmung miteinander zurechtkommen. Und da gibt‘s Leute, die viel können, und da gibt‘s welche, die wenig können. Kein Mensch zieht über die, die wenig können, her. Die sind alle mit dabei und jeder toleriert jeden. Das find ich ganz klasse, das erlebt man sonst fast nirgends mehr."
Peter
Und dann wird‘s ernst am späten Nachmittag: 100 Musiker spielen sich gegenseitig was vor und wer mit wem, weiß noch keiner. Wer spielen will, geht einfach auf die Bühne.
"Gleich gehts los, und wir haben das Stück ja erst heute geprobt und geübt. Und mal schauen, wie es dann wird. Die Überraschung ist ja immer, mit welchen Leuten steht man gleich da auf der Bühne, wer ist in der Band drin."
Daniela
Ein bisschen Durcheinander, und wie von selbst formiert sich eine Band – und manchmal auch ein bisschen mehr, weiß Veranstalter Eric Kisser aus eigener Erfahrung:
"Absolut! Hier haben sich Paare gebildet, unter anderem ich mit meiner Frau, ja tatsächlich. Und bei manchen anderen ist es auch so, dass sie sich tatsächlich im Workshop oder im Workshopumfeld als Paar gefunden haben. Das find ich eine wunderschöne Geschichte."
Eric Kisser
Nur zur Erinnerung: die Band spielt das erste Mal zusammen!
"Also, ich meine, es hat jeder im Prinzip so ein bisschen Bühnenangst. Das ist auch der Sinn des Workshops, dass sie eben jeden Abend auf die Bühne gehen und jeden Abend wirklich dieses vor Menschen singen üben."
Carolin Roth