BR Fernsehen - Alpen-Donau-Adria


1

TV Slowenien Auch alte Kleider machen Leute

Wir wünschen uns immer neue Dinge, neue Kleidung, obwohl wir sie eigentlich nicht brauchen: Tauschbörsen, Secondhandgeschäfte und die Weiterverarbeitung von Altkleidern für neue modische Kreationen sind Alternativen.

Von: Katja Stamboldžioski

Stand: 08.07.2018 | Archiv

Receycelte Mode | Bild: BR

Aktuellen Angaben zufolge werden in Slowenien an die 18.000 Tonnen Kleidung jährlich weggeworfen. Das sind mehr als zehn Kilogramm pro Einwohner. Die Schüler der Mittleren Handelsschule in Ljubljana haben darüber nachgedacht, wie sie mit der weltweiten Modeindustrie verbunden sind und welches Verhältnis sie zu Kleidung haben.

"Ja, für mich ist Mode wichtig und wenn ich zum Beispiel Markenkleidung trage, fühle ich mich auch besser. Mein Selbstbewusstsein steigt."

Anja Vasiljević, Schülerin

Anja Vasiljević

Die Schülerinnen haben herausgefunden, dass der Großteil der Kleidung in der Dritten Welt hergestellt wird. Deshalb scheinen die Probleme, die diese Industrie verursacht, weit weg zu sein.

"Was glauben Sie, was ist der Grund dafür, dass wir so viele Etiketten haben, auf denen steht, dass die Kleidung in China, Indien und anderen Staaten Asiens hergestellt wurden?"

Tina Trdin, Verei Humanitas

Die Antworten der Schülerinnen lauten: "Kinderarbeit" und "Billigarbeiter"

"Die Modeindustrie ist eine der größten Industrien weltweit. Sie beschäftigt mehr als 22 Millionen Menschen, was bedeutet, dass auch der Einfluss der Modeindustrie auf die Umwelt und auf die Gesellschaft sehr groß ist."

Prof. Almira Sadar, Lehrende an der naturwissenschaftlich-technischen Fakultät der Universität Ljubljana

Nachhaltige Mode versucht, den Umwelt- und Gesellschaftsaspekt zu berücksichtigen. So sind auch in Slowenien Good Practice-Beispiele im Bereich der nachhaltigen Mode entstanden, Secondhand-, und Vintage-Geschäfte und andere interessante Initiativen.

Beim Roten Kreuz Slowenien wird viel Kleidung angeboten, es bleibt aber auch viel in den Lagern. Dort wird sie von Freiwilligen sortiert und einmal pro Woche bei einer Tauschbörse angeboten. Hier bekommt man Vintage-Stücke aus nicht mehr bestehenden Textilfabriken im ehemaligen Jugoslawien, die bei den Besuchern sehr beliebt sind.

"Im Wesentlichen funktioniert es so, dass die Menschen Nahrungsmittel und Hygieneartikel spenden. Jeder Artikel wird mit einem Kupon bewertet und dann kann mit diesem Kupon laut dem geltenden Tauschwert dafür Kleidung eingetauscht werden."

Jošt Derlink, Tauschbörse

Jošt Derlink

Auch die Freiwilligen kleiden sich mit Vintage-Stücken, die sie unter der gespendeten Kleidung entdecken.

Der Verein "Ökologen ohne Grenzen" geht das Problem der überflüssigen Kleidung anders an. Man konzentriert sich auf die Lösung des Umweltproblems mit Textilien, die auf Mülldeponien enden:

"So begannen wir darüber nachzudenken, was wir bei der Müllentsorgung tun können. Vor der Ablagerung auf Mülldeponien hat natürlich die Wiederverwertung Vorrang und am Ende auch die Müllvermeidung. Bei Textilien würde das heißen, dass man neue, unnötige Einkäufe vermeidet."

Urša Zgojznik, Verein Ökologen ohne Grenzen

Sie organisieren nun schon das siebte Jahr monatlich eine Kleidertauschbörse für die Besucher des Events. Bei den Slowenen war das zunächst etwas negativ besetzt; heute sind aber solche Tauschbörsen weit verbreitet.

"Seit Januar versuche ich mit Null-Müll zu leben und ich habe festgestellt, dass das wirklich wunderbar ist. Die Garderobe kann man austauschen, wenn man Stücke übrig hat."

Eine Besucherin der Tauschbörse

Was bei der Tauschbörse übrig bleibt, wird an einen sozioökonomischen Betrieb in Dravograd weitergegeben. Dieser Betrieb sammelt Textilien, die von den Leuten in 130 Containern in ganz Slowenien abgegeben werden. Die Mitarbeiter leeren die Container und sortieren die Textilien im Betrieb:

"Hochqualitative T-Shirts werden für Putzlappen geschnitten. Wir haben weiße und bunte aus unterschiedlichen Materialien. Der Stoff wandert auch in die Nähabteilung, wo dann neue Dinge entstehen."

Slavko Rožič, sozioökonomischer Betrieb Zadruga Dobrote Dravograd

Einmal monatlich wird am Tag der offenen Tür kostenlos Kleidung an Menschen gespendet, die sich in einer Notlage befinden. Auf diese Art und Weise lebt die Kleidung weiter und endet nicht auf der Mülldeponie.


1

Kommentieren

Gabriel Lauchard, Sonntag, 08.Juli 2018, 17:20 Uhr

1. meine MEINUNG

sehr guter Bericht ! und echt tolle und urbane Initiativen da in Slowenien , da sieht man das Slowenien ein nachhaltiges und entwickeltes Land ist !